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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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dieser Monarch ganz ruhig seinen Schöpsenbraten und das Auditorium war bei aller seiner Ungeduld genötigt, sich, bis er kam, die Zeit mit Musik vertreiben zu lassen.
    Gerade herauszugehen, so gestehe ich meinen großen Argwohn, daß die Politiker, welche gewöhnlich eine feine Nase haben, etwas von dem Nutzen dieses Kunstgriffs gewittert haben mögen. Nach meiner Ueberzeugung zieht die erhabene obrigkeitliche Person, Mylord Mair von London, einen großen Theil des hohen Ansehens, welches ihm das Jahr seiner Regierung hindurch anklebt, aus dem mancherlei Gepränge, welches seinem Pomp vorausgeht. Ja, ich muß gestehen, daß ich selbst, ob ich gleich eben nicht gar zu leicht durch leeren Schauprunk zu fangen bin, mich eines ziemlichen Eindrucks von großem vorgehenden Staate nicht habe erwehren können. Wenn ich einen Mann in einer Prozession daherstolzieren sah, hinter andern her, deren Geschäft bloß darin bestand, vor ihm her zu schreiten, so habe ich eine höhere Meinung von seiner Würde bekommen, als ich von ihm hatte, wenn ich ihn in gewöhnlichen Lagen und Um ständen sah. Allein noch eins kann ich anführen, das sich ganz genau auf mein Vorhaben paßt. Dies ist die Gewohnheit, ein Sträußermädchen zu bestellen, welches die prächtige Feier des Krönungstages eröffnen und den Weg mit Blumen bestreuen muß, bevor die Großen des Reichs ihre Prozession beginnen. Die Alten hätten gewiß die Göttin Flora beschworen, das Geschäft zu verrichten, und ihren Priestern und Politikern würde es keine Schwierigkeit gemacht haben, das Volk von der wirklichen Gegenwart der Göttin zu überreden, obgleich eine bloße Sterbliche ihre Person vorgestellt und ihr Geschäft verrichtet hätte. Wir aber haben keine solche Absicht unsern Lesern etwas auf den Aermel zu heften, und deswegen mögen diejenigen, welche mit der heidnischen Theologie nichts zu thun haben wollen, unsere Göttin nach Belieben in obbesagtes Sträußermädchen verwandeln. Unsere Absicht mit kurzen Worten ist, unsre Heldin mit der größesten Feierlichkeit, die in unsern Kräften steht, mit einer Erhabenheit des Stils und mit allen Umständen einzuführen, welche dazu beitragen können, die Ehrerbietung des Lesers zu erhöhen. In der That möchten [124] wir, aus gewissen Ursachen, unsrem Leser, wenn er sich eines Herzens bewußt ist, raten, nicht weiter fort zu lesen, wären wir nicht versichert, so liebenswürdig auch das Porträt unsrer Heldin erscheinen wird, weil es wirklich nach der Natur gemalt ist, werden trotz dem manche unsrer schönen Landsmänninen würdig erfunden werden, die edelsten Leidenschaften einzuflößen, und jeder Idee von weiblicher Vollkommenheit entsprechen, deren unser Pinsel fähig ist.
    Und nun gehen wir ohne weitere Vorrede über zu unserem nächsten Kapitel.

Zweites Kapitel.
    Kurzer Wink von dem, was wir im Erhabenen zu leisten vermögen, und eine Beschreibung des Fräuleins Sophie Western.
     
    Schweig', selbst leisestes Lüftchen, schweig'! Und du, heidnischer Satrap der Winde, leg' in eiserne Fesseln die groben Glieder des brausenden Boreas und den scharfbeißenden, mit spitzer Adlersnase dahersausenden Eurus. Und du, leiser Zephyr, hebe dich aus deinem Blumenlager; besteig' den westlichen Himmel und führ' uns herauf jenes liebliche Wehen, dessen Reiz die Farben entzündende Flora ihrer von Perlentau duftenden Kammer entruft, wenn sie am ersten des Juni, ihrem jährlichen Feste, schwebenden Fußes leicht hinhüpft über grünende Auen, wo jede Blum' emporstrebt der schönen Göttin zu huldigen, bis bunter Schmelz die Felder bedeckt und Farben streiten mit Wohlgerüchen, wer mehr, wer angenehmer sie entzücken soll.
    In so reizvoller Schönheit möge sie nun erscheinen. Und ihr, gefiederte Sänger der Büsche und Wälder, deren süßwirbelnde Melodeien selbst ein Händel mit Künstlerneid bewundert, stimmt eure tonreichen Kehlen, ihrer Erscheinung entgegenzugrüßen. Liebe erzeugte euer Lied und lockt wieder Liebe hervor. So erweckt denn dies sanfte Gefühl in jedes zarten Jünglings Brust, denn siehe! geschmückt mit jedem Reiz, womit Natur nur schmücken kann; geziert mit Schönheit, Jugend, Unschuld, regem Geiste und zart bescheidner Sittsamkeit; von ihren Rosenlippen Maiendüfte atmend; von ihrem funkelnden Auge Morgenglanz strahlend, kommt sie daher, die liebenswürdige Sophie!
    Leser, du hast vielleicht die Statue der mediceischen Venus gesehen. Vielleicht hast du auch eine Sammlung der ähnlichsten Porträts von

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