Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur
Gentleman.«
Dixon sah Mendez mit durchdringendem Blick an, und Mendez wusste, dass er sich gleich eine Gardinenpredigt würde anhören müssen. Da war er Ihrer Majestät wohl einmal zu oft auf die Füße getreten. »Detectives, kann ich Sie beide kurz draußen sprechen?«
29
»Wissen Sie eigentlich, mit wem Sie es da zu tun haben, Detective Mendez?«, fragte Dixon, nachdem er sie mit ausgebreiteten Armen ans Ende der Veranda gescheucht hatte, möglichst weit von der Haustür entfernt.
»Klar, mit einer snobistischen, narzisstischen alten Hexe.«
»Ah, Sie reden offenbar von meiner Mutter.«
Mendez rutschte das Herz in die Hose.
Darren erhob sich aus dem Korbsessel hinter der Tür und drückte lässig seine Zigarette in einem Geranientopf aus.
»Mr Bordain, es tut mir leid …«
Bordain machte eine wegwerfende Geste. »Kein Problem. Ich kenne meine Mutter schließlich. Ich genieße sie jetzt schon seit zweiunddreißig Jahren«, sagte er. »Falls Sie sich wie ein Dienstbote behandelt fühlen, sollten Sie sich nichts darauf einbilden. So behandelt sie jeden, außer Prominenten, konservativen Politikern und Leuten, von denen sie etwas will.«
»Mr Bordain. Cal Dixon.« Der Sheriff hielt ihm die Hand hin.
Bordain schüttelte sie. »Nennen Sie mich doch bitte Darren. Kein Grund, so formell zu sein. Ich will ja nicht als Sohn meiner Mutter erscheinen.«
Wie zum Hohn sah Darren Bordain seiner Mutter gespenstisch ähnlich – dieselbe Größe und Statur, dieselben glatten blonden Haare, dieselben grünen Augen, dasselbe markante Kinn. Jedes Mal, wenn er in den Spiegel sah, musste ihm seine Mutter entgegenblicken.
Sein altes silbernes Mercedes-Cabrio 450 SL stand neben dem Auto des Sheriffs. Er hatte es offenbar nicht eilig gehabt, ins Haus zu kommen.
»Ich war gerade dabei, mich für die allerneueste Krise zu stählen.«
»Sie ist völlig aufgelöst«, sagte Dixon. »Hat Sie Ihnen von dem Paket erzählt?«
»Ja. Sie hat bei mir im Büro angerufen und meiner armen Sekretärin so lange zugesetzt, bis sie mich vom Golfplatz holte.« Er zog eine Schachtel Marlboro Lights aus der Tasche seiner Lederjacke und nahm eine heraus. »Ich musste noch zwei Löcher spielen, daher bin ich ein bisschen spät. Ich weiß aber sowieso nicht, was ich hier soll, nachdem sie schon die Polizei gerufen hatte.«
Sie trösten vielleicht, dachte Mendez.
»Sie ist in Sorge, dass der Mörder es auf sie abgesehen haben könnte«, sagte Dixon.
»Das kann ich mir gut vorstellen«, sagte Bordain und zündete seine Zigarette an. »Es geht schließlich immer um sie, nicht wahr?«
»Sie glauben also nicht, dass jemand sie auf dem Kieker haben könnte?«, fragte Mendez.
Er lachte. »Ich bin sicher, dass eine Menge Leute sie auf dem Kieker haben. Für ihr Einfühlungsvermögen ist sie jedenfalls nicht gerade bekannt. Aber wenn sie jemanden tatsächlich so weit gebracht hat, dass er sie ermorden will, warum sollte er es dann nicht einfach tun? Warum Marissa umbringen?«
»Kannten Sie Miss Fordham?«, fragte Dixon.
»Ja, natürlich. Sie war die Tochter, die meine Mutter nie hatte«, sagte er sarkastisch.
»Gehörte sie zur Familie?«
»Aber nein. Eine Frau mit einer dunklen Vergangenheit und einem unehelichen Kind? Marissa war eher so etwas wie ein Haustier oder eine Barbiepuppe. Mutter stellte ihr ein Haus zur Verfügung und gerierte sich als edelmütige Mäzenin. Aber zum Thanksgiving-Essen wurde Marissa nicht eingeladen.«
»In welcher Beziehung standen Sie zu Miss Fordham?«, fragte Mendez.
»Wir waren befreundet. Wir trafen uns bei gesellschaftlichen Anlässen, tranken ein Glas miteinander und lachten auf Kosten meiner Mutter.«
»Eine Liebesbeziehung hatten Sie nicht mit ihr?«
»Nein. Künstlerinnen sind nicht mein Fall. Man hat mir erklärt, dass ich meine politische Laufbahn im Blick behalten muss«, sagte er trocken. »Aber ich hätte es vielleicht doch in Erwägung ziehen sollen. Marissa und ich als Paar hätten meiner Mutter ein Aneurysma verursacht.«
»Wie steht es mit Ihrem Vater?«, fragte Hicks. »Was hielt er von Miss Fordham? Und was dachte er darüber, dass Ihre Mutter so viel Geld für sie aufgewendet hat?«
Bordain schüttelte den Kopf. »Mein Erzeuger interessiert sich im Großen und Ganzen nicht für das Leben meiner Mutter. Er lebt sein eigenes Leben. Sie verbringen ja kaum Zeit gemeinsam unter einem Dach.«
In dem Moment öffnete sich die Haustür, und Milo Bordain sah ihren Sohn erbost an.
»Was machst du
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