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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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sah, wie sich der ältere Junge zu seinem Bruder beugte. An seinen Zähnen sog, bevor er sprach. Wie ein Kätzchen im Sack fauchte.
    »Ich hasse diese Leute …«
    Zwanzig Minuten später, als er die U-Bahn-Station Richtung Kentish Town Road verließ, war Thorne noch immer deprimiert, und er fühlte sich nicht wesentlich besser, als er die Tür zu seiner Wohnung hinter sich zustieß. Doch seine Stimmung verharrte nicht auf diesem Tiefpunkt.
    Aus dem Wohnzimmer war über den Lärm vom Fernseher hinweg eine übertrieben beleidigte Stimme zu hören. »Hast du eigentlich eine Vorstellung, wie verdammt spät es ist?«
    Thorne stellte seine Tasche ab, ging vier Schritte in der Diele und sah Phil Hendricks ausgestreckt auf dem Sofa liegen. Der Pathologe war größer, hagerer und mit seinen dreiunddreißig Jahren zehn Jahre jünger als Thorne. Er trug Schwarz, wie immer – Jeans und einen Pulli mit V-Ausschnitt –, sowie die übliche Sammlung von Ringen und Steckern an so gut wie allen verfügbaren Stellen im und ums Gesicht. Es gab noch weitere Piercings , über die Thorne aber so wenig wie möglich wissen wollte.
    Hendricks drückte auf die Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. »Das Abendessen ist jetzt sicher ungenießbar.« Er sprach normalerweise so geziert wie ein englischer Diplomat, weshalb Thorne über die im Manchester-Genuschel vorgetragene Tuntenparodie umso mehr lachen musste.
    »Klar doch«, erwiderte er. »Koch du erst mal ein Ei.«
    »Na ja, aber es wäre jetzt ungenießbar.«
    »Was gibt’s denn?«
    Hendricks schwang die Beine auf den Boden und rieb sich den glatt rasierten Schädel. »Die Speisekarte liegt neben dem Telefon.« Er deutete auf ein Tischchen in der Ecke. »Für mich das Übliche. Und noch ein Pilz-Bhaji.«
    Thorne streifte die Jacke ab und trug sie hinaus in die Diele. Er kam zurück, bückte sich, um die Heizung zurückzudrehen, und brachte eine schmutzige Tasse in die Küche. Anschließend hob er Hendricks Biker-Stiefel auf, die vor dem Sofa standen, und trug diese hinaus in die Diele.
    Dann griff er nach dem Telefon und rief das Bengal Lancer an …
    Hendricks nahm seit Weihnachten Thornes Schlafcouch in Beschlag, weil der Schimmel in seiner Wohnung monströse Ausmaße angenommen hatte. Die Handwerker und Isoliermonteure waren von einer Woche ausgegangen, aber wie bei derlei Schätzungen üblich, scheiterte auch diese an der Wirklichkeit. Thorne verstand noch immer nicht genau, warum Hendricks nicht einfach bei seinem aktuellen Freund Brendan eingezogen war – aber wahrscheinlich wäre bei einer derartigen Achterbahnbeziehung selbst ein vorübergehendes Zusammenleben etwas riskant gewesen.
    Mit Hendricks war es zwar etwas eng in Thornes kleiner Wohnung, aber er musste zugeben, dass er dessen Gesellschaft genoss. Sie diskutierten in aller Ausführlichkeit und offen die Vorzüge der Spurs und Arsenals, stritten sich über Thornes ausufernde Liebe zu Country oder kabbelten sich über Thornes unvermittelte und für ihn ganz uncharakteristische Leidenschaft für Ordnung.
    Während sie auf das Curry warteten, legte Thorne ein Lucinda-Williams-Album auf. Nachdem er sich mit Hendricks eine Weile darüber gestritten hatte, redeten sie schließlich über andere Dinge …
    »Mickey Clayton starb an den Folgen eines Kopfschusses«, sagte Hendricks.
    Thorne musterte ihn über den Rand seiner Bierdose hinweg und meinte: »Wohl kaum einer deiner kniffligeren Fälle. Der Großteil seines Kopfes war über die Wände verteilt, als wir ihn fanden.«
    Hendricks schnitt eine Grimasse. »Morgen Nachmittag wirst du den ausführlichen Bericht auf deinem Schreibtisch liegen haben.«
    »Danke, Phil.« Er zog ihn gern auf, aber abgesehen davon, dass er sein engster Freund war, war Hendricks der beste Pathologe, mit dem Thorne je zusammengearbeitet hatte. Entgegen seiner Erscheinung und trotz seines sarkastischen und häufig abseitigen Humors gab es niemanden, der die Toten besser verstand. Hendricks hörte zu, wenn sie ihre Geheimnisse preisgaben, übersetzte sie aus der geheimnisvollen Sprache des Leichenschauhauses.
    »Hast du die Kugel gefunden?«, fragte Thorne. Der Mörder hatte eine Neun-Millimeter-Waffe benutzt. Was von der Munition übrig war, war neben den früheren Opfern gefunden worden oder in dem, was noch als ihr Schädel zu bezeichnen war …
    »Die Kugel wirst du nicht brauchen, um sagen zu können, ob’s derselbe Mörder ist.«
    »Der X-Man?« Es war offensichtlich gewesen, als am

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