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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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zu diesem Schmarotzerpaar wurden, das sie im Innersten definierte.
    Thorne fragte sich, ob Alison Kelly tatsächlich das bessere Los gezogen hatte als das Mädchen, das mit ihr verwechselt worden war.
    Elvis sprang beleidigt weg, als Thorne aufstand und in die Diele ging. Er öffnete seine Tasche und zog das schmale schwarze Buch heraus, das er seit der Begegnung mit Ian Clarke hatte.
    Der Schwanengesang aus dem Badezimmer schien dankenswerterweise zu verklingen. Thorne nahm das Tagebuch mit hinüber zur Couch. Er griff nach der Fernbedienung und stellte den Fernseher leiser, als er sich wieder hinsetzte.
     
    Als die eingeschlafenen Beine zu kribbeln begannen, wechselte Chamberlain vom Badewannenrand auf den Toilettensitz. Sie wandte den Kopf zur Seite, um sich nicht im Spiegel sehen zu müssen. Eine halbe Stunde war vergangen, seit sie rauf ins Badezimmer gegangen war, und sie fragte sich, wie lange sie noch hier sitzen musste, um sich nicht mehr wie ein alberne alte Frau zu fühlen.
    Das ganze Wochenende hatte sie über dem kalten AMRU-Fall gesessen: ein Buchmacher, der 1993 auf dem Parkplatz vor einem Pub erstochen wurde. Ein Toter und eine Familie, die Gerechtigkeit verdienten wie jeder andere, doch Chamberlain sah sich nicht in der Lage, ihnen dazu zu verhelfen.
    Es fiel ihr schwer, sich für irgendetwas zu engagieren … für irgendetwas anderes …
    Der Jessica-Clarke-Fall war ihr nahe gegangen. Näher als jeder andere Fall.
    Und sie hatte ihn vermasselt.
    Vor drei Tagen, als sie nach dem Abend bei Tom Thorne im letzten Zug nach Hause gesessen hatte, konnte sie sich beinahe selbst davon überzeugen, dass dieser Gedanke albern war. Was hätte sie schon anders machen können? Rooker hatte doch gestanden. Es gab keinen Grund der Welt, warum sie nach einem anderen Täter hätten suchen sollen.
    In dem so gut wie menschenleeren Zug hatte sie sich beinahe selbst davon überzeugt, doch da war dieser Schmerz, beruflich versagt zu haben. Und ein noch schlimmerer Schmerz: jemanden im Stich gelassen zu haben, der einem wichtig ist.
    Wieder sauste ein Zug vorbei, und sie wandte sich zur Seite, um ihm nachzusehen. Ihr Spiegelbild tanzte über die Fenster des vorbeirasenden Zugs. Nachdem er verschwunden war, betrachtete sie noch immer ihr Gesicht, das in der Dunkelheit jenseits der Scheibe schwebte, bis sie merkte, dass sie weinte.
    Am meisten schmerzte natürlich das Gefühl, nutzlos zu sein. Überflüssig. Zu wissen, dass sie es versiebt hatte und dass sie keine Rolle dabei spielen würde, es wieder gutzumachen.
    Sie hörte die Waggontür auf- und zugehen und sah im Fenster gespiegelt einen Mann auf sich zukommen. Beobachtete, wie er sich langsam auf seinen Sitz zubewegte, eine Imbisstüte in der Hand. Sah, wie er an ihrem Platz stehen blieb …
    »Alles in Ordnung?«
    Im Bad hob Chamberlain den Kopf, als sie Schritte auf der Treppe hörte. Sie verstummten, und Jack rief ihren Namen.
    Vor ein paar Wochen hatte es ein paar Tage gegeben, da hatte sie wieder angefangen, sich wie eine Kriminalbeamtin zu fühlen. Als sie mit Thorne zusammen Gordon Rooker besucht und später Billy Ryan vor seinem Spielsalon zur Rede gestellt hatte. Nachdem jedoch die Verhandlungen mit Rooker begannen, hatte man sie sanft zur Seite gedrängt, und sie hatte sich gefühlt wie damals vor sieben Jahren, als sie ihren Polizeiausweis abgab. Natürlich war es nicht anders zu erwarten gewesen. Dass Thorne sie Freitagabend zu sich nach Kentish Town einlud, um ihr die Aufnahmen der Überwachungskameras zu zeigen, war nur ein Gefallen gewesen, nicht mehr. Es würde nicht mehr viele davon geben …
    Langsam sank sie auf ihre Knie und langte in das Schränkchen unter dem Waschbecken, um das Putzmittel und den Lumpen herauszuholen.
    Wenn schon jemand anders den Jessica-Clarke-Fall klären musste, dann bitte Tom Thorne. Aber niemand sonst …
    Wieder waren die Schritte zu hören, sie kamen näher. Sie hielt den trockenen Lumpen kurz unter den Wasserhahn und sagte sich, sie täte besser daran, sich um tote Buchmacher zu kümmern, statt sich länger lächerlich zu machen.
    Es klopfte leise.
    »Alles in Ordnung?«
     
    14. März 1986
    Dass mir ein Jahr Schule fehlt, wird langsam zum Prob lem. Ali und Manda und die anderen sind jetzt eine Klasse weiter, und ich stecke mit Leuten zusammen, die jünger sind als ich und die ich vorher nicht wirklich kannte. Mit den meisten Mädchen aus meinem eigenen Jahrgang kann ich über alles sprechen. Über die OPs und die

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