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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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mich, sogar auf ein Glas Raki eingeladen worden zu sein.«
    Zarif drehte sich zu dem Mann um, den er garantiert nicht eingeladen hatte.
    »Die Tür war offen«, sagte Brooks.
    »Total verrückt.« Zarif schüttelte den Kopf und schluckte. »Vielleicht sollte ich einfach telefonieren und die Polizei anrufen.« Er deutete auf Thorne. »Mit jemandem reden, der sich um Sie kümmert.«
    Brooks trat noch einen Schritt näher. »Erzähl mir von Angie«, sagte er.
    Zarif sagte nichts. Sein Blick war auf die Tüte gerichtet, auf den schweren Gegenstand darin. Auch wenn Zarif nicht wusste, wie Brooks aussah, hatte er garantiert davon gehört, was er tat. Und wie er es tat. Bis zu diesem Moment hatte Zarif wahrscheinlich jede Einzelheit genossen.
    »Er will es nur wissen«, sagte Thorne.
    »Ich will die Namen der Männer, die du geschickt hast«, sagte Brooks. »Wer am Steuer saß.«
    »Das hat was mit Seelenfrieden zu tun«, warf Thorne ein.
    »Hast du gewusst, dass Angie meinen Sohn dabeihatte?«
    »Oder war das nur ein weiterer Bonus?«
    »War es geplant ?«
    Zarif schwieg, aber seine Blicke flogen zwischen ihnen hin und her.
    »Davon gehe ich aus«, sagte Thorne. »Familien waren für Sie nie tabu, stimmt’s, Baba?«
    »Hast du geplant, sie beide umzubringen?«
    Zarif schüttelte den Kopf.
    Thorne lehnte sich gegen die Bar. »›Nein, weiß ich nicht‹ oder ›nein, sag, ich nicht‹?«
    »Fick dich.« Es kam nicht weniger beiläufig.
    Brooks nahm die Tüte in die Hand. »Ist so oder so egal.«
    »Und du fick dich auch …«
    Thorne ging hinter die Bar. »Wenn das alles ist, was Sie zu sagen haben, ist das hier Zeitverschwendung.« Er sah zu Brooks. Die Erschöpfung war ihm ins Gesicht geschrieben, aber jetzt war da auch Hunger. »Ich lass euch dann mal allein …«
    »Klingt gut«, sagte Brooks.
    Thorne suchte das Regal hinten nach dem CD-Spieler ab. Nachdem er ihn gefunden hatte, stellte er ihn laut. Die Frau sang, und der Schlagzeuger arbeitete im Akkord.
    »Wohin gehen Sie?«, fragte Zarif.
    Thorne gab ihm keine Antwort. Die Angst, die er aus der Frage herausgehört hatte, freute ihn. Er nickte im Rhythmus zu der Musik, als er um die Bar herum- und an Zarif vorbei zur Treppe ging.
    »Sie müssen jetzt aufhören, Sie müssen wissen, wie verrückt das ist.«
    Er bemühte sich, unbeteiligt zu wirken, während ihm das Herz pochte …
    »Für so was seid ihr zu schlau.«
    Er ignorierte den Lärm, als er zur Treppe ging: das Schreien und Fluchen eines Mannes, der die Kontrolle verliert, und konzentrierte sich stattdessen auf die Frauenstimme, deren Gesang immer mehr zum Lustschrei wurde - oder war es Schmerz? Er hastete die Stufen hinunter und durch die graue Stahltür hinaus.
     
    Er ließ sich Zeit, als er die Gasse zur Straße vorlief und dann zurück auf die Hauptstraße. Es war kurz vor ein Uhr morgens, aber auf der Green Lanes war noch jede Menge Verkehr. Autos auf dem Weg nach Norden, Richtung Turnpike Lane und weiter nach Süden in die City.
    Thorne sah die Autos, Taxis und Lastwagen vorbeifahren und fragte sich, wie viele darin sich zugehörig, mit anderen Menschen verbunden fühlten. Die Gemeinden in London waren sehr unterschiedlich, manche hielten zusammen wie Pech und Schwefel, in anderen Gegenden hatte man das Gefühl, die Nachbarn scherten sich einen Dreck umeinander. Aber eines traf für die ganze Stadt zu - eine Ausgabe des Evening Standard schützte einen vor so gut wie allem.
    Wo der Tod - natürlich der gewaltsame Tod - genauso das Wesen der Stadt ausmachte wie die exorbitanten Hauspreise und die Unmöglichkeit, einen Parkplatz zu finden.
    Wo die Lebenserwartung in manchen Stadtteilen wie Islington, Camden und Haringey von Viertel zu Viertel um mehr als zehn Jahre auseinanderliegen konnte.
    Wo Menschen wie Arkan Zarif ihre Pläne schmieden und fett werden konnten.
    Thorne lief langsam an der Schaufensterfront des Maklerbüros vorbei und blieb noch einmal kurz vor dem Schaufenster des Restaurants stehen. Er konnte die Flasche und das Glas auf dem Tisch stehen sehen und die Musik hören. Das Lokal sah leer aus. Wahrscheinlich hatte Brooks Zarif in das Hinterzimmer oder nach unten gebracht. Ob er dabei an den Lärm gedacht hatte?
    »Klingt gut«, hatte er gesagt, bevor Thorne ging. Und er hatte ganz den Eindruck gemacht, als ob er es meinte.
    Thorne drehte sich weg von dem Schaufenster. Er fühlte sich leer und okay wegen der Sache. Er hatte sich bereits beim ersten Mal dafür entschieden, dass er, wenn es

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