Top Secret 9 - Der Anschlag (German Edition)
zu helfen, die Teller und das Besteck zum Tisch zu bringen.
»Warum nicht?«, lallte er. Ihm war klar, dass er sternhagelvoll sein würde, wenn er wieder zur Arbeit ging.
23
Nach dem Mittagessen trieb die Klasse von Jake und Fahim es so auf die Spitze, dass ihr Klassenlehrer schließlich mitten in den Kunstunterricht hereinplatzte und sie alle zum Nachsitzen verdonnerte. Als die Glocke zum Schulschluss läutete, mussten die achtzundzwanzig Siebtklässler auf den Gängen bleiben und Müll auflesen.
Jake und Fahim hatten in den beiden Nachmittagsstunden wieder nebeneinandergesessen und waren für denselben Gang eingeteilt. Als sie endlich vom Klassenlehrer entlassen wurden und zur Bushaltestelle gingen, las Jake eine SMS.
»Meine Schwester Lauren wartet am Bus auf mich«, sagte er und steckte das Handy wieder ein.
Aber Fahim hatte andere Sorgen und sah sich nervös nach allen Richtungen um, während sie vorsichtig über einen Bolzplatz am Trainingsgelände gingen.
»Wahrscheinlich sind sie schon weg«, mutmaßte Jake beiläufig. »Die Schule ist ja schon seit Stunden aus.«
Fahim war da nicht so sicher. »Verschwinde lieber«, riet er Jake. »Wenn Alom mich findet, verprügelt er mich, und wenn du dabei bist, bekommst du es mit seinen Kumpels zu tun.«
Jake zog das Handy wieder heraus und tippte schnell an Lauren: KÖNNTE ÄRGER GEBEN, WENN ICH JETZT GEHE!
»Scheiße.« Fahim hatte Alom und seine Neuntklässler-Gang fünfzig Meter vom Schultor entdeckt. Sie lehnten lässig an ein paar Telefonzellen. Er stieß Jake in den Rücken. »Los, bleib weg von mir.«
Aber Jake schüttelte den Kopf. »Wir sind Kumpel.«
»Bist du bescheuert?« Fahim, Fahim, Fahim -Schreie ertönten und Aloms Gang kam auf ihn zugelaufen. »Was willst du schon gegen die alle ausrichten?«
Aber sie hatten keine Zeit mehr zu streiten. Alom packte Fahim am Kragen und zerrte ihn so hoch, dass er auf Zehenspitzen stand.
»Du kommst mit auf einen Spaziergang«, erklärte er und blickte sich um. »Hier sind mir zu viele Lehrer.«
Zwei andere stießen Jake beiseite. »Hau ab, Weißer.«
Fahim schlug der Länge nach hin, als ihn sein smartiesverschmierter Peiniger in den Rücken stieß.
»Na, wie gefällt’s dir da unten im Dreck, Fettie?«, höhnte Alom und trat Fahim in seinen dicken Oberschenkel. »Wenn du keine Smarties willst, gehen wir jetzt in den Park und suchen dir einen schönen fetten Hundehaufen zum Abendessen.«
»Lasst ihn zum Teufel noch mal in Ruhe!«, schrie Jake und verpasste einem der Neuntklässler einen explosiven Aufwärtsschlag in den Magen.
Der Junge war kräftig und fast doppelt so groß wie Jake, aber er hatte den Schlag nicht kommen sehen und ging mit einem schmerzhaften Jaulen zu Boden.
Doch dann bekam Jake Angst. Ein anderer Junge versuchte, ihm seinen Arm um den Hals zu legen. Jake trug zwar den schwarzen Gürtel in Karate und hatte den dritten Dan und kannte sich außerdem perfekt in den effektivsten Techniken anderer Kampfkünste aus. Aber mangelnde Größe lässt sich durch nichts ausgleichen, auch nicht durch brillante Fähigkeiten. Und jetzt hatte er sich gleich mit sechs größeren Jungen angelegt, die jeweils doppelt so viel wogen wie er selbst.
»Du bist ein Idiot, Jake«, stellte Fahim fest. »Das hier ist mein Problem.«
Wenn man gegen wesentlich schwerere Gegner kämpft, ist es am wichtigsten, dass sie einen nicht zu fassen bekommen. Jake durfte nicht zulassen, dass ihm jemand zu nahe kam. Er trat zurück und traf seinen zweiten Gegner mit einem Roundhouse-Kick in den Bauch.
Auch als die beiden Neuntklässler schon auf dem Boden lagen, wich Jake noch weiter zurück. Drei andere kamen auf ihn zu. Es war leider nicht wie im Film, wo die Bösewichte netterweise immer einzeln darauf warten, zusammengeschlagen zu werden.
Gerade als Alom Fahim in den Magen schlug, musste sich Jake gegen die drei kräftig gebauten Asiaten wehren. Ein Blick über die Schulter machte ihm klar, dass er am besten laut schreiend in die Schule zurückrennen sollte. Aber dann wäre Fahim ganz allein Aloms Gnade ausgeliefert gewesen.
»Kommt schon, ihr Wichser!«, rief er stattdessen und nahm Kampfposition ein.
»Na, so was, Karate-Kid«, spottete einer der Neuntklässler. Bis Jake vorsprang und ihm einen Schlag auf den Mund verpasste. Der Kiefer knirschte. Aber Jake hatte einen fatalen Fehler begangen – er hatte den Jungen offen in der Mitte angegriffen. Während der vor Schmerz aufstöhnte, wurde Jake von den anderen
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