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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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Geheimnis wußte, fragte ganz ernsthaft, wen er getötet habe? Worauf Eduarts antwortete: »Einen jungen Menschen, den keiner von uns kennt, einen Burschen der eben aus Sommersetshire zur Stadt gekommen ist und ein naher Verwandter von dem Herrn von Alwerth sein soll, von dem Sie vielleicht gehört haben. Ich sah den Menschen tot liegen auf einem Kaffeehause. – Meiner Seele! es ist eins der feinsten Gewächse von Körper, die ich in meinem Leben gesehen habe.«
    Sophie, an der eben das Kartengeben war, als Eduarts davon gesagt hatte, daß ein Mensch getötet worden, hielt die Karten still in der Hand und hörte aufmerksam zu, denn alle solche Geschichten griffen ihr ans Herz. Als er aber kaum zum letzten Teile der Erzählung gelangt war, wollte sie fortfahren herumzugehen, und nachdem sie hier drei, dort sieben, und dem dritten zehn Karten gegeben hatte, fielen ihr zuletzt die übrigen aus der Hand und sie sank hin auf ihrem Stuhle.
    Die Gesellschaft benahm sich, wie es bei solchen Fällen gewöhnlich ist, der gewöhnliche Aufstand erfolgte, die gewöhnliche Hilfe ward herbeigerufen, und zuletzt kam Sophie, wie gewöhnlich, wieder zu ihren Sinnen, und ward bald hernach auf ihr ernstliches Bitten nach ihrem Zimmer gebracht, woselbst ihr auf Bitte des Grafen die Frau von Bellaston die rechte Wahrheit sagte, die Sache als einen kurzweiligen Spaß von ihrer eignen Erfindung wegscherzen wollte und sie mit der wiederholten Versicherung tröstete, daß weder der Graf noch Eduarts, ob sie ihm gleich die Historie eingegeben hätte, den geheimen Knoten von der Sache wüßten.
    Der Graf Liebegrim bedurfte kein weiteres Zeugnis um ihn zu überführen, wie richtig ihm die Sache von der Frau von Bellaston vorgestellt worden, und nun ward bei ihrer Zurückkunft ins Zimmer unter diesen zwei hochadeligen Personen ein Plänchen angelegt, welches zwar Seiner hochgräflichen Gnaden nicht so sträflich [137] vorkam, (denn Hochdieselben versprachen bei gräflicher Treue und Glauben, und waren auch wirklich des ernsten Vorsatzes, dem Fräulein in der Folge durch die Mariage alle Erstattung zu leisten, die nur in Dero Kräften stünde), das aber manche von unsern Lesern, wie wir nicht zweifeln, mit gerechtem Abscheu betrachten werden.
    Glocke sieben des nächsten Abends ward für das unselige Vorhaben anberaumt, da die vortreffliche von Bellaston über sich nahm, daß Sophie allein sein und der Graf bei ihr eingeführt werden sollte. Das ganze Hausgesinde sollte alsdann zweckmäßig beschäftigt sein, die meisten Bedienten aus dem Hause verschickt, und Jungfer Honoria, um keinen Verdacht zu erregen, solange bei ihrem Fräulein gelassen werden, bis der Graf angekommen, und dann wollte die vertraute, mütterliche Dame sie in einem Zimmer beschäftigen, das von dem Schauplatze der geplanten Schandthat so weit als möglich entlegen wäre und wo Sophie sie nicht abrufen könnte.
    Nachdem solchermaßen die Sachen bestens verabredet waren, nahmen Se. hochgräflichen Gnaden Abschied, und Ihro Gnaden begaben sich zur Ruhe, innigst vergnügt über ein Projekt, an dessen glücklichem Ausgange sie keine Ursache zu zweifeln hatte, und welches so sicher versprach, Sophien unfähig zu machen, ihrer Liebschaft mit Jones ferner hinderlich zu sein, und das zwar auf eine Art, daß sie niemals dazu geholfen zu haben scheinen konnte, wofern auch die That der Welt bekannt werden sollte. Aber auch diesem, zweifelte sie nicht, wollte sie dadurch vorbeugen, daß sie über Hals und Kopf die Heirat beschleunigte, wozu die geschändete Sophie sehr leicht zu bereden sein und worüber die ganze Familie sich höchlich erfreuen würde.
    Aber nicht ganz so ruhig stand es in dem Busen des zweiten Verschwornen. Sein Gemüt ward hin und her geworfen in all der ängstlichen Verwirrung, welche Shakespeare so vortrefflich beschrieben hat:
     
    Between the Acting of a dreadful Thing,
    And the first Motion, all the Interim is
    Like a Phantasma, or a hideous Dream:
    The Genius and the mortal Instruments
    Are then in Council; and the state of Man
    Like to a little Kingdom, suffers then
    The Nature of an Insurrection. –
     
    Eh eine grausenvolle Schreckensthat
    Von ihrem Anbeginn ins Werk tritt;
    Die Zwischenzeit ist wie ein Phantasma,
    Wie ein furchtbarer Traum. Der Genius
    Und seine sterblichen Werkzeuge gehn
    Alsdann zu Rath. Des Menschen Zustand ist
    Gleich einem kleinen Königreich, das sich
    Zum Aufruhr bäumt. –
     
    Obgleich die Heftigkeit seiner Leidenschaft ihn den

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