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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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trotzdem bekam Thorne den Anthony-Garvey-Fall nicht aus dem Kopf. Zumindest nicht länger als ein paar Minuten. Die Düsternis, die vertrackte Melodie. Wie der Song im Radio, den man morgens als Erstes nach dem Aufstehen hört und den man den ganzen Tag nicht mehr loswird.
    Martin Mackens Mund, als er Zeter und Mordio schrie.
    Eine Notiz an Emily Walkers Kühlschrank.
    Debbie Mitchells Junge, der den Zug hin und her schob.
    Und während er und das Team herumflatterten und dies und jenes taten, diese ständige Angst, dass sie nach Anthony Garveys Pfeife tanzten.
    Gegen Ende eines Neun-Stunden-Tags, als die Chance, zu einer vernünftigen Zeit nach Hause zu kommen, in greifbarer Nähe zu sein schien, traf Thorne auf dem Weg zurück von der Toilette Yvonne Kitson.
    »Ich glaube, ich habe das Mädchen auf dem Foto gefunden«, sagte sie.
    Ihm schoss sofort Louises Bemerkung durch den Kopf, dass ein gemeinsames Abendessen wohl nicht drin war. Trotzdem war das eine gute Nachricht. Dann sah er den Ausdruck auf Kitsons Gesicht. »Fuck.«
    »Ich ging sämtliche Vermisstenanzeigen für die sechs Monate nach der Aufnahme des Fotos durch und fand ein Mädchen, dessen Beschreibung passte. Es tauchte zwei Wochen später auf. … Es wurde gefunden.«

    »Wo?«
    »Dort, wo man es zur Geldübergabe hingeschickt hatte, praktisch direkt daneben«, sagte Kitson. »Im hinteren Teil der Paddington Station. Garvey scheint Humor zu haben.«
    »Ich lach mich krank.«
    »Ich hab bei der SIO angerufen und die Adresse der Eltern bekommen.«
    »Weiß Brigstocke schon Bescheid?«
    »Er ist nicht da, also …«
    »Lass mich das machen.« Er zog sein Handy heraus, als Kitson bereits wieder auf dem Weg in die Ermittlungszentrale war. »Gute Arbeit«, rief er ihr nach und wählte.
    Er erreichte Brigstockes Mailbox.
    »Ich bin’s. Nur für den Fall, dass Sie gerade mit Trevor Jesmond golfen. Ich hätte da eine Nachricht, die Sie ihm weitergeben können. Sagen Sie ihm, dass seine hübsche erfolgversprechende zweite Spur sich als Sackgasse entpuppt hat.«

Dreiundzwanzigstes Kapitel
    Alec Sinclair, ein Mann Ende fünfzig mit schütterem Haar, der die Hände keine Sekunde ruhig halten konnte, verstummte unvermittelt. Er hatte von Chloe, seiner Tochter, erzählt, deren Leiche vor beinahe drei Jahren auf dem Gelände der Paddington Station in einem nicht mehr benutzten Werkzeugschuppen aufgefunden worden war.
    Nach Worten ringend, drehte er sich zu seiner Frau um, die neben ihm in dem Wohnzimmer des Reihenhauses in Balham saß. Miriam Sinclair wirkte ein paar Jahre jünger als ihr Mann, doch an den Schläfen blitzte Grau durch die gefärbten Haare, und das Make-up war wohl etwas dicker aufgetragen als früher.
    »Es ist schön, über sie zu reden«, sagte sie und sah lächelnd zu Thorne und Kitson. »Aber dann bricht es wieder über einen herein. Es ist nicht so, dass man vergisst, was passiert ist.«
    »Ich träume manchmal von ihr«, sagte Alec. »Und dann diese Sekunden nach dem Aufwachen …, bevor einem einfällt, dass sie tot ist.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie nichts trinken wollen?«
    »Nein danke, nicht nötig«, sagte Thorne.
    Die beiden wollten natürlich wissen, worum es ging, als Kitson am Tag zuvor anrief. Sie waren erschrocken, so lange nachdem die Ermittlung im Mord an ihrer Tochter im Sand verlaufen war plötzlich wieder etwas zu hören, und
wollten natürlich sofort wissen, ob es etwas Neues gebe. Kitson hatte ihnen erzählt, dass es vielleicht eine Verbindung zwischen dem Mord an Chloe und einer laufenden Ermittlung gab. Sie hatte sich sofort verbessert, natürlich handle es sich auch bei Chloes Fall um eine laufende Ermittlung, und das würde auch so bleiben, bis es eine Verhaftung gebe.
    »Ist gut, meine Liebe«, hatte Miriam gesagt. »Ich weiß, wie viel Sie zu tun haben. Ich meine, man braucht nur die Zeitung aufzuschlagen, um zu sehen, wie viele Morde es gibt. Andere Familien, die noch nicht so lange trauern wie wir.«
    »Haben Sie ihn gefunden?«, wollte Alec wissen.
    »Wir haben niemanden festgenommen«, sagte Kitson, »aber es gibt eine Reihe von Hinweisen und …«
    »Der Freund.« Miriam sah zu ihrem Mann. »Wir sind uns sicher, dass es der Freund war.«
    »Richtig.« Der Mann, der vor drei Jahren die Suche nach Chloes Mörder geleitet hatte, hatte bestätigt, dass ihr Hauptverdächtiger Chloes damaliger Freund gewesen sei. Trotz aller Bemühungen war es ihnen nicht gelungen, ihn ausfindig zu machen.
    »Wir haben einen Namen«,

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