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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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seiner Ausdrücke fast zu warm und zu zärtlich, um solche auf Rechnung der allgemeinen Höflichkeit zu setzen, selbst nicht einmal zu jenen Zeiten, wo allgemeine Höflichkeit Mode war, wovon, wie sehr wohl bekannt, das Gegenteil in unsern Tagen die herrschende Mode geworden ist.
    Frau von Bellaston hatte des Grafen Besuch gleich bei seiner ersten Ankunft erfahren, und aus der Länge desselben nahm sie die hinlängliche Ueberzeugung, daß die Sachen so gingen wie sie wünschte, und wie sie wirklich gleich damals vermutet hatte, als sie dies junge Paar zum zweitenmal beisammen gesehen. Dieses Geschäft, dachte sie, und nach meiner Meinung sehr richtig, würde sie keineswegs befördern, wenn sie sich, solange sie beisammen wären, in die Gesellschaft mischte, sie befahl also ihren Leuten, sie sollten dem Grafen beim weggehen sagen, sie wünschte ihn zu sprechen, und die Zwischenzeit wendete sie dazu an, darüber nachzusinnen, wie sie am besten einen Plan zustandebringen könnte, zu dessen Ausführung, wie sie nicht zweifelte, der Graf sehr bereit und willig sein würde.
    Graf von Liebegrim (denn das war der Name dieses jungen Herrn vom hohen Adel) war nicht so bald bei Ihro Gnaden ins Zimmer geführt, als sie ihn folgendermaßen anzwackte: »Hilf Himmel, Herr Graf, sind Sie noch hier? Ich dachte schon, meine Leute hätten's versehen und hätten Sie weggehen lassen, und ich wollte Sie doch gerne sprechen wegen einer ziemlich wichtigen Sache.« – »In der That, gnädige Frau,« sagte er, »es befremdet mich nicht, daß Sie sich über die Länge meines Besuchs verwundern, denn ich bin über zwei Stunden geblieben und die sind mir kaum wie eine halbe vorgekommen.« – »Was soll ich daraus schließen, Herr Graf?« sagte sie. »Die Gesellschaft muß sehr angenehm sein, in der sich die Zeit so unbemerkt vorbeischleicht.« – »Auf meine Ehre,« sagte er, »die angenehmste in der ich jemals gewesen bin. Sagen Sie mir doch, wenn ich bitten darf, wer ist dieser hellstrahlende Stern, den Sie unter uns so auf einmal haben aufgehen lassen?« – »Was für ein hellstrahlender Stern, Herr Graf!« sagte sie und stellte sich ganz verwundert. – »Ich meine die junge Dame, die ich vor einigen Tagen bei Ihnen sah, die ich gestern abend beim Herauskommen aus der Komödie in meinen Armen hatte, und der ich den ungeheuer langen Besuch gemacht habe.« – »Haha! Meine Kousine Western!« sagte sie. »Nun, dieser glänzende Stern ist die Tochter eines tölpischen Landjunkers und ist zum erstenmal nun etwa vierzehn Tage in der Stadt gewesen.« – »Bei meiner Seele,« sagte er, »ich hätte drauf geschworen, sie wäre an einem Hofe erzogen worden, denn, ihre Schönheit ungerechnet, habe ich in meinem Leben nicht so viel Anmut, so viel Esprit, so viel Politesse gesehen!« – »O! bravo!« rief die Dame. »Meine Kousine hat Sie weg, wie ich finde.« – »Auf meine Ehre,« antwortete er, »ich wollte, sie hätte mich, denn ich liebe sie bis zum Unsinnigwerden.« – »Nun, nun, Graf,« sagte sie, »damit wünschen Sie sich denn [133] auch eben nichts so schlimmes, denn sie ist eine sehr reiche Partie. Ich versichre Sie, sie ist eine einzige Tochter und ihres Vaters Güter tragen jährlich ihre guten achtzehn- bis zwanzigtausend Thaler ein.« – »Nun, so kann ich Sie versichern, gnädige Frau, daß ich sie für die beste Partie im ganzen Reiche halte.« – »In der That, mein lieber Graf,« erwiderte sie, »wenn Sie sie leiden mögen, so wünschte ich, Sie hätten sie.« – »Wenn Sie so gütig für mich gesinnt sind, Madame,« sagte er, »wollten Sie wohl, da es doch Ihre Anverwandte ist, mir die Ehre erweisen und ihrem Vater die Sache vorschlagen?«
    »Ist es denn also Ihr ganz völliger Ernst?« fragte die Dame mit affektierter Feierlichkeit in den Mienen. – »Ich hoffe, gnädige Frau, Sie haben eine bessre Meinung von mir,« antwortete er, »um zu glauben, ich könnte mit Ihnen über eine Angelegenheit scherzen, wie diese!« – »Nun gut denn!« sagte die Dame, »so will ich Sie sehr gerne ihrem Vater vorschlagen, und ich glaube, ich darf Sie versichern, daß er den Vorschlag mit Freuden annehmen wird. Aber es liegt ein Berg im Wege – ich schäme mich fast, es zu erwähnen, und doch ist er so hoch, daß Sie schwerlich im stande sein werden, ihn zu übersteigen. Sie haben einen Nebenbuhler Herr Graf, einen Nebenbuhler, den, ob ich gleich davor erröte nur seinen Namen zu nennen, weder Sie noch die ganze Welt bei ihr

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