Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht
gibt’s zwei Freibiere.«
»Ich wäre sowieso mies«, sagte Thorne. »Es sei denn, es ginge um Musik, Fußball oder obskure Fernsehserien.«
»So was kommt immer dran, und außerdem ist es doch nicht so schlimm, wenn man die Antworten nicht weiß. Es wird einfach ein lustiger Abend.«
»Lieber nicht.«
»Also gut, rufen Sie mich an, wenn Sie es sich doch noch anders überlegen.«
Thorne versprach, dass er das tun werde, und da er noch eine Viertelstunde Zeit hatte, bis er wieder mit Louise und Phil verabredet war, ging er zurück zu den CD -Regalen. Er fragte sich, warum ihn das Telefongespräch so nervös gemacht hatte und ob Anna tatsächlich so gut darin war, Lügen zu erkennen, wie sie glaubte.
Er hatte keinen Papierkram zu erledigen. Und den Namen des Schauspielers hatte er gegoogelt.
Wenn er freitags Lust darauf hatte, im Ort auszugehen, traf er sich mit Candela oder mit einem seiner anderen Mädchen. Doch der Samstagabend war in der Regel für die Jungs reserviert. Am Abend zuvor hatten er und ein paar Freunde eines von den Booten genommen, waren etwa eine Meile auf das ruhige Meer hinausgefahren und hatten dann Anker geworfen. Irgendjemand hatte eine ziemlich große Tüte Koks dabeigehabt, das die Party so richtig in Schwung brachte, und sie hatten ein paar Geschäfte gemacht und Rotwein getrunken, bis keiner mehr in der Lage gewesen war, vernünftig über irgendetwas zu sprechen.
Am Sonntagvormittag war deshalb wie so oft Ausschlafen angesagt. Nachdem er sich aus dem Bett gekämpft hatte, wankte er auf die Terrasse, um Tee zu trinken und einen der englischsprachigen Radiosender zu hören. Wenn er sich dann wieder einigermaßen wie ein Mensch fühlte, legte er sich an seinen Swimmingpool und schwitzte die Eskapaden des vergangenen Abends aus.
Er blätterte die englischsprachige Ausgabe des El Sur durch, eine kostenlose Zeitung, die einmal in der Woche zugestellt wurde. Auf der Titelseite wurde über den vereitelten Ausbruchsversuch eines inhaftierten ETA -Mitglieds berichtet, und in den Lokalnachrichten fanden sich einige bekannte Gesichter, doch er entdeckte nichts, was wirklich sein Interesse weckte. Später würde er in den Ort fahren, um sich die Überseeausgaben der Mail on Sunday und der News of the World zu besorgen. Er vermisste die Beilagen, genoss es jedoch, sich über aktuelle Sportereignisse zu informieren und Kreuzworträtsel zu lösen.
Er hatte auf sämtlichen Toiletten im Haus Kreuzworträtsel und Sudokus liegen, die ihn geistig auf Trapp hielten.
Der Wind machte das Zeitungslesen schwierig, deshalb griff er nach einem Taschenbuch, das bereits seit einigen Monaten neben seinem Bett lag. Er hatte es bei seinem letzten Ausflug nach Nordafrika am Flughafen gekauft. Es behauptete von sich, ein »düsterer Unterwelt-Thriller« zu sein, und versprach, »kein Blatt vor den Mund zu nehmen«. Das klang, als sei es genau das Richtige, um ihn von dem abzulenken, was in der wirklichen Welt passierte.
Er wollte wieder einmal lachen.
Mit den meisten Filmen war es genau dasselbe. Der ganze Macho-Müll, den dieser Typ, der mit Madonna liiert gewesen war, am Fließband produzierte: Gangster-Chic oder wie auch immer man dazu sagte.
Gangster-Shit hätte es schon eher getroffen.
Zugegeben, ganz unterhaltsam war das Zeug schon, wenn es das war, worauf man es abgesehen hatte, und es brachte ihn und seine Kumpels auf jeden Fall hin und wieder zum Lachen. Aber mit der Realität hatte es ungefähr genauso viel zu tun wie Der Herr der Scheiß- Ringe …
Das Buch war ziemlich genau so, wie er es erwartet hatte – elegante Anzüge und abgesägte Schrotflinten –, zumindest auf den wenigen Seiten, die er las, bevor die Worte zu verschwimmen begannen und er spürte, wie er langsam eindöste. Er klappte das Kopfende der Sonnenliege nach unten und zog sich das Handtuch über den Kopf. Im Radio lief ein alter Rolling-Stones-Song, und die Pumpe saugte schlürfend und klickend den Boden des Pools ab. Als er eine Stunde später wieder aufwachte, pochte sein Kopf.
Er blieb mit dem Handtuch über dem Kopf reglos liegen. Obwohl er sich nach etwas zu trinken sehnte, hatte er keine Lust, aufzustehen und in die Küche zu gehen oder auch nur die Hausangestellte zu rufen, die drinnen herumwerkelte. Hinter seinen geschlossenen Augenlidern war es heiß und weiß, sein Körper war schweißnass, und seine Sorgen verwandelten sich in Wut, als die Sonne am Himmel höherstieg. Wenn er darüber nachdachte, was gerade geschah
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