Tony Mendez 01 - Schwärzer als der Tod
aber einen konkreten Hinweis darauf gibt es nicht.«
»Wann wurde sie das letzte Mal von jemandem aus dem Krankenhaus gesehen?«
»Vor ungefähr zehn Tagen.«
»Und keiner hat sie als vermisst gemeldet?«
»Sie hatte dienstfrei und wollte ins Napa Valley fahren.«
»Überprüfen Sie das. Finden Sie heraus, ob sie irgendwo ein Hotel reserviert hat und ob sie vorhatte, allein zu fahren, oder ob das Ganze als romantisches Tête-à-Tête geplant war.«
Mendez warf einen Blick in den Rückspiegel, blinkte und wechselte die Spur, um sich von dem schleichenden Verkehr auf dem Freeway 405 in den schleichenden Verkehr auf dem Howard Hughes Parkway in Los Angeles einzufädeln.
Nachdem er Detective in Bakersfield geworden war, hatte er überlegt, ob er nach Los Angeles ziehen sollte. Er hätte
zum LAPD gehen können, in der Hoffnung, es eines Tages in das berühmte Raub- und Morddezernat zu schaffen, das sich im Parker Center, der Zentrale des LAPD in Downtown, befand. Aber dann erschien es ihm vielversprechender, ein großer Fisch in einem kleinen Teich zu werden, einige Jahre gute Arbeit zu leisten und sich einen Namen als Detective zu machen, um dann in den Riesenteich in L. A. zu wechseln.
Als sich ihm die Gelegenheit bot, nach Oak Knoll zu gehen und unter Cal Dixon zu arbeiten, hatte er sie sofort ergriffen. Dixon hatte im Büro des Sheriffs von L. A. County einen guten Ruf, und er hatte Kontakte. Mendez wusste, dass er sich dort bewähren könnte. Wenn Dixon mit ihm zufrieden war, dann konnte ihm dieser Posten einige Umwege zu seinem Ziel ersparen.
Bislang war der Plan aufgegangen.
Während der Tag langsam in den Abend überging, erreichten sie den Flughafen von L. A., wo Mendez der Beschilderung folgte und das Auto in dem Parkhaus gegenüber dem Terminal von American Airlines abstellte.
Er sah sich um, konnte in der Menschenmenge, die zur Gepäckausgabe des Flugs aus Washington strebte, Leone aber nicht entdecken. Er hielt nach einem Mann in einem schicken Anzug, mit einer knalligen Krawatte und einem breiten Grinsen Ausschau, der alle anderen überragte. Er musterte die Gesichter genauer und entdeckte einen großen, dünnen Mann, der, einen Koffer hinter sich herziehend, auf sie zukam. Im gleichen Moment breitete sich das vertraute Grinsen auf dem schmalen Gesicht aus.
»Tony! Schön, Sie zu sehen.«
Mendez ergriff die ausgestreckte Hand. »Vince, ich hätte Sie beinahe nicht wiedererkannt. Sie müssen fünfzehn Kilo abgenommen haben.«
Leone machte eine wegwerfende Geste. »Das ist eine lange
Geschichte.« Er gab Dixon die Hand. »Sie müssen Cal Dixon sein. Vince Leone. Freut mich, Sie kennenzulernen. Bruce Washington aus dem Sheriff’s Department von L. A. County ist ein alter Freund von mir.«
Leone hatte ein Talent dafür, Leute für sich einzunehmen. Er trat Fremden wie Freunden gegenüber, die er schon lange nicht mehr gesehen hatte. Er brachte sogar Verdächtige mithilfe eines Lächelns und eines Schulterklopfens dazu zu gestehen.
»Ich habe schon länger nichts mehr von Bruce gehört«, sagte Dixon.
»Er arbeitet jetzt im privaten Sicherheitsbereich. Offenbar ist er zu der Überzeugung gelangt, dass Geld mehr wert ist als der Ruhm und die Ehre, die man sich im Staatsdienst erwerben kann. Kann man überhaupt nicht nachvollziehen.«
Er deutete mit dem Kopf in Richtung Ausgang. »Sollen wir, meine Herren? Nicht dass wir etwas versäumen.«
Nach dem schier endlosen Weg durch das Terminal hätte sich Vince am liebsten auf den nackten Boden gelegt, um zu schlafen. Er hatte vor Mendez und Dixon bei der Gepäckausgabe sein wollen, damit er wenigstens kurz zu Atem kommen und sie ausfindig machen konnte, bevor sie ihn ausfindig machten. Der fünfeinhalbstündige Flug hatte ihn ausgelaugt. Er hatte gerade noch Zeit gehabt, die letzten Kräfte zusammenzuraffen und sein Grinsen aufzusetzen, während er sich fragte, ob er noch ganz dicht war, überhaupt hierherzukommen.
Zeig keine Schwäche , sagte er sich. Das war die wichtigste Regel, wenn man es mit den Behörden vor Ort zu tun hatte.
Aber etwas zu tun, was wichtig war, selbst wenn es ihn völlig erschöpfte, war besser, als herumzuliegen und über die Splitter in seinem Gehirn nachzudenken. Er würde das Hämmern in seinem Kopf also ignorieren und auch, dass
er anfing, nervös und zittrig zu werden. Er musste sich nur noch ein paar Stunden zusammenreißen. Er musste nur die Autopsie durchstehen, dann die Fahrt nach Oak Knoll, wo er irgendwie zu
Weitere Kostenlose Bücher