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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Freundin weiter darüber sprach. Doch Collins hob erneut die Hand, sie wollte mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg halten. »Angeblich ist das zu seinem Besten, von seiner Mum getrennt zu sein. Dabei hasst er es wie die Hölle.« Sie drückte Mitchells Hand. »Jedes Mal ist sie wieder clean geworden und hat ihr Leben in Ordnung gebracht, stimmt’s, Schatz?«
    »Uns geht’s jetzt gut«, sagte Mitchell.
    »Drei Busse und ein Zug, um nach Hatfield zu kommen«, sagte Collins. »Man könnte meinen, die Stadt würde sich um eine bessere Verbindung kümmern, aber die ist zu sehr damit beschäftigt, Treffpunkte für Lesben und so’n Scheiß einzurichten.«
    »Uns stört das nicht so«, sagte Mitchell. »Das ist jedes Mal ein Abenteuer, solange das Wetter okay ist.« Sie wandte sich zu Kitson. »Er langweilt sich nicht wie andere Kinder, wissen Sie.«
    »Ist das Autismus?«, fragte Kitson.
    Mitchell zuckte die Achseln. »Sie sagen, das wär’s nicht. Ehrlich gesagt glaube ich, sie wissen nicht, was es ist. Was immer es ist, niemand kann was dagegen tun, und wir müssen damit zurechtkommen.«

    Thorne sah zu, wie der Junge den Zug hin und her schob. Sein Kinn zitterte, als er kaum hörbare »Tsch-tsch«-Geräusche machte. Er hatte die großen blauen Augen seiner Mutter, aber seine Lippen waren voller, röter. Wenn er lächelte, was er etwa einmal pro Minute ohne offensichtlichen Grund tat, glitten seine Schneidezähne über die Unterlippe und rasch von einer Seite zur anderen. Ob Debbie Mitchell das auch tat, konnte Thorne unmöglich wissen, er hatte sie noch nicht lächeln sehen.
    »Wie viel bekommt er mit?«, fragte Thorne.
    Nina Collins wurde wütend. »Verdammte Scheiße, seid ihr zwei Sozialarbeiter oder was?«
    »Ich möchte ihn nur nicht erschrecken«, sagte Thorne, »wenn’s zur Sache geht.«
    Mitchell schüttelte den Kopf, als ginge das schon klar, strich dabei aber ihrem Sohn über den Kopf und durch die Haare.
    »Sie wollen also wieder mit diesem Mann anfangen?«, fragte Collins.
    Thorne nickte. »Was haben Ihnen die Einfühlsamen und die Brüllaffen denn erzählt?«
    Mitchell holte tief Luft. »Sie erzählten von diesem Irren, der es auf mich abgesehen haben könnte wegen der Sache mit meiner Mum.«
    Wieder nickte Thorne. »Okay, und wahrscheinlich haben sie so was gesagt wie: ›Wir haben Grund zur Annahme, dass Sie gefährdet sein könnten.‹«
    »In der Richtung.«
    »Also, die Sache ist die: Das mit dem ›gefährdet sein könnten‹ können Sie vergessen, wenn Sie hier in der Wohnung bleiben.«
    Kitson rutschte mit ihrem Stuhl ein Stück vor. »Sie dürfen
den Mann nicht unterschätzen, von dem wir hier reden, Debbie.«
    »Mit solchen Irren hatte sie ihr ganzes Leben zu tun«, warf Collins ein, »die wissen wollten, was damals war mit ihrer Mum. Wegen des Nervenkitzels, oder weil es sie erregte.«
    »Der Irre, von dem wir hier reden, hat schon vier Menschen umgebracht, Debbie«, sagte Thorne. »Vier Menschen, die ihre Mutter auf dieselbe Weise wie Sie verloren haben.«
    Collins fuhr sich mit der Hand durch die Haare, zupfte an ihren Spikes. »Von vier Toten war nie die Rede …«
    »Zwei oder so, hab ich gedacht«, sagte Mitchell, »die vielleicht derselbe auf dem Gewissen hat.«
    Thorne sah zu Kitson. Er fragte sich, wer wohl entschieden hatte, wie viel diese Frau erfahren sollte. Hatte man diskutiert, wie viele Morde man erwähnen konnte? Hielt man zwei für okay und drei für definitiv zu viel? Irgendwie lächerlich, schon allein deshalb, weil ein Mord genug sein müsste, um auf und davon zu laufen und sich zu verstecken. Aber was immer Debbie Mitchell davon abhielt, das einzig Vernünftige zu tun, und welche Schwierigkeiten er sich mit dieser eigenmächtigen Entscheidung einhandelte, er fand es sinnlos, um den heißen Brei herumzureden.
    »Möchten Sie wissen, wie er es getan hat?«, fragte Thorne.
    »Nein.« Es war nicht zu übersehen, wie blass Collins plötzlich war.
    »Wie er vier Menschen ausspionierte und ermordete und womit er sie ermordete? Würden Sie dann alles ernster nehmen? Würden Sie dann den Arsch hochkriegen und packen?«
    »Es würde keinen Unterschied machen.« Mitchell wurde lauter. »Wir müssen hierbleiben.«

    Die Frauen rückten noch näher zusammen. Thorne sah, dass Jason aufgehört hatte, mit dem Zug zu spielen, und nun neben dem Sofa kniete, seine Mutter an der Hand zog und versuchte, diese an seine Wange zu drücken.
    »Haben Sie Angst wegen Jason?«, fragte Kitson

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