Top Secret 8 - Der Deal (German Edition)
Verbindung mit Gangs in Jamaika, die ihre Insel als Zwischenstopp für illegale Drogentransporte aus Südamerika nutzen...
... Für die Mission, die Slasher Boys zu infiltrieren und zu unterlaufen, werden zwei CHERUB-Agenten von afrokaribischem Aussehen benötigt. Die Operation wird als äußerst riskant eingestuft...
(Auszug aus den Einsatzunterlagen für Gabrielle O’Brien und Michael Hendry, Januar 2007.)
Das Bedfordshire Halfway House war ein Wohnheim mitten in Luton, aber alle nannten es nur den Zoo.
Es stammte aus den Achtzigern und war von mehreren Generationen frisch entlassener junger Straftäter und Jugendlicher, die zu problematisch waren für Pflegefamilien, mit Graffiti beschmiert und demoliert worden.
Zu behaupten, der Zoo wäre ein klein wenig verrufen, war genauso, als würde man behaupten, ein klein wenig Kopfschmerzen davonzutragen, wenn einen ein Sattelschlepper überfuhr. Es hatte dort bereits alles an Skandalen gegeben: von Teenagerschwangerschaften bis zum Abstechen anderer Kinder unter der Dusche und einem Unfall, bei dem ein Radfahrer beinahe ums Leben gekommen wäre, weil ihm zwei betrunkene Mädchen einen Dachziegel auf den Kopf geworfen hatten.
Der Zoo minderte den Wert jedes Hauses in der Nachbarschaft um mindestens fünfzigtausend Pfund, und der einzige Grund, warum man ihn noch nicht geschlossen hatte, war, dass jedes Mal erbitterter Widerstand aufbrandete, wenn der Stadtrat ein Grundstück für einen Neubau ins Auge fasste.
Doch obwohl Gabrielle schon zwei Monate im Zoo wohnte, auf einer Matratze schlief, die nach weiß Gott was stank, und von Kids umgeben war, die rund um die Uhr Krawall machten, war sie glücklich. Sie war Weihnachten fünfzehn geworden und hatte sich vor Neujahr verliebt.
Michael Hendry war ein Cherub mit dunkelblauem T-Shirt und Gabrielles erster richtiger Freund. Seit sechs Monaten gingen sie miteinander. Anfangs war ihre Beziehung ein wenig mechanisch gewesen und hatte aus Kinobesuchen, Bowlen, Shoppen und anschließendem Knutschen in Michaels Zimmer bestanden. Das taten Kerry und Gabrielles andere Freundinnen jedenfalls mit ihren Freunden, und sie hatte eigentlich nur aus Neugier mitgemacht und um dazuzugehören.
Aber dann entwickelte sich mehr, und sie wurden zu einem der engsten Pärchen auf dem CHERUB-Campus. Dass ihre Freunde sich ausgeschlossen fühlten, störte das junge Glück nicht, und die Isolation während einer gemeinsamen Mission trieb die Dinge noch mehr voran.
Es war ein Donnerstag kurz nach zehn Uhr vormittags. Die meisten Kinder aus dem Zoo sollten eigentlich in der Schule sein, aber Lehrer sind ganz froh, wenn Schüler wie diese dem Unterricht fernbleiben, und wenigstens in der Hälfte der rund ein Dutzend Zimmer im dritten Stock saß jemand, der vom Unterricht suspendiert oder der Schule verwiesen war oder sich schlicht nicht aufraffen konnte, aus dem Bett zu steigen.
Gabrielles Zimmergenossin Tisha gehörte zu den wenigen Zoobewohnern, die tatsächlich morgens ihre Bücher packten und in die Schule gingen. Gabrielle passte das ganz gut, denn so konnte Michael vom Stockwerk der Jungen herunterkommen und ein paar gemütliche Stunden unter ihrer Bettdecke verbringen.
»Geh nicht ran«, bettelte Michael, als ihr Telefon klingelte.
Doch Gabrielle langte blind danach und hob es vom Vinylboden auf. Sie dachte, der Anrufer wäre ihre Einsatzleiterin Chloe Blake, aber auf dem Display erschien zu ihrer Überraschung ein anderer Name.
»Das ist Major Dee!«
Michaels dunkler Körper glänzte vor Schweiß, als er sich abrupt aufsetzte. »Na so was. Der zuckt doch sonst vor dem Mittagessen nicht mal mit der Wimper!«
»Major«, sagte Gabrielle mit ihrem weichen jamaikanischen Akzent. Als sie CHERUB beigetreten war, hatte sie sich für ihren Akzent geschämt und versucht, ihn abzulegen, aber karibische Wurzeln waren bei diesem Einsatz sehr hilfreich, und sie hatte überraschend leicht in ihre alte Sprechweise zurückgefunden.
»Morgen, Süße«, antwortete Major Dee. »Sag mir, was du anhast. Welche Farbe hat dein Slip?«
Major Dee war der Anführer der Slasher Boys, ein großer Mann mit einer ganzen Reihe Goldzähne im Mund und einem miesen Ruf. In Dees Augen hatten Frauen Essen zu kochen und Kinder zu kriegen. Gabrielle musste zehnmal schwerer arbeiten als Michael, um sich zu beweisen, und selbst jetzt noch behandelte Dee sie mit einem Mangel an Respekt, der jeden Jungen auf dem Campus ein blaues Auge gekostet hätte.
»Meine
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