Tom Thorne 04 - Blutzeichen
Gefängnisaufseher mit einem Blatt Papier. »Keine Angst, die Liste ist nicht lang.« Dann, zu Rooker gewandt: »Er ist nicht gerade Ihr beliebtester Gast, oder?«
Das war Teil der Überprüfung, die Thorne gegenüber Tughan erwähnte, als Zweifel über Rooker laut geworden waren. Während Stone und Holland sich zum Her Majesty’s Prison Park Royal aufmachten, kümmerten sich andere aus dem Team um die, die sich in letzter Zeit in die entgegengesetzte Richtung aufgemacht hatten. Die Gordon Rooker vielleicht nahe genug standen, um ihm draußen einen Gefallen zu tun …
Besagte Liste enthielt die Namen derer, die Rooker in den letzten sechs Monaten im Gefängnis besucht hatten. Falls der Mann, der Carol Chamberlain angerufen hatte und womöglich für den Überfall am Swiss Cottage verantwortlich war, mit Rooker unter einer Decke steckte, dann heckten sie ihren Plan mit großer Wahrscheinlichkeit im Besucherbereich aus. Telefonisch ließe sich vielleicht auch das eine oder andere organisieren, aber das war sehr unwahrscheinlich. Gordon Rooker fiel in die Kategorie B, und bei Gefangenen dieser Kategorie wurden Anrufe nach einem Zufallssystem überwacht. Falls Rooker einen Komplizen hatte, dann stand dessen Name mit ziemlicher Sicherheit auf dieser Besucherliste.
»Namen und Adressen zu überprüfen ist einfach«, hatte Thorne Holland erklärt. »Aber ich möchte, dass ihr sie mit Rooker persönlich durchgeht. Jede mögliche Zusatzinformation aus ihm herausholt. Auf seine Reaktion achtet, wenn ihr ihm die Bilder zeigt. Wir müssen absolut sichergehen, dass er uns nicht verarscht …«
Sie hatten die Aufnahmen der Überwachungskameras im Besucherbereich vom Gefängnis angefordert, durchgesehen und geschnitten. Am Schluss blieb dem Team eine Sequenz von nur wenigen Minuten, die sich Holland, Stone und Rooker nun ansahen.
»Los geht’s«, sagte Holland und lehnte sich zurück.
Stone klopfte Rooker auf die Schulter. »Das ist ein Zusammenschnitt der Highlights, Gordon. Und wir möchten, dass Sie uns dazu den Kommentar liefern, klar?«
Rooker griff nach seiner Brille und schob seinen Stuhl etwas näher an den Fernsehschirm.
Aus dem Geflimmer tauchten grob montierte Aufnahmen auf, die Bilder hüpften auf eine verwirrende Weise von einer Szene zur nächsten: Eine Hand voll Leute marschierte in den Besucherbereich, legten Handtaschen und Jacken ab, unter Stühlen oder auf Stühlen, und setzten sich. Die meisten sanken hinter den schmalen Tischen in sich zusammen – kein einziger Besucher schien sich besonders darüber zu freuen, hier zu sein.
»Cath, meine älteste Tochter.« Rooker deutete und redete, während Holland sich Notizen machte. Auf dem Bildschirm war eine dunkelhaarige Frau Ende dreißig zu sehen, die sich gerade setzte. Sie trug Jeans und Sweatshirt. Hätte sie einen Schürzenlatz getragen, hätte sie eine Gefangene sein können. »Ihr Sohn wechselt jetzt zu West Ham …«
Schnitt und eine andere Frau, wahrscheinlich Anfang siebzig, saß auf dem Stuhl. Den grünen Mantel bis oben hin zugeknöpft und die Handtasche vor sich auf dem Tisch. »Die jüngste Schwester meiner Mutter, Iris. Kommt immer wieder mal vorbei, um mir zu erzählen, wer gestorben ist.«
Ein Mann etwa im selben Alter wie Rooker, lebhaft mit den Armen rudernd während des Sprechens. Schmutziger grauer Anzug und ebensolche Haare. »Tony Sollinger, alter Saufkumpan. Hat sich plötzlich bei Lizzie gemeldet und seinen Besuch angemeldet. Wollte mir unbedingt erzählen, dass er Krebs hat, keine Ahnung, warum …«
Eine Frau zwischen fünfzig und siebzig, die Haare unter einem gemusterten Schal verborgen, eher schweigsam. »Wenn man vom Teufel spricht. Die Frau … beinahe Exfrau, bei ihrem jährlichen Besuch …«
Irgendwoher aus dem Trakt hinter ihnen war plötzlich ein lautes Heulen zu hören. Wut, Schmerz oder etwas anderes. Holland und Stone wandten sich beide um. Der Gefängnisaufseher rührte keine Miene.
»Verständlich, dass die Leute nicht Schlange stehen für einen Besuch«, sagte Stone. »Wahrlich kein Luxushotel.«
Der Gefängnisaufseher sah aus, als lache er, gab jedoch kein Geräusch von sich.
»Wayne Brookhouse«, fuhr Rooker fort. »Ging mal mit meiner Jüngsten.« Ein Mann Anfang zwanzig. Dunkle Locken, Brille. Offensichtlich Kettenraucher. »Meine Tochter kriegt nie den Hintern hoch, also kommt er, erzählt mir, was sie treibt. Behauptet, er sei Automechaniker, wenn Sie mich fragen, handelt er mit gebrauchten
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