Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur
muss mein Sohn diese Lektion noch lernen.«
»Sie wollen das Ihrem Sohn anhängen, Bruce?«, fragte Dixon. »Das hätte ich nicht von Ihnen erwartet.«
»Er muss die Verantwortung für sein Tun übernehmen.«
»Oh, das macht er«, sagte Mendez.
»Na also.«
»Gestern Abend hat er sich dazu bekannt, schwul zu sein.«
Bordain fuhr hoch und stieß mit dem Finger nach Mendez. »Das ist eine verdammte Lüge!«
»Das wäre es, wenn es nicht wahr wäre«, sagte Mendez.
»Mein Sohn ist keine Schwuchtel! Er – er – er versucht nur, sich aus dieser Sache rauszuwinden!«, sagte Bordain und deutete auf den Aktendeckel. »Es ist sein Kind. Die Frau hat ihn angerufen und gesagt, sie sei schwanger. Er hat ihr einen Scheck für eine Abtreibung geschickt. Aber sie hat nicht abgetrieben. Dann tauchte sie plötzlich mit dem Kind hier auf. Ich lasse nicht zu, dass mein Sohn eine dahergelaufene Hippie-Künstlerin mit einem unehelichen Kind heiratet. Er muss an seine Zukunft denken.«
»Deshalb haben Sie sie bezahlt«, sagte Dixon. »Weiß Milo, warum sie all die Schecks ausgestellt hat?«
»Natürlich weiß sie es.«
»Und es macht ihr nichts aus?«
»Milo weiß, was sie zu tun hat. Sie schützt ihren Sohn.«
»Besser können Sie die Geschichte kaum hindrehen«, sagte Dixon. »Darren schwängert eine Frau. Wie junge Männer eben so sind. Und das beweist ja nun eindeutig, dass er ein echter Mann ist. Dann nimmt die Familie die Frau und ihr Kind unter ihre Fittiche. Unterstützt sie großzügig. Zweifellos das einzig Richtige. Das Problem ist nur, dass die Frau tot ist, Bruce.«
»Ich habe nichts damit zu tun«, sagte Bordain. »Ich war in Vegas.«
»Mit einem Privatjet und einer Handvoll bezahlter Alibizeuginnen, wie praktisch«, sagte Mendez. »Aber hält das Alibi auch stand?«
»So sicher wie der Hoover Dam«, sagte Bordain.
»Und Darren kann es nicht gewesen sein«, sagte Mendez, »weil er damit beschäftigt war, seinen Liebhaber zu vögeln.«
An Bordains Stirn trat eine Ader hervor und begann zu pochen. »Das ist eine Lüge! Ich will nichts mehr davon hören!«
»Sie können nicht beides haben«, erklärte Mendez trocken. »Entweder ist Darren der Vater von Marissas Kind, hatte die Erpressung satt und brachte sie um, oder er kann sie nicht umgebracht haben, weil er mit seinem Freund im Bett lag. Was denn, Mr Bordain? Welches ist das kleinere Übel?«
»Sie könnten sich beide einem Vaterschaftstest unterziehen«, sagte Dixon. »Damit stünde eindeutig fest, wer was mit wem gemacht hat.«
»Wenn ich mich recht erinnere, gibt es einen Verfassungszusatz, der die Bürger davor schützt, sich selbst zu belasten«, sagte Bordain.
Er stand erneut auf. Dieses Mal war es ihm ernst damit. »Ich bin hier fertig. Wenn Sie weiter über die Sache sprechen wollen, Cal, dann rufen Sie meinen Anwalt an. Er steht unter ›Leck mich‹ im Telefonbuch.«
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»Wenn Bruce Bordain es getan hat – oder jemanden damit beauftragt hat«, sagte Hicks, »warum sollte er dann die Brüste an seine Frau schicken? Oder versuchen, sie von der Straße zu drängen?«
»Damit es so aussieht, als hätte jemand die Familie auf dem Kieker«, sagte Campbell.
»So wie es aussieht, hat aber jemand nur seine Frau auf dem Kieker«, warf Trammell ein.
Sie bedienten sich aus der Schachtel Doughnuts, die auf dem Tisch stand, im Besprechungszimmer roch es nach Fett und Kaffee.
»Ich tippe immer noch auf Darren«, sagte Mendez. »Solange Mark Foster nicht den Mund aufmacht, hat er kein Alibi. Aber selbst wenn Foster mit der Sprache rausrückt, wäre das, wie er selbst gestern gesagt hat, nichts weiter als die unglaubwürdige Aussage eines Komplizen. Wertlos. Warum sollte sein Liebhaber nicht für ihn lügen? Macht man das nicht so, hält man nicht für den anderen den Kopf hin?«
»Und da wundert sich deine Mutter, warum du Single bist«, sagte Campbell.
»Ach, komm schon«, sagte Mendez. »Jetzt mal im Ernst. Wäre es dir nicht lieber, dass die Leute dich für schwul halten, als dass sie dich für einen Mörder halten? Für Mord landet man im Gefängnis.«
»Wenn so ein hübscher Junge wie Bordain in den Knast wandert, erfährt er aus erster Hand, was man als guter Freund sonst noch so hinhält«, warf Trammell ein.
»Nehmen wir mal an, er glaubt, dass er Haleys Vater ist – oder er findet heraus, dass er die ganze Zeit an der Nase herumgeführt wurde – egal«, fuhr Mendez fort. »Er bringt Marissa um und lässt es so aussehen, als wäre es
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