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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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und schnackischten Gesellen, die mir jemals vorgekommen sind, und in Ihrer Lebensgeschichte muß etwas Wunderbares enthalten sein, welches ich, wie Sie bekennen müssen, ein Recht zu vernehmen habe.« – »Ich bekenne das,« antwortete Benjamin, »und bin bereit und willig sie Ihnen zum besten zu geben, wenn Sie hinlängliche Muße dazu haben, denn ich versichre Sie, es wird dazu Zeit und Weile erfordert!« Jones versicherte ihn, er habe niemals mehr Muße gehabt als jetzt. »Wohlan denn,« sagte Benjamin, »ich [83] will Ihnen gehorchen. Erst aber will ich die Thüre abschließen, damit uns niemand unterbrechen könne.« Er that das und darauf näherte er sich mit einem sehr feierlichen Wesen dem Jones, und sagte: »Ich muß damit anfangen, daß ich Ihnen sage, Herr Jones, daß Sie selbst der größte Feind gewesen sind, den ich jemals gehabt habe.« Jones war ein wenig betroffen über diese unvermutete Erklärung. – »Ich Ihr Feind, Herr?« sagte er mit vielem Erstaunen und etwas strengem Blicke. – »Ja werden Sie nur nicht böse,« sagte Benjamin, »denn ich versichre Sie, daß ich Ihnen darüber nicht böse bin. Sie sind völlig unschuldig an dem Vorsatze, mir irgend etwas zu leide zu thun, denn Sie waren damals noch ein Kind. Aber, ich glaube, ich werde das alles in eben dem Augenblick enträtseln, da ich Ihnen meinen Namen nenne. Haben Sie jemals, Herr, etwas von einem gewissen Rebhuhn gehört, der die Ehre hatte für Ihren Vater gehalten zu werden, und das Unglück, daß ihn diese Ehre ins Verderben brachte?«
    »Ich habe wirklich von diesem Rebhuhn gehört,« sagte Jones, »und habe beständig geglaubt, ich sei sein Sohn.« – »Wohlan mein Herr!« antwortete Benjamin, »ich bin dieser Rebhuhn, aber ich spreche Sie hiermit von allen kindlichen Pflichten gegen mich frei und ledig, denn ich versichre Sie, daß Sie mein Sohn nicht sind.« – »Wie!« versetzte Jones, »und ist es möglich, daß Ihnen ein ungegründeter Verdacht alle diese böse Folgen zugezogen haben kann, die mir gar zu wohl bekannt sind?« – »Möglich ist es,« schrie Benjamin, »denn es ist wirklich an dem; aber ob es gleich den Menschen natürlich genug ist, selbst die unschuldigen Ursachen ihrer Leiden zu hassen, so bin ich doch von einer verschiedenen Denkungsart. Ich habe Sie beständig geliebt, seitdem ich Ihr Betragen gegen den schwarzen Jakob gehört, wie ich Ihnen schon gesagt habe, und ich werde durch diese wunderbare Zusammenkunft überzeugt, daß Sie geboren sind, mich für alles das, was ich über diesen Punkt gelitten habe, schadlos zu halten. Ueberdem träumte mir die Nacht vorher, ehe ich Sie sah, daß ich über einen Stuhl strauchelte ohne mir Schaden zu thun, welches mir ganz deutlich anzeigte, daß mir etwas Gutes begegnen würde; und vergangene Nacht träumte mir abermal, ich ritte auf einer milchweißen Stute hinter Ihnen her, welches gar ein vortrefflicher Traum ist und ein großes Glück bedeutet, dem ich auf dem Fuße zu folgen entschlossen bin, wofern Sie nicht die Grausamkeit haben, mir mein Begehren abzuschlagen.«
    »Es sollte mir sehr lieb sein, Herr Rebhuhn,« antwortete Jones, »wenn es in meinem Vermögen stände, Ihnen für die meinetwegen erlittenen Widerwärtigkeiten Ersatz zu leisten, ob ich gleich für jetzt dazu noch keine Wahrscheinlichkeit sehe. Indessen verspreche ich Ihnen, [84] daß ich Ihnen nichts abschlagen will, was nur in meinen Kräften steht, Ihnen zu gewähren.«
    »In Ihren Kräften steht es gewiß genug,« erwiderte Benjamin, »denn ich verlange nichts weiter, als die Erlaubnis, daß ich Sie auf dieser Reise begleiten dürfe. Ja mein Herz ist hierauf dermaßen gestellt, daß, wenn Sie mir's abschlagen sollten, Sie einen Bader und Barbier in einem Atem zugleich töten würden.«
    Jones antwortete lächelnd: »Es sollte ihm leid thun, an einem so großen Verluste fürs gemeine Wesen schuld zu sein.« Er brachte darauf verschiedene Klugheitsgründe bei, um den Benjamin (den wir künftig Rebhuhn nennen wollen) von seinem Vorsatze abzubringen. Alle aber waren vergeblich. Rebhuhn steifte sich gewaltig auf seinen Traum von der milchweißen Stute. – »Und überdem, Herr Jones,« sagte er, »habe ich, das versichre ich Sie, eine ebenso warme Liebe für die Sache unsres Vaterlandes, als nur ein Mensch haben kann, und hinziehn will ich nun einmal, Sie mögen mir's erlauben, in Ihrer Gesellschaft mitzugehn oder nicht.«
    Jones, der ebensoviel Gefallen an Rebhuhn fand, als nur Rebhuhn an ihm

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