Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht
über ihre Kinder, überlegten, wo sie dieses Jahr Urlaub machen könnten, und diskutierten darüber, was sie mit Pats Mutter machen sollten, die inzwischen fünfundachtzig Jahre alt war und kaum noch das Haus verlassen konnte. Sie sprachen über fast alles, nur nicht darüber, woher das Geld kommen würde, nachdem Cook einige Jahre zu früh aus heiterem Himmel in den Ruhestand gegangen war. Er war froh, dass seine Frau ihn gut genug kannte, um nicht nachzubohren. Als er ihr ein paar Tage zuvor seine Entscheidung mitgeteilt hatte, hatte er ihr klargemacht, dass er ganz und gar nicht erpicht darauf war, näher darauf einzugehen. Sie hatte genickt, besorgt, aber verständnisvoll, und er hatte sie in einer beruhigenden Umarmung an sich gezogen.
»Es ist alles unter Dach und Fach, Schatz, warum also noch darüber reden?«
Ob tatsächlich alles unter Dach und Fach war, würde sich noch zeigen, doch er ging davon aus, dass Boyle und sein Team nicht so schnell lockerlassen würden. Cook hatte ziemlich dick aufgetragen, als sie ihn sich das erste Mal vorgeknöpft hatten, da er nicht gewusst hatte, was er sonst hätte tun sollen. Er hatte dem Bullen aus London rotzfrech gesagt, er solle nach Herzenslust herumschnüffeln, aber jetzt lebte er in ständiger Angst davor, dass es an der Tür klopfte und ein lächelnder Andy Boyle dastand, wenn er sie öffnete.
»Gute Neuigkeiten, Howard. Allerdings nicht für Sie …«
Das Geld, das er für die ersten paar »Gefallen« kassiert hatte – für die Sache mit dem Handy und so weiter –, war längst weg, und es würde ganz bestimmt nichts mehr nachkommen, bevor sich die Wogen wieder geglättet hatten. Doch er konnte unmöglich wissen, wie vorsichtig die anderen Beteiligten gewesen waren. Ein Ausrutscher, und sie wären alle geliefert.
Als sie vor ihrem Haus hielten, sagte Pat, dass sie Tee aufsetzen werde, und Cook gab sich alle Mühe, sich zu beruhigen. Diese Leute wussten, was sie taten, natürlich wussten sie das, und sie machten ihre Hausaufgaben. Er hatte sich schon oft gefragt, ob sie ihn vielleicht sogar besser kannten, als seine Frau ihn kannte. Hatte sich gefragt, ob sie damals, als sie zum ersten Mal an ihn herangetreten waren, genau gewusst hatten, wie besorgt er darüber war, ob er sich mit seiner Rente über Wasser würde halten können.
Wie unwahrscheinlich es war, dass er ihr Angebot ablehnen würde.
»Da wären wir, Schatz …«
Großer Gott, jetzt wünschte er sich, er hätte abgelehnt. Damals hatte es für ihn nach einer Menge Geld für sehr wenig Arbeit und ein äußerst geringes Risiko geklungen. Ein paar Gefälligkeiten im Gefängnis und draußen, und eine Tüte voller Zehner im Kofferraum seines Wagens.
»Warte, ich helfe dir beim Aussteigen.«
Keine Rede davon, dass irgendjemand getötet werden würde. Kein Wort von blutüberströmten Zellenfußböden und selbst gebastelten Klingen, die es loszuwerden galt. Keine Chance für ihn, sich herauszuhalten.
Sie hatten ihn bereits damals in der Hand gehabt, oder etwa nicht?
Er stieg aus und ging ums Auto herum, um Pat die Wagentür zu öffnen. Sie streckte ihm eine Hand hin, und als er diese gerade ergreifen wollte, tauchten Scheinwerfer über der Hügelkuppe auf.
Der Wagen fuhr mit einem solch hohen Tempo, dass Cook sich nur ein paar Sekunden lang bewusst war, was gleich geschehen würde. Ihm blieb gerade noch genug Zeit, um die Hand seiner Frau einmal zu drücken, bevor er sie losließ. Bevor das Auto ihn und die geöffnete Tür erfasste und anschließend davonraste. Das Dröhnen seines Motors verklang, als Patricia Cooks Schreie lauter wurden.
Ein paar Minuten später kniete ein Nachbar neben der Leiche auf der Straße und verständigte den Notruf, während seine Ehefrau versuchte, die verstörte Frau im Auto zu beruhigen. Sobald ein Krankenwagen unterwegs war, wurde der Bereitschaftsdienst der Mordkommission informiert, die sofort einen Wagen losschickte. Binnen einer Stunde, nachdem der Pathologe seine Erstuntersuchung durchgeführt hatte und die Identität des Toten nachgewiesen war, wurde die zuständige Einheit des West Yorkshire Homicide and Major Inquiry Team kontaktiert. Der Name wurde in das Computersystem eingegeben, Details des Vorfalls wurden an den Leiter des Ermittlungsverfahrens weitergegeben, mit dem Howard Cook in enger Verbindung zu stehen schien. Nach zwei Stunden war der Zwischenfall in Kirkthorpe bereits mit einer Nummer versehen, und die nötigen Akten waren angelegt worden.
Eine
Weitere Kostenlose Bücher