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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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Welt einschränkt. Wie unerträglich müssen wir uns dieses ewige Einerlei von leerem Zeitvertreibe in Sophiens dermaliger Gemütslage vorstellen! Wie schwer muß es ihr geworden sein, ihre Blicke zu einem Schein von aufgeräumtem Wesen zu zwingen, derweil ihr Gemüt nichts als die zärtlichste Traurigkeit empfand und jeder ihrer Gedanken mit qualvollen Bildern belastet war!
    Die Nacht führte sie indessen wieder zu ihrem Kopfkissen, woselbst wir sie ihrer Melancholie wenigstens nachhängen lassen wollen, ob sie gleich, wie wir fürchten, eben keiner Ruhe fähig war, und wir wollen in unsrer Geschichte fortfahren, welche, wie uns etwas ins Ohr raunt, nunmehr auf eine große Begebenheit zueilt.
Fußnoten
    1 Heißt zu deutsch eigentlich eine Trommel.
     

Siebentes Kapitel.
    Ein rührender Auftritt zwischen Herrn Alwerth und Madame Miller.
     
    Als Herr Alwerth von seinem Mittagessen wieder nach Hause kam, hatte Madame Miller mit ihm eine lange Unterredung, worin sie ihm erzählte, daß Jones unglücklicherweise alles verloren hätte, was er so gütig gewesen, ihm bei ihrer Trennung zu schenken, und zugleich die Not, in welche ihn dieser Verlust gebracht, über welches alles sie die ausführlichste Nachricht von dem getreuen Plappermatz, Rebhuhn, erhalten hatte. Hierauf erklärte sie die Verbindlichkeiten, welche ihr Jones auferlegt hatte; nicht eben, daß sie das, was ihre Tochter betraf, alles so haarklein erzählt hätte, denn ob sie gleich zu Herrn Alwerth das größte Zutrauen hegte und ob sie gleich nicht hoffen durfte, daß sie eine Geschichte geheimhalten könnte, die zum Unglück schon mehr als einem halben Dutzend Personen bekannt war, so konnte sie es doch nicht über sich erhalten, solcher Umstände zu erwähnen, welche auf die Keuschheit ihrer armen Nanette ein zu nachteiliges Licht hätten werfen müssen. Ueber diesen Teil ihres Zeugnisses glitt sie so behutsam hinweg, als ob sie vor einem Richter gestanden und über einen von ihrer Tochter begangenen Kindermord verhört worden wäre.
    Alwerth sagte, es gäbe wenig so durchaus lasterhafte Menschen, daß nicht wenigstens etwas Gutes an ihnen zu finden sein sollte. »Unterdessen,« sagte er, »kann ich nicht in Abrede sein, daß Sie dem Burschen einige Verbindlichkeiten haben, so schlecht er übrigens ist, und deswegen will ich auch alles entschuldigen, was bis dahin [235] vorgegangen ist. Aber ich muß darauf bestehen, daß Sie mir seinen Namen nicht weiter nennen mögen, denn ich versichre Sie, es war nach der vollkommensten und deutlichsten Ueberzeugung, daß ich mich zu den Maßregeln entschloß, die ich mit ihm genommen habe.« – »Wohl, mein teuerster Herr von Alwerth,« sagte sie, »aber ich zweifle im geringsten nicht, die Zeit wird alle Dinge nach ihren wahren und natürlichen Farben aufdecken und wird Sie überführen, daß dieser arme junge Mensch weit mehr Verdienste um Sie hat, als gewisse andre Personen, deren Namen ich nicht nennen will.«
    »Madame!« sagte Alwerth mit einem kleinen Stirnrunzeln, »ich mag keine nachteiligen Anmerkungen über meinen Neffen hören, und wenn Sie noch ein Wort von dieser Art sagen, so werde ich in dem Augenblicke aus Ihrem Hause ziehen. Es ist der würdigste, beste Jüngling, und ich wiederhole es Ihnen noch einmal, er hat seine Freundschaft für diesen Burschen dadurch fast bis zur Tadelnswürdigkeit übertrieben, daß er die schwärzesten Thaten von ihm zu lange verhehlt hat. Die Undankbarkeit des Taugenichts gegen diesen edlen jungen Menschen nehm' ich ihm am meisten übel, denn, Madame, ich habe die größte Ursach' zu glauben, daß er eine List erdacht hatte, wodurch er meinem Neffen meine Gunst entwenden und sich statt seiner in meine Erbschaft einschleichen wollte.«
    »Ich kann Sie versichern, mein teuerster Herr von Alwerth,« antwortete Madame Miller ein wenig erschrocken (denn obgleich Herr Alwerth in seinem freundlichen Lächeln äußerst sanft und leutselig aussah, so war er doch furchtbar, wenn er die Stirne in Falten zog): »Ich werde niemals wider irgend einen Herrn etwas sprechen, von dem es Ihnen gefällig ist, gut zu denken; ein solches Betragen würde sich für mich gar nicht geziemen, besonders insoferne der Herr Ihr nächster Blutsfreund ist; aber, liebster Herr von Alwerth, Sie müssen mir nicht böse werden, nein gewiß! das müssen Sie nicht, weil ich diesem armen Schlucker wohlwill. Sicher, ich mag ihn wohl so nennen, ob Sie mir's gleich vordem übel genommen hätten, wenn ich seiner

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