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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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gut.« Sie trank ihr Glas aus und sah dabei auf die Uhr.
    »Warum übernachtest du nicht einfach hier?«, fragte Thorne. »Wir machen dir ein Bett zurecht …«
    »Nein, ich nehm den letzten Zug. Wenn ihr mir die Taxinummer raussuchen würdet.«
    »Kein Problem, wirklich. Jack kann sich sicher selber das Frühstück machen.«
    Sie schüttelte den Kopf und stand auf.
    Thorne legte ihr die Hand auf die Schulter. »Wenn wir Ryan drankriegen, erzählt er uns, wer vor zwanzig Jahren das Geld kassiert und Jessica angezündet hat. Er wird mir einen Namen nennen.« Er deutete auf den Videorekorder. »Wenn es der Typ da war, werde ich ihn schnappen. Wenn er es nicht war und der Typ, der es war, noch am Leben ist, werde ich ihn kriegen. Und den hier kriege ich auch noch. Das ist ein Versprechen, Carol …«
    Als Chamberlain ihn amüsiert und dankbar zugleich ansah, merkte Thorne, dass seine Hand nach unten gerutscht war. Aus dem Wunsch heraus, ihr Mut zu machen, hatte er angefangen, sie sanft am Rücken zu streicheln. Mit hochgezogenen Augenbrauen neckte sie ihn: »Dieses Angebot, hier zu übernachten, was genau bezweckst du damit?«
     
    Ian Clarke saß, den Arm um seine Frau gelegt, auf dem Sofa. Er starrte auf den Fernseher.
    Einmal im Jahr weinte er, am Geburtstag seiner ersten Tochter. Der Tag, der auch ihr Todestag war. Den Rest der Zeit vergrub er seine Gefühle in seinem Inneren, als sei sein Brustkorb ein Käfig, aus dem diese Gedanken und dunklen Begierden nicht fliehen könnten.
    Er saß regungslos da und ging Thornes Besuch im Kopf durch. Was gesagt worden war. Er hatte das Gefühl, seine Rippen könnten jeden Augenblick bersten.
    Seine Frau lachte leise über etwas im Fernsehen und schmiegte den Kopf an seine Brust. Mechanisch strich er ihr über die Haare. Er starrte auf die weiße Wandfläche über dem Fernsehschirm. Gelegentlich hörte er Schritte an der Decke, wenn seine zweite Tochter in ihrem Zimmer umherging.
     
    Thorne lag wach im Bett und fragte sich, ob er Probleme mit der Verdauung hatte oder ob ihm etwas anderes auf den Magen schlug, das sich nicht so leicht beheben ließ.
    So nett der Abend gewesen war, so froh war er auch gewesen, als Carol ein Taxi gerufen hatte. Und er war erleichtert, als Hendricks später meinte, es sei besser, mit dem Aufräumen bis morgen zu warten und mal früher ins Bett zu gehen.
    Die Ungewissheit, die den Ryan-Clarke-Fall umgab, hatte ihn den ganzen Abend nicht losgelassen, hatte ihn begleitet wie ein ungebetener Gast. Nun kam es ihm vor, als drückte sie ihn tief in die Matratze, während er hinauf starrte zu der Ikea-Lampe, die ihm so verhasst war.
    Die Ungewissheit war das Schlimmste.
    Im Lauf der Jahre hatte Thorne bei einigen Ermittlungen Dinge gesehen und erfahren, denen er, hätte er die Wahl gehabt, lieber aus dem Weg gegangen wäre. Und dennoch zog er das Wissen darüber vor, trotz der grauenvollen Wahrheiten, mit denen er sich dabei konfrontiert sah. Die Last war so oder so entsetzlich, –wenn auch auf sehr verschiedene Weise.
    Seine Hand glitt zu seinem Penis. Ein paar Minuten lang spielte er halbherzig herum, bevor er aufgab. Ihm fehlte die Konzentration.
    Er fing an, über die Fotos von Jessica Clarke nachzudenken, die draußen in der Diele in seiner Jacke waren. Er stellte sich das Bild ihres zerstörten, vernarbten Gesichts vor, wie es an das Seidenfutter seiner Jacke geschmiegt war. Dachte an das Tagebuch in seiner Tasche, das auf ihn wartete.
    Er wollte es an einem anderen Abend lesen.
    Stattdessen langte er nach seinem Walkman, setzte die Kopfhörer auf und drückte auf Play. The Mountain, Steve Earles gemeinsame Aufnahme mit Del McCoury von 1999. Er rieb sich über den Bauch, der sich so hart anfühlte. Es musste an der Verdauung liegen.
    Mit Bluegrass im Ohr war es unmöglich, längere Zeit niedergeschlagen zu sein.

Dreizehntes Kapitel
    »Sie sehen etwas besser aus, Gordon«, sagte Holland.
    Rooker knurrte. »Alles relativ, oder?«
    »Okay«, sagte Stone. »Sie sehen besser aus als ein Haufen Scheiße, aber nicht ganz so gut wie Tom Cruise. So besser?«
    Der Gefängnisaufseher, der hinter ihnen gestanden hatte, trat einen Schritt vor und beugte sich über sie. »Geht das ein bisschen schneller?«
    Sie saßen um einen Tisch in der kleinen Büroecke des Besuchertrakts. Ein Fernsehgerät und ein Videorekorder waren aufgestellt. Holland hämmerte auf eine Taste ein, um die richtige Stelle zu finden.
    Ohne ihn anzusehen, wedelte Stone vor dem

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