Tom Thorne 04 - Blutzeichen
fragte Brigstocke. »Warum setzen wir den Saukerl nicht wegen dem ganzen anderen Kram unter Druck?«
»Hier geht es übrigens nicht nur um Ryan. Was immer geschieht, ich will auch den Zarifs an den Kragen.«
»Klar. Aber im Augenblick reden wir über Billy Ryan, und momentan benehmen wir uns wie Sesselfurzer. Wir sollten versuchen, ihre Geschäfte zu stören.«
Der überwältigende Ausblick auf Autos und Beton war offensichtlich unwiderstehlich für Tughan. Er dachte kurz nach, oder vielleicht tat er auch nur so, wandte sich wieder dem Fenster zu. »Warten wir ab …«
Brigstocke seufzte müde. »Vielleicht reicht Rooker nicht, Nick. Wir sollten alles versuchen, was in unserer Macht steht.«
Es war für alle Zeit klar, auf welcher Seite Thorne stand. Er ertrug es nicht lange, mit seiner Meinung hinter dem Berg zu halten. »Sie waren es doch, der meinte, Rooker sei unzuverlässig.« Er war links an Tughan herangetreten, um dessen Gesicht wenigstens von der Seite zu sehen. »Glauben Sie nicht, eine Jury könnte das ebenso sehen? Da können die Beweise noch so gut sein, wenn Rooker als Zeuge unglaubwürdig ist. Ryans Anwälte werden sich ins Zeug legen, um seine Glaubwürdigkeit zu unterminieren. Es kann also nicht schaden, wenn wir noch etwas in der Hand haben.«
Brigstocke hob die Hände. »Ich sehe nicht, wie es schaden könnte.«
»Erinnern wir Ryan einfach daran, dass wir ihn noch auf dem Radar haben«, schlug Thorne vor. »Lassen wir die Suppe weiterköcheln, wir sollten ein bisschen rührig sein …«
Jetzt, Tage später im Büro mit Yvonne Kitson, lächelte Thorne noch immer darüber, was Tughan darauf geantwortet hatte: »Darin sind Sie gut, was, Tom? Rührig sein. Sie sind ein Löffel auf Beinen.«
Kitson drehte sich auf ihrem Sessel zu ihm herum. »Glauben Sie, Brigstocke setzt sich durch?«
»Russell kann prima austeilen«, sagte Thorne, »aber ab und zu braucht er einen kleinen Schubs. Ich hab ihn dran erinnert, dass er auch mal Detective Inspector war, und er war etwas genervt.« Kitson lachte. »Vielleicht lässt er Tughan einfach links liegen …«
Thorne sah hinüber zu Kitson und erinnerte sich plötzlich daran, wie er vor einem Jahr mit ihr im selben Büro saß. Er hatte ihr dabei zugesehen, wie sie ihren Lunch aß, hatte sie angestarrt, als sie ihre Sandwiches aus dem Tupperwarebehälter holte und auswickelte. Er hatte gedacht, sie habe alles unter Kontrolle …
Thornes Magen knurrte. Karim brachte ihm ein Käsesandwich aus dem Pub mit. Das sollte der kulinarische Überflieger im Oaks eigentlich hinkriegen …
»Was machen Sie mittags, Yvonne …?«
Bevor sie antworten konnte, klopfte es an der Tür, und Holland steckte seinen Kopf durch den Spalt. Er kam rein, und ihm auf den Fersen folgte Andy Stone. Gemeinsam lieferten sie Thorne eine Zusammenfassung von ihrem Besuch im Park Royal.
Thorne sah sich die Fotos an – Standfotos von der Videokassette, die sie Rooker gezeigt hatten. »Also die Frau können wir wohl mit Sicherheit ausschließen, und die Tochter und die Tante auch.«
Holland schnitt eine Grimasse. »Ohne Witz, könnte nicht eine von ihnen als Mittlerin zwischen Rooker und dem großen Unbekannten fungiert haben?«
Thorne war nicht als der Typ bekannt, der sich doppelt und dreifach absicherte. Doch in diesem Fall ging er lieber auf Nummer sicher. »Okay«, willigte er ein. »Redet mit allen, mit Ausnahme der alten Dame.«
Grinsend drehte sich Stone um, als er und Holland sich aufmachten. »Sind Sie sicher, dass wir nicht auch die alte Dame überprüfen sollen? Ich würd der nicht über den Weg trauen.«
Thorne nickte. »Stimmt. Wahrnehmung und Realität klaffen da auseinander.« Er setzte eine Unschuldsmiene auf und fügte hinzu: »Ich bin mir sicher, die großen Philosophen haben einiges zu dem Thema beizutragen, Andy.«
Holland kämpfte damit, nicht loszulachen, und trat schnell auf den Flur. Stone folgte ihm mit Pokerface, sodass Thorne nicht wusste, ob seine Anspielung angekommen war.
»Was war denn das?«, fragte Kitson.
Hochzufrieden mit sich grinste Thorne noch immer. »Holland hat mir von Andys Charmeoffensiven beim anderen Geschlecht erzählt.«
»Er soll ein ziemlicher Stecher sein.«
»Scheinbar schon. Ich hab noch keine getroffen, aber wenn man den Leuten Glauben schenken darf, sind die Frauen plötzlich ganz verrückt danach, mit einem Bullen ins Bett zu hüpfen …«
Es dauerte eine Sekunde, bis Thorne klar wurde, was er da gesagt hatte und zu wem er
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