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Tolstois Albtraum - Roman

Tolstois Albtraum - Roman

Titel: Tolstois Albtraum - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Pelewin
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malte er darunter einen Sack und schrieb das griechische Wort » γάτες « darauf.
    »Ich glaube, es schreibt sich so«, überlegte er. »Ich hätte es auch auf Russisch schreiben können, aber so ist es kabbalistischer … Jetzt habe ich sicher alles.«
    Er nahm das Blatt, rollte es zusammen und hielt es an die Flamme der Kerze. Das Papier fing Feuer. T. drehte das Blatt hin und her, damit es nicht zu schnell verbrannte, und verfütterte es dem Feuer, dann fing er behutsam den mürben Trichter der Asche auf und ließ das letzte Fetzchen Papier abbrennen. In seiner Hand blieb eine schrumplige grau-schwarze Papierrolle, die aussah wie eine Birkenrindenurkunde, die zu lange in der Erde gelegen hatte.
    T. streifte die Asche in das Wasserglas und rührte mit dem Finger um. Im Glas bildete sich eine gleichmäßige trübe Suspension.
    Die Tür wurde geöffnet.
    »Graf«, sagte Major Kudassow, »es ist Zeit … Gestatten Sie, was machen Sie da? Wagen Sie es nicht!«
    Er stürzte zu T., aber bevor er es verhindern konnte, hatte T. das Glas zum Mund gehoben und trank, dem Gendarmen direkt in die Augen blickend, das ganze Wasser in zwei Schlucken aus.

XXVIII
    Es war Abend. Ariel Edmundowitsch Brahman hatte soeben die Deckenlampe angezündet und ging gerade zu seinem Schreibtisch, auf dem die Turingmaschine surrte und der Kaffee dampfte, als vor ihm etwas aufblitzte und ein lautes elektrisches Knacken ertönte.
    Ariel Edmundowitsch sperrte verwundert den Mund auf.
    Über dem Tisch, direkt über dem Stapel frisch ausgedruckter Seiten, hing eine Kugel, die aussah wie ein großer Luftballon mit durchsichtigen Wänden. Darin befand sich Graf T., und zwar so, wie man ihn für gewöhnlich darstellt: rechts und links ein Revolver, den Strohhut in den Nacken geschoben. Nur war er winzig klein, wie ein Spielzeugbär, und in der Hand hielt er einen Sack mit einem unverständlichen griechischen Wort.
    »Hervorragend sehen Sie aus, Ariel Edmundowitsch«, sagte T. »Man sieht gleich, dass Sie im Urlaub waren.«
    Stille trat ein, nur unterbrochen von einem melodischen Sprechgesang, der aus den Seitenteilen des grauen Gehäuses der Turingmaschine drang:
    »Immer fröhlich, immer munter, Europa geht den Bach hinunter / dafür lässt sich Schanna Friske 91 nicht lang bitten und zeigt jedem ihre Titten!«
    In Wirklichkeit sah Ariel nicht besonders gut aus. Er war zutiefst erschrocken, selbst durch die Sonnenbräune konnte man sehen, wie bleich er geworden war – das fast verblasste Veilchen unter dem Auge war nun wieder leuchtend blau.
    »Wer singt da?«, fragte T.
    »Das ist ›Grauzone Zollabwicklung‹«, erwiderte Ariel, »eine Jugend… Zum Teufel … was geht hier eigentlich vor? Was wollen Sie hier?«
    »Sie haben, glaube ich, nie um Erlaubnis gefragt, bevor Sie in meiner Welt aufgetaucht sind.«
    »Wie kommen Sie hierher?«
    »Ganz einfach«, erwiderte T. »Wenn man mit Ihnen sprechen will, kann man Sie mit Ihrem eigenen Ritual herbeirufen. Es ist viel einfacher, als ich gedacht hätte.«
    Ariel ging zur Wand und setzte sich auf einen schmalen Diwan, der mit einer Art hellblauem Katzenfell bezogen war.
    »Wie gefällt Ihnen die Szene in Jasnaja Poljana?«, fragte er im Versuch, sich wieder zu fangen. »Das haben wir gut hinbekommen, nicht wahr? Vor allem der Inder ist gut gelungen, richtig lebensecht. Jetzt brauchen wir nur noch einen Namen für ihn …«
    T. deutete auf den Stapel Ausdrucke auf dem Tisch.
    »Machen Sie klar Schiff?«
    Ariel nickte.
    »Die Zwischenkorrektur«, sagte er. »Pantelejmon hat befohlen, wir sollen Mitjas ganze Liebe 92 rauswerfen und stattdessen den Starez Fjodor Kusmitsch radikal herausarbeiten. Es wird ein erbauliches Buch, für Leser ab fünfzehn Jahren, deswegen ersetzen wir die erotischen Szenen durch Auslassungszeichen in Form von neun Sternchen. Die habe ich gerade eingefügt. Und jetzt werde ich den Lama Dschambon rausschmeißen.«
    »Wieso?«
    »Das hat Pantelejmon angeordnet. Den Typen habe ich nicht bestellt, sagt er. Unser Metaphysiker zeigt ihm den Vertrag, und da steht es ganz deutlich: ›Gestaltung der Figur eines Lamas, der die Erkenntnis erlangt.‹ Pantelejmon sagt, bei euch hat er aber die falsche Erkenntnis erlangt. Woraufhin der Metaphysiker sagt, dafür ist er aber jetzt erleuchtet. So einer könnte doch ruhig im Buch vorkommen. Wie auch immer, wir sollen jedenfalls die buddhistische Linie etwas vereinfachen. In dem Sinne, dass der ganze sogenannte tibetische Buddhismus ein

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