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Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Titel: Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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und zu welchen Maßnahmen er gezwungen war, wurde er missmutig und gewaltbereit.
    Ein Haufen Ärger wegen ein paar beschissenen Schnappschüssen …
    Irgendjemand hatte ihn auf dem Kieker, daran bestand kein Zweifel, doch herauszufinden, wer, würde nicht ganz einfach werden. Er würde nicht nur versuchen müssen, die Dinge zu Hause in Großbritannien zu regeln, sondern auch vor Ort ein paar Hebel in Bewegung setzen. Es gab ein paar Leute, die ins Raster passten: ein Stadtrat, den er womöglich ein bisschen zu stark unter Druck gesetzt hatte; ein marokkanischer Lieferant, der glaubte, er werde zu schlecht bezahlt; ein neureicher Gebrauchtwagenhändler aus den Midlands, der vor sechs Monaten hier angekommen und in die Schranken verwiesen worden war, als er versucht hatte, den großen Macker zu markieren. Abgesehen von ihnen kamen noch mehr als nur ein paar andere infrage, die ihm möglicherweise seine Nähe zu ihren Frauen oder Freundinnen verübelten. Jeder von ihnen hätte die Fotos geschickt haben können, hätte Unruhe stiften können.
    Selbstverständlich würde es helfen, wenn er die verdammten Fotos zu Gesicht bekäme. Dann könnte er sich wahrscheinlich eher zusammenreimen, wer ihm auf der Nase herumtanzte. So oder so, irgendwann würde er es schon herausfinden und die Sache regeln, aber bis es so weit war, ging es allein darum, Schadensbegrenzung zu betreiben.
    Glücklicherweise war er darin schon immer gut gewesen.
    Er gab seinem Buch noch eine Chance, da es jedoch nicht besser wurde, beschloss er, dass es zumindest schön schwer war, und schleuderte es mit aller Kraft gegen die Schiebetür. Es prallte gegen die Scheibe und fiel auf die Terrasse. Im Liegen beobachtete er, wie die Brise einige der verstreuten Seiten aufwirbelte und zum Wasser wehte.
    Sie kauften Kuchen in einer Patisserie auf dem Camden Parkway und nahmen ihn mit in Thornes Wohnung. Louise kramte eine Teekanne hervor und goss Milch in eine Kanne, obwohl Thorne griesgrämig protestierte und sagte, dass heiße Suppe und getoasteter Teekuchen besser zu der Eiseskälte gepasst hätten.
    Hendricks nannte Thorne einen verweichlichten Schlappschwanz aus dem Süden. Thorne ignorierte ihn. Louise störte sich nur an dem Wort »verweichlicht«.
    Nachdem der Tee getrunken war und die Sonntagabend-Trübsal frühzeitig einsetzte, öffneten sie eine Flasche Wein. Draußen brach die Dämmerung an, und als die Unterhaltung ähnlich düster wurde, verkündigte Louise, dass sie ein Bad nehmen werde.
    Thorne machte eine weitere Flasche auf. »Ich hätte in der Schule fleißiger sein sollen.«
    »Du hättest was?«
    »Die nötigen Qualifikationen erwerben sollen, um studieren zu können. Mir einen Job suchen sollen, bei dem ich mich nicht so oft so mies fühle.«
    »An deiner Stelle würde ich mir deshalb nicht den Kopf zerbrechen«, sagte Hendricks. »Ich habe sowieso meine Zweifel, ob du dafür überhaupt schlau genug gewesen wärst.« Er lächelte und hob sein Glas. »Das ist ziemlich sicher das Einzige, wozu du geeignet bist.«
    Das war ein Trick, den Hendricks bereits etliche Male eingesetzt hatte: Sticheleien, um Thornes schlechte Laune zu vertreiben. Meistens funktionierte es, doch an diesem Abend hatte Hendricks hart zu kämpfen, und das sagte ihm Thorne auch.
    »Wer sagt, dass ich Witze mache?«, fragte Hendricks.
    »Wahrscheinlich hast du recht«, sagte Thorne. »Andernfalls hätte ich nicht so lange durchgehalten.«
    »Vielleicht müsstest du mal befördert werden.«
    »Wozu?«
    »Du warst schon Inspector, als ich noch Medizinstudent war.«
    »Passt zu mir.«
    »Was wäre denn so verkehrt an einem zusätzlichen Stern und einem besseren Parkplatz?«
    »Nichts … wenn ich gerne den ganzen Tag auf meinem Arsch herumhocken würde. Und wenn ich gerne den Großteil meiner Zeit damit verbringen würde, Jesmond in seinen zu kriechen.«
    »Das würde dich zumindest eine Zeit lang aus der Schusslinie bringen.«
    »Da würde ich lieber Leichen waschen.«
    »Das kann ich arrangieren«, sagte Hendricks. Er schenkte Thorne und sich nach, nickte in Richtung Badezimmer. »Sag mal, solltest du nicht da drin sein und ihr den Rücken schrubben, anstatt hier mit mir rumzuhocken und Scheiße zu labern?«
    Thorne fabrizierte ein Lächeln, war in Gedanken jedoch bei der Begeisterung, vor der Anna Carpenter geradezu übersprudelte. Er hatte früher einmal genauso empfunden, hatte wahrscheinlich genauso empfunden, bis er vor der Leiche eines Kindes gestanden hatte. Bevor er

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