Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
Vom Netzwerk:
Kollegen, die hier aßen.
    Thorne schob seinen Teller zur Seite und beugte sich zu Brigstocke, gerade als ein junger Kollege aus dem Team herüberkam und den Spielautomaten fünf Minuten lang mit seinem Wechselgeld fütterte. Sie sprachen erst weiter über den Fall, als er wieder ging. Thorne ließ eine Bemerkung fallen, von wegen der Automat sei schwer zu knacken, und erst dann verschwand der junge Mann. Thorne wandte sich wieder Brigstocke zu.
    »Tücken, sagten Sie?«
    »Ich habe mit Jesmond gesprochen«, erklärte Brigstocke.
    Bei der Erwähnung des Superintendenten verzog Thorne theatralisch das Gesicht. »Sie Ärmster.«
    »Jemand muss es tun. Wie auch immer, es scheint das Gefühl vorzuherrschen, dass ein Gang an die Presse, wie Sie ihn vorschlagen, vielleicht ein Fehler wäre.«
    »Warum denn?«
    »Weil es den Mörder warnen könnte, wenn er erfährt, dass wir ihm auf den Fersen sind.«
    »Und ist das ein Problem?«
    »Wenn wir ihn fassen möchten, schon.«
    »Das heißt, es ist uns wichtiger, ihn zu fassen, als die Menschen zu schützen, die er umbringen will?«

    Brigstocke seufzte. »Hören Sie …«
    »Das ist doch völlig irre«, unterbrach Thorne ihn. »Er muss doch längst wissen, dass wir ihm auf den Fersen sind. Meine Güte, er hat MRT-Schnipsel für uns zurückgelassen. Er will, dass wir die zusammensetzen.«
    »Ich sag Ihnen ja nur, was man mir gesagt hat, okay?«
    »Darüber hinaus sehe ich diesen Typen geradezu, wie er wegen ein paar Fotos in der Zeitung kalte Füße bekommt und den Koffer packt.«
    »Ist angekommen.«
    »Ich glaube nun mal nicht, dass er der Typ ist, der einfach so aufhört.«
    »Das ist kein Grund, auf mich loszugehen. Alles, was ich sage, ist, dass es … ein Problem gibt bei der Gewichtung der verschiedenen … Prioritäten.«
    »Die erste Priorität muss doch auf alle Fälle sein, die potentiellen Opfer zu schützen?«, warf Kitson ein.
    »Erzählen Sie das mal Debbie Mitchell.« Brigstocke wandte sich an Thorne. »Oder dem Superintendent, da es Ihnen so wichtig ist. Man überlegt, einen Arbeitskreis einzurichten.«
    »Lieber stecke ich mir Nadeln in die Augen«, sagte Thorne. Er hatte bereits ein paarmal in solchen Arbeitskreisen gesessen und verzweifelt Interesse geheuchelt, während Diplomaten in Uniform endlos über Medienstrategie laberten. Er hatte sich geschworen, das in Zukunft nicht mehr zu tun.
    »Gut, aber dann sollten Sie von Ihrem hohen Ross herunterkommen und aufhören, mir Kummer zu bereiten.« Brigstocke vertilgte einen letzten Bissen Pasta und schob seinen Stuhl zurück. »Geht das?«
    Weder Thorne noch Kitson aßen noch viel, nachdem Brigstocke
aufgebrochen war, und baten die Bedienung, ihre Teller mitzunehmen, als diese wieder vorbeikam.
    »Hohes Ross?«
    »Na ja, ein Pony ist es nicht«, meinte Kitson.
    »Mensch, ich hab doch recht, oder etwa nicht?«
    »Ich glaube nicht, dass er das anders sieht. Aber er kann nicht viel machen. Er sitzt zwischen Baum und Borke, die alte Geschichte.«
    Sie hatten noch fünfzehn Minuten Zeit, bevor man sie im Becke House zurückerwartete. Thorne trank sein Glas aus. »Hast du wirklich Bock darauf, den Rest des Nachmittags Leute anzurufen, von denen du weißt, dass sie niemanden umgebracht haben, und sie zu fragen, ob sie jemanden umgebracht haben?«
    »Kommt jetzt die geniale Idee?«
    »Was du da über Debbie Mitchell und dass wir sie verhaften sollten, gesagt hast.«
    »Das war nur halb ernst gemeint.«
    »Fahren wir rüber zu ihr. Man weiß nie. Wenn wir sie unter Druck setzen, bringen wir sie womöglich dazu, uns anzugreifen.«
    Kitson holte aus ihrer Handtasche einen Lippenstift und zog sich die Lippen nach. »Dafür bedank ich mich im Auto.«

Sechzehntes Kapitel
    Totteridge war ein grüner Vorort im Norden Londons mit einem »echten« Dorf in seiner Mitte, in dem die Männer in Fußballclubs spielten oder diese besaßen und mit verdächtig unscheinbaren Frauen verheiratet waren. Ein paar Minuten weiter Richtung Barnet jedoch war das Geld deutlich knapper. Hier, nahe an der Great North Road, waren die meisten Fußballer Typen, die sich sonntagvormittags gegenseitig ans Schienbein traten, zur Halbzeit gemütlich eine im Mittelkreis rauchten und sich nach dem Schlusspfiff was Heißes und Fettiges gönnten.
    Debbie Mitchell lebte in der obersten Etage eines dreistöckigen Wohnblocks einer Sozialsiedlung aus den sechziger und siebziger Jahren, das Dollis Park Estate, die sich entlang des Barnet-FC-Geländes erstreckte.

Weitere Kostenlose Bücher