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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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derer nachzugehen, welche geboren sind, diese Erquickungen zu genießen. Der stämmige Pflüger wartet jetzt auf bei dem Lever seines Gespannes am Landbau, des Ochsen; der grübelnde Künstler, der fleißige Handwerker, springen auf von ihren harten Matratzen, und nun beginnt die wackere Hausmagd die verpolterten Spielzimmer wieder [267] aufzuräumen und zu putzen, derweil die nachtschwärmenden Urheber dieser Unordnung in kurzem unterbrochenen Schlummer sich herumwälzen und werfen, als ob die Härte der Flaumfedern ihre Ruhe unterbräche.
    Im kunstlosen Ausdruck: die Glocke hatte kaum sieben geschlagen, als die Damen reisefertig waren, und als auf ihr Begehren der Herr Graf und seine Equipage bereit stunden, ihre Aufwartung zu machen.
    Und nun erhob sich eine kleine Schwierigkeit, und diese war, wie Seine hochgräfliche Gnaden selbst fortkommen sollten? Denn obgleich in den ordinären Postkutschen, wo die Passagiere eigentlich nur für so manches Stückchen Gepäcke geachtet werden, der sinnreiche Postillion ein halbes Dutzend mit aller Bequemlichkeit in einen Platz für Viere hineinstopft; denn er weiß es sehr künstlich zu machen, daß die fette Gastwirtin, der wohlbeleibte Aldermann nicht mehr Raum bekommen, als das enggeschnürte Jüngferlein oder der schlanke Stangenläufer, weil es in der Natur der Gedärme liegt, daß sie, wenn man sie scharf drückt, nachgeben, und sich in einen engen Raum bequemen: so hat man doch noch nie versucht, diese Art zu packen, in jenen Fuhrwerken zu versuchen, welche man zum ehrenvollen Unterschiede herrschaftliche Kutschen nennt, obgleich sie oft geräumiger sind als die andern.
    Der edle Graf wollte dieser Schwierigkeit dadurch ein baldiges Ende machen, daß er sich sehr höflicherweise die Erlaubnis ausbat, sein Reitpferd zu besteigen; darein wollt' aber Madame Fitz Patrick keineswegs willigen. Sonach ward beschlossen, daß die Zofen wechselsweise einander ablösen, und des Herrn Grafen Pferd reiten sollten, welches also zu dem Ende ungesäumt mit einem Quersattel belegt wurde.
    Nachdem in dem Gasthofe alles berichtigt worden, entließen die Damen ihre bisherigen Pferde und Vorreiter, und Sophie machte dem Gastwirt ein Geschenk, teils um die blauen Flecken zu waschen, welche er unter ihrer eignen Person, bekommen hatte, teils um die Schmerzen zu vergüten, welche er unter den Händen ihrer wütenden Kammerjungfer erlitten hatte. Und jetzt erst entdeckte Sophie einen Verlust, der ihr einige Unruhe verursachte, und dieser bestand in der Banknote von hundert Pfund, womit ihr Vater sie bei ihrer letzten Unterredung beschenkt hatte, und welche nebst einer andern unbedeutenden Kleinigkeit den ganzen Reichtum ausmachte, den sie für jetzt besaß. Sie suchte allenthalben, kehrte und schüttelte alle ihre Taschen durch und durch, aber vergebens; die Banknote war nirgends zu finden, und Sophie wurde zuletzt völlig überzeugt, daß sie solche aus der Tasche verloren hätte, als sie das Unglück [268] hatte, auf dem dunkeln Anger vom Pferde zu fallen, wie wir damals anzeigten. Ein Faktum, das um so wahrscheinlicher schien, da sie sich erinnerte, daß damals eine Unordnung in ihren Poschen vorgefallen, und daß sie kurz vor ihrem Falle große Schwierigkeiten gehabt hätte, das Tuch hervorzuziehen, welches sie Madame Fitz Patrick gegeben, um damit ihr Kasket festzubinden. Unglücksfälle von dieser Art, was für Ungelegenheiten solche auch nach sich ziehen können, sind ohne Zusatz von Geiz nicht vermögend ein Gemüt niederzuschlagen, in welchem sich nur irgend einige Stärke befindet. Sophie also, ob ihr gleich in ihrer Lage nichts unzeitiger begegnen konnte als dieser Zufall, brauchte nicht viele Zeit, um diesen Kummer zu besiegen, und kehrte mit gewöhnlicher Heiterkeit und Munterkeit zur Gesellschaft zurück. Der Herr Graf führte die Damen in den Wagen, gleichergestalt auch Jungfer Honoria, welche nach vielen höflichen Zierereien, und noch mehreren ach liebste Mamsell! am Ende dem lebensartigen Weigern und Nötigen ihrer Schwester Abigail nachgab, und sich die Ehre gefallen ließ, die erste Station über den untersten Ehrenplatz in der Kutsche zu nehmen. Und in der That würde sie sich eben nicht drüber erzürnt haben, solchen die ganze Reise über auszufüllen, hätte nicht ihre Gebieterin nach verschiedenen fruchtlosen halben Worten und Winken, sie endlich deutlich genötigt, mit ihrer Gespons zu Pferde im Reiten zu wechseln.
    Nachdem nunmehr die Kutsche ihre Gesellschaft

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