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Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Titel: Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Greenleafs die Details zu beschreiben, doch er bezähmte sich.
    »Ja, Richard ist begabter in dieser Beziehung«, sagte Mr. Greenleaf, und in seiner Stimme schwang Befriedigung.
    »Ja, das ist er wirklich«, stimmte Tom zu. Sein Überdruß hatte die nächste Stufe erklommen. Tom kannte die Symptome genau. Sie zeigten sich manchmal auf Parties; meistens aber spürte er sie, wenn er mit jemandem dinierte, mit dem er gar nicht unbedingt hatte dinieren wollen, und der Abend zog sich hin, lang und länger . . . Von jetzt an konnte er vielleicht, wenn er mußte, noch eine volle Stunde irrsinnig höflich sein, ehe in seinem Innern irgend etwas explodieren und ihn zur Türe hinausjagen würde.
    »Ich bedaure, daß ich nicht frei über meine Zeit verfügen kann, sonst würde ich mit Vergnügen hinüberfahren und versuchen, Richard persönlich zu überreden. Möglich, daß ich etwas Einfluß auf ihn habe«, sagte er, einfach weil Mr. Greenleaf hoffte, er möge es sagen.
    »Wenn Sie wirklich meinen . . . das heißt, ich weiß ja nicht, ob Sie eine Reise nach Europa vorhaben oder nicht.«
    »Nein, das habe ich nicht.«
    »Richard hat sich immer von seinen Freunden lenken lassen. Wenn Sie Urlaub bekommen könnten, oder jemand wie Sie - ich würde ihn sogar hinüberschicken, damit er mit Richard reden kann. Das wäre jedenfalls besser, als wenn ich hinginge. Sie können wohl in Ihrer jetzigen Stellung keinen Urlaub bekommen, oder?«
    Toms Herz machte plötzlich einen Sprung. Er setzte die Miene angestrengten Nachdenkens auf. Das war eine Gelegenheit. Irgend etwas in ihm hatte es gerochen, hatte sich daraufgestürzt, noch ehe es in seinem Kopf angekommen war. Derzeitiger Job: keiner. Vielleicht war er sowieso bald gezwungen, aus der Stadt zu verschwinden. Er wollte gern weg aus New York. »Es könnte sein«, sagte er vorsichtig, sehr nachdenklich, so als bedenke er unablässig die tausend kleinen Fesseln, die ihn halten könnten.
    »Falls Sie fahren können, möchte ich gern Ihre Kosten übernehmen, das ist ja selbstverständlich. Glauben Sie wirklich, daß Sie es arrangieren könnten? Sagen wir, im Herbst?«
    Es war schon Mitte September. Tom starrte auf den goldenen Siegelring mit dem abgewetzten Stein an Mr. Greenleafs kleinem Finger. »Ich denke, es wird gehen. Ich freue mich darauf, Richard wiederzusehen - vor allem wenn Sie glauben, daß ich etwas ausrichten kann.«
    »Das glaube ich! Ich denke, auf Sie wird er hören. Einfach weil Sie nicht so besonders eng mit ihm befreundet sind . . . Wenn Sie ihm nachdrücklich klarmachen, warum er Ihrer Meinung nach heimkommen sollte, dann wird er auch wissen, daß Sie keine Privatinteressen verfolgen.« Mr. Greenleaf lehnte sich in seinen Sessel zurück und betrachtete Tom wohlwollend. »Komisch war das, Jim Burke und seine Frau - Jim ist mein Partner -, sie sind voriges Jahr auf ihrer Seereise in Mongibello vorbeigefahren. Richard hat ihm versprochen, zu Anfang des Winters nach Hause zu kommen. Letzten Winter. Jim hat ihn aufgegeben. Aber welcher Junge hört mit fünfundzwanzig Jahren schon auf einen alten Mann von sechzig oder mehr? Ihnen wird wahrscheinlich gelingen, was uns anderen allen fehlgeschlagen ist!«
    »Ich hoffe«, sagte Tom bescheiden.
    »Was halten Sie von einem neuen Drink? Wie wär´s mit einem kleinen Cognac?«

2
    Mitternacht war vorüber, als Tom sich auf den Heimweg machte. Mr. Greenleaf hatte ihm angeboten, ihn mit einem Taxi nach Hause zu fahren, aber Tom vermied es lieber, ihm dieses Zuhause zu zeigen - den schmutzigbraunen Backsteinbau zwischen der Dritten und der Zweiten Avenue, an dem das Schild »Zimmer frei« baumelte. Seit zweieinhalb Wochen wohnte Tom mit Bob Delancey zusammen, einem jungen Mann, den er nur flüchtig kannte; aber Bob war der einzige von Toms Freunden und Bekannten in New York gewesen, der sich aus freien Stücken erboten hatte, ihn aufzunehmen, als er nicht wußte wohin. Keinen seiner Freunde hatte Tom in dieses Zimmer geführt, ja er hatte niemandem auch nur mitgeteilt, wo er jetzt wohnte. Der größte Vorteil von Bobs Behausung war, daß Tom hier mit einem Minimum an Entdeckungsgefahr seine George McAlpin-Post empfangen konnte.
    Aber dieses stinkende Klosett am Ende des Ganges, das sich nicht schließen ließ, dieses miese Einzelzimmer, das aussah, als hätten tausend Leute hier gewohnt und jeder hätte seine Spezialsorte von Dreck hinterlassen, ohne jemals eine Hand zu rühren, um ihn wegzuräumen - diese glitschigen Stapel von

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