Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur
Sie selbst es überhaupt noch wissen.«
Foster wandte sich an Hicks. »Wenn Sie nichts dagegen haben, Detective, würde ich jetzt gerne gehen.«
»Das ist leider danebengegangen«, sagte Mendez, als er den Pausenraum betrat.
»Fahren Sie nach Hause«, sagte Dixon. »Morgen ist auch noch ein Tag.«
»Gibt es was Neues von Anne?«
»Dennis hat irgendwie herausbekommen, wo sie wohnt. Er hat sie mit zwei Stecheisen angegriffen, die er irgendwo gestohlen hat. Sie hat mehrere Stichwunden, aber sie wird wieder.«
»Jesus«, murmelte Mendez. »Sie ist der einzige Mensch auf dieser Welt, der jemals versucht hat, ihm etwas Gutes zu tun. Wo ist der kleine Scheißkerl jetzt?«
»Ans Bett gefesselt im Mercy General. Offenbar war Wendy Morgan gerade bei Anne, als es passiert ist, und hat ihm mit dem Schürhaken eins übergezogen.«
»Gut gemacht.«
»Sobald uns der Arzt grünes Licht gibt, wird er ins Jugendgefängnis verlegt«, sagte Dixon. »Was mich angeht, kann er dort vor sich hin rotten, bis er achtzehn ist.«
Mendez zog seine Jacke an und ging zur Tür. »Vergessen Sie nicht, denen zu sagen, dass sie die Streichhölzer gut verstecken sollen.«
86
Dennis lag in seinem Krankenhausbett und starrte an die Decke. Er konnte seine Hände nicht bewegen, weil sie am Bett festgebunden waren. Sein Kopf fühlte sich an wie ein Kürbis, den jemand mit einem Baseballschläger bearbeitet hatte.
Diese blöde Wendy Morgan. Eines Tages würde er es ihr heimzahlen.
Er würde es allen heimzahlen.
Nicht, dass man ihn nicht schon früher auf den Kopf geschlagen hätte. Einmal hatte ihm sein Vater eine Bierflasche gegen die Schläfe geknallt, und er war halb bewusstlos gewesen und hatte kotzen müssen und so. Noch zwei Wochen danach hatte ihm das Ohr auf dieser Seite geklingelt.
Miss Navarre war ihn nicht besuchen gekommen. Hoffentlich bedeutete das, dass er sie umgebracht hatte und dass sie jetzt tot war. Dann hätte er schon zwei Leute umgebracht, und dabei war er erst ein Teenager. Er würde sich nie mehr irgendwas gefallen lassen. Wenn er so darüber nachdachte, dann war er ein echt harter Kerl.
Dann dachte er darüber nach, was als Nächstes passieren würde, und kam sich auf einmal nicht mehr ganz so hart vor. Weil er versucht hatte, das Krankenhaus abzufackeln, würde man ihn nicht dorthin zurückschicken. Man würde ihn ins Jugendgefängnis schicken, und keiner würde ihn besuchen. Nie mehr. Niemand wollte ihm helfen. Niemand würde sich darum scheren, wie es ihm ging oder was er dachte. Er hatte den einzigen Menschen umgebracht, der das jemals getan hätte – Miss Navarre.
Er hatte niemanden. Absolut niemanden. Und er würde auch niemals mehr jemanden haben. Er war verdorben und böse und zu nichts nutze, wie sein Vater immer gesagt hatte. Und kein Mensch auf dieser Welt kümmerte sich um ihn. Er war ganz allein.
Zum ersten Mal seit langer Zeit weinte sich Dennis Farman in den Schlaf.
87
»Was soll das alles eigentlich, Cal?«, fragte Bruce Bordain.
Er war verärgert und gab sich keine besondere Mühe, es zu verbergen. Sein Lächeln hatte an Strahlkraft verloren, und man sah ihm die Anspannung an. Er war nicht gerade erfreut darüber gewesen, dass er beim Frühstück von einem Deputy gestört worden war. »Hätten Sie mich nicht einfach anrufen können?«, fragte er den Sheriff. »Ich muss heute Vormittag noch ein Flugzeug erwischen.«
»Wir werden uns bemühen, Sie nicht allzu lange aufzuhalten, aber dieses Gespräch wollte ich nicht am Telefon führen, Bruce«, sagte Dixon, während er ihn am Zimmer der Detectives vorbei zu einem der Vernehmungsräume führte.
»Könnten Sie mir wenigstens einen Hinweis geben, worum es sich handelt?«, fragte Bordain. »Ich schätze Überraschungen nicht besonders, es sei denn, sie sind zweiundzwanzig, haben große Brüste und springen nackt aus einer Geburtstagstorte.«
»Tja«, sagte Dixon, öffnete die Tür zu Vernehmungsraum eins und forderte Bordain mit einer Geste auf einzutreten, »dann wird Ihnen diese wohl nicht gefallen.«
»Und zu allem Überfluss schleppen Sie mich auch noch in dieses Verlies?«, sagte Bordain. »Hätte ich meinen Anwalt mitbringen sollen?«
»Ich will nicht, dass jemand in mein Büro platzt, während wir dieses Gespräch führen, Bruce. Wenn Sie irgendwann meinen, dass Sie lieber Ihren Anwalt dabeihätten, können Sie ihn natürlich anrufen.«
Der letzte Rest des Lächelns erlosch. »Das klingt nicht gut.«
»Setzen Sie sich.« Dixon deutete
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