Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes
brauchten als Scheiße mit Pommes. Ein Gastropub war es immer noch nicht, aber es war auch nicht mehr letzte Wahl.
Thorne gab seine Bestellung auf und nahm ein Diet Coke und ein Bitter Lemon mit an den Tisch neben dem Spielautomaten. Er setzte sich zu Yvonne Kitson. Sie stießen an und tranken, wobei unübersehbar war, dass ihnen ein ordentliches Bier beziehungsweise ein schöner kühler Weißwein lieber gewesen wäre.
»Später«, sagte Kitson.
Thorne griff nach dem Bierdeckel und zerriss ihn langsam und methodisch in kleine Fitzelchen. »Dieser Fall schreibt Geschichte«, sagte er, »als ›Who didn’t do it.‹«
Kitson grinste und ließ sich nur zu gern auf das Spielchen ein. »Also, wer hat’s denn nicht getan?«
»Wenn du mich fragst, es war nicht der Grundschullehrer in Doncaster oder der Fotokopierertechniker, und der begeisterte Amateurboxer aus Wrexham war’s auch nicht.
Mit ziemlicher Sicherheit können wir auch den 87-jährigen ehemaligen Seemann der Handelsmarine ausschließen, der mit seiner Frau in Portugal lebt. Das Wetter ist dort heute übrigens ganz wunderbar, wie er mir mehrmals versicherte. Er und seine Frau wollen heute am Pool zu Mittag essen.«
»Sind das drei von den Anthony Garveys?«
»Mein Vormittag.«
»Führt kein Weg darum herum.«
»Ich weiß«, sagte Thorne. »Und ich liebe jede lebenswichtige Minute davon. Ich habe Leute aus der Ermittlung ausgeschlossen, als gäbe es kein Morgen. Um auf der sicheren Seite zu sein hab ich die Namen durchgestrichen und abgehakt, weißt du. Den ganzen lieben langen Tag hab ich eliminiert. Ich bin … der Eliminator!«
Kitson nippte an ihrem Bitter Lemon. »Schön, aber heute Morgen kamen keine genialen Ideen von dir.«
Thorne war mit dem Bierfilz fertig und schob die Fitzelchen zu einem ordentlichen Haufen zusammen. Ihm fiel dazu nichts ein, und selbst wenn ihm etwas eingefallen wäre, hätte er es wohl, nachdem er Russell Brigstocke sah, der sich am Tresen umdrehte und ihnen zuwinkte, für sich behalten. Durch Einsatz primitiver schauspielerischer Mittel konnten er und Kitson ihren Wunsch nach Drinks vermitteln, die Brigstocke ihnen besorgte und brachte. Er setzte sich zu ihnen.
»Habt ihr schon bestellt?«
Zweifaches Nicken.
Brigstocke nahm einen großen Schluck von seinem Sprudelwasser und lehnte sich zurück. »Debbie Trantüte hat mich gerade fünfzehn Minuten von meiner Mittagspause gekostet.«
»Noch immer schwierig?«, fragte Kitson.
»Kennen Sie einen FLO namens Adam Strang?«
Thorne nickte, das musste der Familien-Officer gewesen sein, den er am Macken-Tatort getroffen hatte.
»Der hat heute den ganzen Vormittag versucht, sie zur Vernunft zu bringen. Aber nichts da. Sie weigert sich strikt, irgendwo hinzugehen.«
»Wie viel weiß sie?«
»Natürlich nicht alles. Aber genug, finde ich.«
»Welche Optionen gibt es noch?«, fragte Kitson.
Brigstocke schüttelte den Kopf, als habe er es satt, darüber nachzudenken. »Ich habe keine gesteigerte Lust, vierundzwanzig Stunden ein Auto vor ihrer Tür stehen zu lassen, nur weil sie auf stur macht.«
»Und ein Panikknopf, wäre das eine Lösung?«
»Das reicht nicht«, sagte Thorne. »Ich glaube nicht, dass Emily Walker oder Greg Macken Zeit gehabt hätten, ihn zu drücken.«
»Was bleibt uns dann noch?«, fragte Brigstocke. »Sie verhaften?«
Kitson schnippte einen knallroten Fingernagel gegen das Glas. »Müsste schnell gehen, bei dem Strafregister.«
Eine Bedienung brachte das Essen: Lammeintopf für Thorne und überbackenen Fisch für Kitson. Brigstocke betrachtete wenig begeistert den Teller Nudeln, den die Bedienung ihm hinstellte, und deutete dann auf Thornes Teller.
»Eigentlich wollte ich das, aber jemand hatte gerade die letzte Portion bestellt.«
»Schneller als der Tod«, meinte Thorne.
Sie aßen ein, zwei Minuten schweigend, bis Thorne sagte: »Warum wenden wir uns damit nicht an die Presse?«
Brigstocke schluckte schnell. »Hatten wir das Thema nicht bereits?« Er sah zu Kitson.
Sie nickte. »Die Serienmordsache sollte unter Verschluss bleiben.«
»Richtig«, sagte Brigstocke.
»Das meine ich nicht«, erläuterte Thorne. »Warum veröffentlichen wir nicht Fotos von Dowd und den anderen, in der Zeitung, der Glotze, wo auch immer? Und benutzen die Medien zur Abwechslung mal für unsere Zwecke.«
Dieses Mal ließ sich Brigstocke Zeit mit dem Schlucken und antwortete: »Das … hat seine Tücken.« Er sah sich um. Die Nachbartische waren voll mit
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