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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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einem schmunzelnden Lachen hinzu: »Ich meine nur, ich hatte dir die volle Ladung gegeben! Ja, ich verlangte ausdrücklich, der ehrliche Junker sollt's dir nicht verzeihen, denn du weißt, nachdem er sich einmal dir zu gunsten erklärt hatte, konnte ich bei einem Menschen von seiner Gemütsart ein solches Begehren mit aller Sicherheit wagen; und es war mir daran gelegen, sowohl deinet-als meinetwegen, der geringsten Möglichkeit eines Verdachts vorzubeugen.«
    Kapitän Blifil schien damals gar nicht acht hierauf zu geben, in der Folge aber machte er davon einen höchst wichtigen Gebrauch.
    Eine von den Maximen, welche der Satan bei seinem letzten Umherzug auf Erden seinen Jüngern hinterließ, heißt: Wirf den Stuhl mit dem Fuße um, wenn du nicht selbst mehr sitzen magst; [50] oder deutlicher: Wenn du durch Beihilfe eines Freundes dein Glück gemacht hast, so laß dir raten, und setz' ihn beiseite, sobald du kannst.
    Ob der Kapitän sich diese Maxime deutlich dachte, mag ich nicht gewiß bestimmen; so viel aber läßt sich mit Zuversicht sagen, daß seine Handlungen ohne alle List und Gefährde von diesem satanischen Grundsatze hergeleitet werden können, und in Wahrheit möchte es schwer halten, irgend einen andern Bestimmungsgrund dafür aufzufinden; denn kaum war er im Besitz seiner teuren Brigitta und ausgesöhnt mit Alwerth, als er begann, seinem Bruder eine ziemlich kalte Miene zu zeigen, die dann täglich zunahm, bis sie zuletzt Grobheit und jedermann sehr sichtbar wurde.
    Der Doktor machte ihm insgeheim über dies Benehmen Vorstellung, konnte aber keine andere Genugthuung erlangen, als die folgende trockene Erklärung: »Wenn dir in meines Schwagers Hause irgend etwas nicht nach dem Kopfe ist, Bruder, so weißt du, daß dir's frei steht, es zu meiden.« Diese unerhörte, grausame und fast unbegreifliche Undankbarkeit des Kapitäns ward dem Doktor ordentlich ein Nagel zu seinem Sarge. Denn Undank durchbohrt das menschliche Herz niemals tiefer, als wenn er von solchen Personen erwiesen wird, welchen zu Gefallen man über die Grenzen der Redlichkeit hinausgeschritten ist. Große und edle Handlungen mögen von denen, zu deren Besten man sie gethan hat, aufgenommen und vergolten werden wie sie wollen, ihr Bewußtsein gibt uns immer einigen Trost; was für Beruhigung aber können wir in einem so stechenden Jammer finden, welchen die undankbare Begegnung unsres Freundes verursacht, wenn unser verletztes Gewissen zu gleicher Zeit sich gegen uns empört und uns darüber schilt, daß wir es im Dienste eines so Unwürdigen befleckt haben?
    Herr Alwerth sprach selbst mit dem Kapitän zum Besten seines Bruders und verlangte zu erfahren, was für ein Versehen der Doktor begangen habe? Da beging denn der hartherzige Bösewicht die Niederträchtigkeit, zu sagen, daß er ihm niemals die Anschwärzung vergeben würde, wodurch er ihn aus Herrn Alwerths Gunst zu setzen getrachtet habe; welche er, wie er vorgab, aus ihm herausgelockt hätte, und eine solche Grausamkeit wäre, die keine Verzeihung stattfinden ließe.
    Alwerth sprach in sehr scharfen Ausdrücken über diese Erklärung, welche, wie er sagte, keinem menschlichen Geschöpfe geziemte. Er zeigte wirklich einen so ernstlichen Unwillen gegen ein unversöhnliches Gemüt, daß sich der Kapitän endlich stellte, als hätten ihn seine Gründe überzeugt, und äußerlich that, als wäre er versöhnt.
    [51] Was die neue Ehegattin anbelangt, so schwebte die jetzt in ihren Flitterwochen, und war so inniglich in ihren Gemahl verliebt, daß er ihr nie Unrecht haben zu können schien und sein Mißvergnügen über irgend eine Person war für sie ein hinreichender Grund, ihm völlig beizutreten.
    Der Kapitän war auf Alwerths Vorstellung, wie wir gesagt haben, dem äußern Ansehen nach mit seinem Bruder ausgesöhnt; aber der alte Groll steckte ihm im Herzen; und er fand so manche Gelegenheit, ihm hievon insgeheim Winke zu geben, daß dem armen Doktor zuletzt das Haus ganz unerträglich ward, und er sich lieber allen Unbequemlichkeiten, die ihn in der Welt betreffen möchten, preisgeben, als noch länger diese grausamen und undankbaren Beleidigungen von einem Bruder erdulden wollte, für den er so viel gethan hatte.
    Einst war er willens, Herrn Alwerth die ganze Beschaffenheit der Sache zu entdecken; allein er konnte es nicht über sich gewinnen, ein Geständnis zu thun, wodurch er einen so großen Teil des Vergehens auf sich selbst laden mußte. Dazu kam, daß je schwärzer er Herrn

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