Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Titel: Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
Vom Netzwerk:
war albern herumgehüpft. Manchmal hatte auch ihre Mom mitgemacht. Tommy war jedes Mal rot geworden und wäre vermutlich am liebsten im Boden versunken, so peinlich war ihm das.
    Tommy durfte keine Popmusik hören, weil seine Mutter eine blöde Kuh war. Eigentlich durfte Wendy so etwas nicht sagen, aber in Gedanken sagte sie es die ganze Zeit – und außerhalb der Hörweite von Erwachsenen. Janet Crane war böse und eine blöde Kuh. Sie war immer gemein zu Tommy gewesen, und dann war sie mit ihm weggegangen, und niemand wusste, wo sie waren.
    Wendy hoffte immer noch, dass er sich bei ihr melden würde, dass er ihr eine Karte oder einen Brief schreiben oder irgendetwas anderes machen würde, um sie wissen zu lassen, dass es ihm gut ging und er an sie dachte. Seit der dritten Klasse waren sie die allerbesten Freunde gewesen. Aber inzwischen war mehr als ein Jahr vergangen, ohne dass sie von ihm gehört hatte. Wenn Wendy in düsterer Stimmung war, fragte sie sich manchmal, ob die blöde Kuh ihn vielleicht umgebracht hatte, so wie Tommys Vater all diese Frauen umgebracht hatte.
    Die Welt war schlecht. So viele schlimme Dinge geschahen. Da kam sie sich in ihrem sonnengelb gestrichenen Zimmer richtig dumm vor.
    Nach den Morden und nachdem Tommys Vater Miss Navarre überfallen hatte und Tommy verschwunden war, hatte Miss Navarre versucht, ihre Fünftklässler für etwas Schönes, etwas Gutes zu interessieren.
    Sie hatten angefangen, das Space-Shuttle-Programm zu verfolgen, und alles Mögliche über die Astronauten gelernt und über die wissenschaftlichen Experimente, die sie auf ihrer nächsten Mission durchführen würden. Das hatte besonders viel Spaß gemacht, weil eine der Astronautinnen – Christa McAuliffe – Lehrerin war. Voller Aufregung hatten sie sich am 28. Januar den Start angesehen. Aber dreiundsiebzig Sekunden später war die Challenger explodiert, und alle an Bord waren direkt vor ihren Augen ums Leben gekommen.
    Wochen später hatte die Marine im Meer das Flugdeck mit den Leichen der sieben Astronauten gefunden. Wendy hatte wochenlang Alpträume gehabt, in denen ihr die Kapsel mit den verwesenden Körpern darin erschienen war.
    Nicht lange danach war es in einem Atomkraftwerk in der Sowjetunion zu einer Kernschmelze gekommen, bei der Tausende von Menschen und Tieren in der Umgebung getötet und verstrahlt worden waren, und noch lange würde es dort Missbildungen und Mutanten wie aus einem Horrorfilm geben – nur dass es die Wirklichkeit war.
    Es sah so aus, als wäre die ganze Welt schlecht und falsch.
    Jetzt war Marissa, die Freundin ihrer Mutter, tot. Wendy hatte Marissa gekannt, und auch Marissas Tochter Haley, die echt niedlich war. Wendy hatte immer wieder gebettelt, bei Haley babysitten zu dürfen, aber ihre Mutter fand, sie sei zu jung dafür, und wollte sie nicht babysitten lassen, bevor sie dreizehn war. Bis dahin waren es noch volle zwei Jahre.
    Ihre Eltern sagten ihr nicht, was genau mit Marissa passiert war, aber Wendy wusste, dass sie ermordet worden war, weil sie die Berichte in den Nachrichten gehört hatte.
    Sie verstand nicht, warum die Leute so etwas taten. Warum hatte Tommys Vater diese Frauen umgebracht? Warum brachte jemand Marissa um? Wachten die Leute eines Tages einfach auf und beschlossen, dass sie jemanden umbringen wollten? Wurden sie aus irgendeinem Grund so wütend, dass sie sich nicht mehr beherrschen konnten?
    Vor allem auf die letzte Frage hätte sie gern eine Antwort gehabt. Wegen Dennis Farman. Dennis war noch ein Kind, so wie sie ein Kind war, so wie Cody Roache ein Kind war. Er war schon immer ein Schläger gewesen, es hatte ihm schon immer Spaß gemacht, anderen wehzutun – vielleicht weil sein Vater gemein zu ihm war und ihm wehgetan hatte, sagte Miss Navarre –, aber warum hatte er an dem Samstag vor einem Jahr beschlossen, ein Messer in den Park mitzunehmen und damit auf Cody einzustechen und bei ihr das Gleiche zu versuchen?
    War er verrückt geworden? Wurden die Leute einfach so verrückt? Würde sie auch verrückt werden? Würde ihr Dad verrückt werden? Würde eines Nachts ein Verrückter in ihr Haus eindringen und sie umbringen, nur weil ihm gerade danach war?
    Wendy ging in ihr Badezimmer und betrachtete sich im Spiegel, und sie fragte sich, ob auch andere Leute über diese Dinge nachdachten oder ob sie anfing zu spinnen. Wie merkte man, dass man verrückt wurde? Wenn jemand verrückt war, hielt er sich dann für normal und alle anderen hielten ihn für

Weitere Kostenlose Bücher