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Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Titel: Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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wirklich, ich könnte Ihnen helfen«, sagte er höflich. Jetzt fiel ihm ein, daß Dickies Geld aus einer Werft stammte. Kleine Segelschiffe. Kein Zweifel, sein Vater wollte, daß er nach Hause kam und die Familienfirma übernahm. Tom schenkte Mr. Greenleaf ein leeres Lächeln und trank sein Glas aus. Er saß ganz vorn auf der Stuhlkante, bereit zu gehen, aber die Enttäuschung auf der anderen Seite des Tisches war fast mit Händen zu greifen. »Wo lebt er denn in Europa?« fragte er, und es scherte ihn nicht einen Pfifferling, wo er lebte.
    »In einer Stadt namens Mongibello, südlich von Neapel. Es gibt dort nicht einmal eine Bibliothek, hat er mir gesagt. Verwendet seine Zeit auf Segeln und Malen. Er hat dort ein Haus gekauft. Richard hat sein eigenes Einkommen - nicht besonders groß, aber anscheinend genug, um davon in Italien leben zu können. Nun, jeder, wie es ihm gefällt - mir wird wohl immer unbegreiflich bleiben, was an dem Ort so attraktiv sein soll.«
    Mr. Greenleaf lächelte tapfer. »Darf ich Sie nicht zu einem Gläschen einladen, Mr. Ripley?« fragte er, als der Ober ihm seinen Scotch mit Soda brachte.
    Tom wäre gern gegangen. Aber der Gedanke, den Mann allein vor seinem vollen Glase sitzen zu lassen, war ihm peinlich. »Ja, danke, gern«, sagte er und reichte dem Ober sein Glas.
    »Charley Schriever erzählte mir, daß Sie in der Versicherungsbranche sind«, sagte Mr. Greenleaf liebenswürdig.
    »Das ist schon ein Weilchen her«, erwiderte Tom. »Ich . . .« Aber er wollte nicht sagen, er sei im Finanzamt beschäftigt, jetzt nicht mehr. »Ich bin gegenwärtig in der Buchhaltung einer Werbeagentur tätig.«
    »So?«
    Minutenlang stockte das Gespräch. Mr. Greenleafs Augen hafteten mit einem erbarmungswürdigen, hungrigen Ausdruck auf Tom. Was um Himmels willen konnte er schnell reden? Tom bedauerte nun, den Drink angenommen zu haben. »Wie alt ist Dickie denn eigentlich jetzt?« fragte er.
    »Er ist fünfundzwanzig.«
    Ich auch, dachte Tom. Wahrscheinlich lebte Dickie da drüben wie der Herrgott in Frankreich. Ein Einkommen, ein Haus, ein Schiff. Warum sollte er sich denn nach Hause zurückwünschen? In Toms Erinnerung nahm Dickies Gesicht genauere Konturen an: Er hatte ein breites Lachen, helles Haar mit krausen Locken, ein unbekümmertes Gesicht. Dickie war glücklich. Und er selber mit seinen fünfundzwanzig Jahren, was machte er? Er lebte von einer Woche zur anderen. Kein Bankkonto. Machte neuerdings einen Bogen um Polizisten, zum ersten Male in seinem Leben. Er war mathematisch begabt. Warum zum Teufel zahlte sich das nicht aus, irgendwie? Tom spürte, daß sich jeder Muskel seines Körpers gespannt hatte; die Streichholzschachtel zwischen seinen Fingern war zerquetscht, beinahe platt. Er hatte es satt, verflucht und zugenäht, er hatte es satt, satt, satt! Am liebsten wäre er aufgesprungen und wortlos gegangen. So gern hätte er wieder an der Bar gesessen, allein.
    Tom nahm einen Schluck aus seinem Glase. »Ich will gern an Dickie schreiben, wenn Sie mir seine Adresse geben«, sagte er rasch. »Ich nehme an, er wird mich noch kennen. Ich weiß noch, wir haben einmal einen Wochenendausflug nach Long Island gemacht. Dickie und ich gingen Muscheln sammeln, und alle haben zum Frühstück davon gegessen.« Tom lächelte. »Einigen ist schlecht geworden, es war keine sehr gelungene Party. Aber ich weiß noch, Dickie sprach an diesem Wochende davon, nach Europa zu gehen. Er muß wohl kurz darauf . . .«
    »Ich erinnere mich!« sagte Mr. Greenleaf. »Das war das letzte Wochenende, das Richard hier verbrachte. Ich glaube, er hat mir damals von den Muscheln erzählt.« Er lachte ziemlich laut.
    »Ich war auch ein paarmal oben in Ihrer Wohung«, fuhr Tom fort und begann, der Sache Geschmack abzugewinnen. »Dickie zeigte mir ein paar Schiffsmodelle, die auf einem Tisch in seinem Zimmer standen.«
    »Ach, das waren ja nur Kinderspiele!« Mr. Greenleaf strahlte. »Hat er Ihnen denn jemals seine Modellkonstruktionen gezeigt? Oder seine Zeichnungen?«
    Das hatte Dickie nicht, aber Tom sagte begeistert: »Ja! Natürlich hat er sie mir gezeigt. Federzeichnungen. Großartig, einige davon.« Tom hatte sie nie gesehen, aber jetzt sah er sie vor sich, präzise Zeichnungen eines Konstrukteurs, jeder Strich, jeder Bolzen, jede Schraube beschriftet; er sah es vor sich, wie Dickie lächelte und sie hochhielt, damit er sie betrachten konnte, und er hätte noch minutenlang fortfahren können, zum Entzücken Mr.

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