Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
bereitlegte. Als er im Begriff war, die Schublade aufzuziehen, schoss ihm durch den Kopf, dass sie vielleicht gerade im Bad mit einem Diaphragma herumfummelte …
Thorne hörte Wasser laufen. Er setzte sich im Bett auf und legte das Ohr gegen die Wand.
Wahrscheinlich putzte sie sich die Zähne …
Ob er aufstehen und in den Morgenmantel schlüpfen sollte, um es ihr gleichzutun? Wie das wohl wäre, wenn sie saubere Zähne hatte, während seine noch immer nach Curry schmeckten? Wäre das komisch, wenn sie beide nebeneinander in das Waschbecken spuckten, bevor sie richtig loslegten?
Die Tür ging auf, und Eve kam zurück. Sie blieb neben dem Bett stehen und sah auf ihn herunter. Ihr Kleid war glatt gestrichen und in Ordnung gebracht, als sei es bereits morgen früh und sie wolle sich von ihm mit einem Kuss verabschieden. Sie sah sexyer aus als alles, was er bisher gesehen hatte. Sie blickte drein, als fände sie ihn attraktiver denn je, und dann war sich Thorne eine Sekunde lang unsicher, ob sie sich nicht umdrehen und gehen würde.
Bevor er etwas sagen konnte, stellte sie ihre Handtasche neben dem Bett ab, trat einen Schritt zurück und begann, sich auszuziehen.
Die Nummer in der Wohnung war besetzt, also versuchte Holland es auf Thornes Handy. Das Telefon befand sich in einer engen Nische unter der Treppe, wo Holland sich zwischen Jacken, Schirmen und Plastiktüten voller Stiefel und Schuhe einen Platz freikämpfen musste.
Irene Noble trat neben ihm von einem Fuß auf den anderen. »Wen rufen Sie jetzt an? Dürfen Sie mir das sagen?«
»Detective Inspector Thorne. Sie haben ihn kurz kennen gelernt … »
»Ach ja. Vielleicht hat er ein Handy.«
»Auf dem versuche ich es gerade …« Holland wandte sich ab, ihre Nähe war ihm plötzlich unangenehm. In seiner Eile, möglichst sofort anzurufen und weiterzugeben, was er herausgefunden hatte, hatte er nicht überlegt, dass es besser wäre, dies ungestört zu tun. Die Atmosphäre war entspannt, angenehm gewesen. Jetzt war er wieder im Dienst, und ihm war klar, dass das, was er Thorne mitteilen musste, nicht für Irene Nobles Ohren bestimmt war. »Es tut mir Leid, aber Sie müssen …«
Holland hörte Thornes Stimme, die ihm erklärte, wie Leid es ihm täte, nicht persönlich mit ihm sprechen zu können, und er solle doch bitte eine Nachricht hinterlassen. Holland trennte die Verbindung. Diese Nachricht wollte er lieber persönlich überbringen.
Noch immer die Fotos von Mark und Sarah Foley in der Hand, war Holland kaum eine Minute später draußen.
Er bedankte sich bei Irene Noble, als er den Weg hinunter zu seinem Auto rannte und sich fragte, ob es wohl einen schnelleren Weg zurück nach Nordlondon gäbe, sich gleichzeitig zu beruhigen versuchte, er brauche sich nicht verrückt zu machen, ihre Verdächtigen könnten unmöglich wissen, dass sie identifiziert waren, und würden daher bleiben, wo sie waren.
Das Letzte, was Holland Irene Noble durch das offene Autofenster zurief, war das Versprechen, auf ihre Fotos gut aufzupassen. In Wahrheit wusste er nicht einmal, ob sie diese je wiedersehen würde. Er würde sie Thorne zeigen. Er würde sie Brigstocke zeigen. Sie würden sie brauchen, um einen Haftbefehl zu erwirken …
Holland konnte nicht sicher wissen, wie es nun weitergehen würde, wie die Abläufe sich gestalteten, wie viel davon in die Medien gelangen würde. Jeder Fall entwickelte sich anders. Immerhin gab es noch die Chance – falls sie die negative Publicity einzudämmen trachteten und die Verhaftungen im Verlauf des Wochenendes erfolgten –, dass Irene Noble die Fotos das nächste Mal am Montagmorgen auf dem Titelblatt sah.
»Du bist umwerfend«, sagte Thorne, als er auf sie hinunterblickte. »Ich kann es nicht fassen, dass es so lange gedauert hat, bis wir hier landeten.«
»Und wessen Schuld ist das?«
»Meine, ich weiß.«
»Und jetzt bist du froh, stimmt’s?«
»Oh ja.« Thorne grinste. »Was wohl geschehen wäre, wenn nicht ich in diesem Hotelzimmer ans Telefon gegangen wäre, als wir die erste Leiche fanden? Du hättest ja eine Stunde später anrufen können. Es hätte genauso gut jemand anders ans Telefon gehen können …«
Sie zuckte mit den Schultern. »Dann wäre vielleicht jetzt jemand anders hier.«
Ihr Körper fühlte sich warm und weich an. So unbegabt und eingerostet er als Zeichenleser war, er war sich dennoch sicher, Begehren in ihren Augen zu sehen. Doch noch vor einer Minute, als er zum ersten Mal ihre nackte Brust
Weitere Kostenlose Bücher