Top Secret 9 - Der Anschlag (German Edition)
hatten sie so durcheinandergebracht, dass sie nicht bemerkt hatte, wie Fahim nach rechts abgebogen war. Der enge Gang hallte von dem Gebrüll der Jungen. Einer schrie auf, als ein Fußball seinen Kopf nur ein paar Zentimeter verfehlte und an eine Tür knallte.
»Knapp daneben«, rief jemand. »Glück gehabt!«
»Fahim!«, schrie ein kräftiger asiatischer Junge namens Alom.
»Fahim, Fahim, Fahim!«, skandierten seine Kumpel, als Alom ihn am Kragen packte und gegen die Wand stieß. Sie waren alle in der neunten Klasse und Fahim wusste, wann er keine Chance hatte. Er wehrte sich nicht.
»Smarties«, stellte Alom zufrieden fest, als er die Packung aus Fahims Blazer zog.
Er riss sie auf, legte den Kopf in den Nacken und schüttete sie sich prompt in den Mund. Allerdings prallte die Hälfte von seinem Gesicht ab und fiel zu Boden. Lauren und Jake blieben stehen und lehnten sich an eine Wand, als ob sie auf ihren Unterrichtsbeginn warteten.
»Faaaaahim!«, rief ein anderer Kerl und stieß Fahim in die Rippen.
»Da ist...« Alom hatte Schwierigkeiten, mit vollem Smarties-Mund zu reden. »Es ist nur so, Fahim, ich glaube, ich hab den Appetit verloren.«
Er spuckte die durchgekaute bunte Smarties-Masse in seine Hand und begann, fies zu grinsen.
»Also, Fahim, warum isst du sie nicht auf?«
Fahim blickte verzweifelt den Gang entlang, in der Hoffnung auf einen rettenden Lehrer.
»Du machst das schon«, grinste Alom. »Friss oder wir sehen uns nachher vor der Schule wieder.«
Mittlerweile hatte sich eine gespannte Menge um sie herum versammelt, einschließlich ein paar von Fahims Klassenkameraden aus der siebten. Jake wollte schon vorstürmen, aber Lauren hielt ihn zurück.
»Aber wenn wir ihn jetzt retten, schuldet er uns echt was«, beteuerte Jake.
»Denk doch mal nach«, warnte Lauren. »Wenn wir uns mit denen anlegen, ist der Teufel los. Bestenfalls kriegen sie uns dran, weil wir uns prügeln. Im schlimmsten Fall zieht einer von den Irren ein Messer und rammt es dir in den Rücken.«
»Essen, essen, essen...!« Die umstehenden Schüler johlten. Fahim war den Tränen nahe.
»Ich schlag dich zusammen, Fahim«, drohte Alom.
Der Rest seiner Gang trat so dicht an ihn heran, dass Fahim ihren Atem riechen konnte. Alles wurde still, als er den klebrigen Smarties-Klumpen aus Aloms fetter Hand nahm. Er öffnete den Mund und hob seine Hand.
»Schluck’s runter, Fettwanst!«
Als der Klumpen fast an seinem Mund war, stieß Fahim die Hand vor und schrie: »Scheiß drauf!«
Der Neuntklässler zuckte zurück, aber Fahim war schneller. Er drückte Alom den Klumpen ans Kinn und schmierte ihn an seinem T-Shirt herunter, wo er einen bunten Streifen hinterließ. Er hatte alle überrascht und setzte jetzt sein ganzes Gewicht ein, um sich verzweifelt nach vorne zu werfen und durch die erschrockene Menge zu boxen.
»Was für ein Irrer«, grinste Lauren.
Aber die Neuntklässler waren weniger amüsiert. »Lauf ruhig weg, Fettwanst!«, schrie ihm Alom nach und starrte schockiert auf sein verdrecktes T-Shirt. »Wenn ich dich kriege, bist du tot!«
Ein paar der Siebtklässler begannen zu lachen. Lauren schenkte einem Elftklässler einen finsteren Blick, als der im Vorbeigehen »Hi Baby!« zu ihr sagte. Währenddessen rastete Alom total aus, schlug um sich und spielte verrückt.
»Was glotzt ihr denn alle so? Verschwindet gefälligst, ihr dämlichen Schwanzlutscher, sonst schlag ich euch zu Brei!«
Dann drehte er sich um und sah, dass auch einige seiner eigenen Kumpel lachten.
»Und was ist mit euch?«, schrie Alom. »Warum habt ihr ihn abhauen lassen?«
Seine Gang zuckte mit den Achseln und murmelte etwas von Überraschungseffekt.
Lauren sah auf die Uhr und dann zu Jake. »Geh in deine Klasse und versuch, nett zu Fahim zu sein«, flüsterte sie ihm zu. »Mein Klassenzimmer ist ein Stockwerk höher, aber ich habe mein Handy an, falls du mich brauchst.«
»Cool«, grinste Jake. »Fahim ist vielleicht ein Fettklops, aber er hat echt Mut.«
22
James war an seinem zweiten Tag im Deluxe Chicken ziemlich deprimiert. Kerry war in zerrissenen Jeans und den dreckigen Turnschuhen zur Arbeit gekommen, mit denen sie auf dem Campus joggte. Entgegen den Regeln ließ sie ihr Deluxe-Chicken-Hemd offen, damit man eines von Bruce’ T-Shirts mit einem Martial-Arts-Motiv sehen konnte.
Ganz offensichtlich versuchte sie, den Geschäftsführer zu provozieren. Aber Gabriel versteckte sich in seinem winzigen Büro und tat so, als sei er
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