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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Vom Fenster des kleinen, rauchgeschwängerten Wohnzimmers aus konnte Thorne gerade noch das Flutlicht des Stadions sehen.
    »An Spieltagen ist da sicher einiges los«, sagte Kitson.
    »Moment«, warf Thorne ein, »wir reden hier von Barnet. Die sind wahrscheinlich zufrieden, wenn vier Zuschauer aufkreuzen.«
    Nur Kitson lächelte, als Thorne sich wieder zum Fenster umdrehte. In der anderen Richtung war die Hauptstraße zu sehen, der Grüngürtel, der sich an einer Tankstelle und einer riesigen Filiale des Carpet Express vorbei in die Ferne zog.

    »Vision Express versteh ich ja noch«, sagte er und deutete hinaus. »Shoe Express auch noch, wenn ich mich anstrenge. Wenn man einen Schuh verliert, spät dran ist und auf eine Party möchte, was weiß ich. Aber, wer zum Teufel, braucht jetzt und sofort … einen Teppich?«
    »Was hat der Mann?«
    »Ich meine, wie schnell muss das gehen?«
    Eine der zwei Frauen, die nahe nebeneinander auf der Couch saßen, nickte Thorne zu und wandte sich dann zu Kitson, die sich auf einen Stuhl neben der Tür gesetzt hatte. »Jetzt kapier ich’s«, sagte sie. »Mit den einfühlsamen Typen sind sie nicht weitergekommen, und die Brüllaffen waren auch nicht erfolgreich. Darum versuchen sie es jetzt mit diesem Bullen hier, der sich für einen Talkmaster hält.«
    Nina Collins war ein paar Jahre älter als Debbie Mitchell, geschätzte Anfang vierzig, und sie hatte bislang den Sprechpart übernommen. Sie hatte ihnen die Tür geöffnet, hatte gesagt, sie sei Debbies Freundin, ihre beste Freundin, und Debbie sei drinnen. Sie wolle sich ausruhen und versuche, ihren Sohn Jason ruhig zu halten. Sie sei fix und fertig, was man ja wohl verstehen könne, wenn alle zehn Minuten ein Bulle an der Tür klingle, um ihr zu erklären, sie müsse raus aus ihrer Wohnung.
    »Das ist sicher die nächste Runde«, sagte sie und blies ihnen den Rauch ihrer Zigarette ins Gesicht, bevor sie sich umdrehte und zurück in die Wohnung ging.
    Im Wohnzimmer wandte sich Thorne wieder vom Fenster ab und zuckte die Achseln. »Es gibt ein paar Leute, die mich wirklich unterhaltsam finden. Zumindest sagen sie das.«
    Collins drückte ihre Zigarette aus. »Dann irren sie sich.«
    Thorne angelte sich einen Schemel und setzte sich vor
den Fernseher. Er sah zu den zwei Frauen. Collins war klein und hatte einen großen Busen, kurze schwarze Haare, die strubbelig hochfrisiert waren und an den Spitzen rot aufleuchteten, wenn das Licht darauf fiel. Sie trug ein enges Rugbyshirt, das ihren Busen betonte. Ihr Gesicht hatte etwas Weiches, was nicht so recht zu der Körpersprache und der heiseren Benson-&-Hedges-Stimme passte. (Viele Fälle später gestand Thorne Kitson nach ein paar Bieren, er wäre auf Nina Collins gestanden.)
    »Da bekommt er einen Punkt«, sagte die Frau neben Collins. »Der Name ist wirklich saublöd. Aber die Teppiche sind echt superbillig. Muss man zugeben.«
    Debbie Mitchell war größer und schlanker als ihre Freundin. Sie hatte lange, schmutzig blonde Haare, die sie streng geschnitten trug. Sie rahmten ein abgehärmtes Gesicht ein. Das Make-up konnte die unreine Haut nicht verbergen, und die Pickel an ihrem Nasenflügel waren deutlich zu sehen. Sie war barfuß und hatte die Beine hochgezogen, ein Arm baumelte über die Lehne, sodass sie praktisch ständig Körperkontakt mit dem Jungen hatte, der neben ihr auf dem Teppich spielte.
    »Er wirkt glücklich«, sagte Kitson.
    Collins wandte sich zu ihr, als habe sie Kitson ganz vergessen. »Er ist glücklich. Wenn er mit seiner Mum zusammen ist, ist er immer am glücklichsten.«
    »Gibt es eine Art … Betreuung?«
    »Nur mich«, sagte Mitchell. »Es gibt nur uns.«
    Jason war groß für sein Alter - laut Collins’ Akte war er acht Jahre alt -, und sein Pyjama war ihm ein, zwei Nummern zu klein. Er schob einen großen Plastikzug, so groß, dass ein kleineres Kind darauf sitzen könnte, auf einer geraden Linie vor dem Sofa hin und her. Anscheinend ein Spiel,
das er sehr oft spielte. In dem braunen Teppich waren die Spuren zu sehen.
    »Was ist mit Schule?«, fragte Thorne.
    »Er besucht eine Sonderschule, drei Tage die Woche«, sagte Mitchell. »Oben in Hatfield. Ich muss allerdings die ganze Zeit dabei sein, weil er wie am Spieß brüllt, wenn ich nicht da bin.«
    Collins hob zwei Finger. »Zweimal hat das Sozialamt ihr Jason weggenommen, und jedes Mal war es ein Albtraum für ihn.« Mitchell senkte den Blick und schüttelte den Kopf, als wolle sie nicht, dass ihre

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