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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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internationalen
Schachfeld, und hat in unserem Fall einen schweren Fehler begangen.
Andererseits hat Amerika eine Welt in Trümmern und
Verzweiflung geerbt. Die einzige Kraft, die die Welt heute im
Gleichgewicht hält, das einzige, was Zusammenbruch und Chaos
verhütet, sind die Macht und der gute Wille der Vereinigten
Staaten. Hat Amerika sein an Frankreich begangenes Unrecht nicht
durch eine beispiellose Großzügigkeit wiedergutgemacht,
eine Hilfe, die uns wieder auf die Beine gebracht hat? Ich glaube
nicht, Herr General, daß ein kleines Land wie das unsere es
jemals wieder für sich allein schaffen kann. Wenn ich in
Vietnam überhaupt etwas gelernt habe, dann dies. Wir brauchen
die kollektive Sicherheit der NATO.«
    Pierre La Croix war an
diesem Tag besonders nachsichtig. Er nötigte sich sogar ein
kleines Lächeln ab, als er jetzt aufstand und sich an den
Marmorsims des Kamins lehnte. »Gut gesprochen, Devereaux,
aber Sie sind naiv. Tatsache ist nämlich, daß eines
Tages ein großer Krieg zwischen der Sowjetunion und Amerika
ausbrechen muß. Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen,
daß Frankreich nicht in diesen Krieg hineingezogen und
vernichtet wird. Wir wollen nicht in Flammen aufgehen, weil wir
einen Verbündeten haben, auf den wir keinen Einfluß
ausüben. Frankreich wird zu einem Zeitpunkt, den wir für
geeignet halten, aus der NATO austreten. Und zwar dann, wenn wir
unsere Wirtschaft und Wehrkraft wiederaufgebaut und uns durch eine
Reihe von Verträgen geschützt haben.«
    Andre ließ nicht
locker. »Herr General, wenn Sie sich ehrlich und eingehend
prüfen, werden Sie zugeben, daß Ihre Haltung
gegenüber Amerika hauptsächlich von Eifersucht und
Haß getragen ist. Das kann von Kreisen, die sich darauf
verstehen, leicht ausgenutzt werden. Ich flehe Sie an, lassen Sie
nicht zu, daß diese negative Einstellung von Leuten Ihrer
Umgebung dazu mißbraucht wird, eine Verschwörung gegen
den demokratischen Westen anzuzetteln.«
    Andre hatte einen
empfindlichen Punkt getroffen. Pierre La Croix' Gesicht
verfinsterte sich. »Wenn jemand die Schwächen seiner
Mitmenschen ausnutzt, dann ist es Pierre La Croix. Er selbst
läßt sich nicht ausnutzen.«
    Als Andre aufstand,
wurde er ohne Händedruck verabschiedet. Der General blieb
eisig und entließ ihn mit einem knappen Gruß. Andre
nickte und ging zur Tür, drehte sich aber im letzten
Augenblick noch einmal um.
    »Frankreich
braucht Ordnung«, sagte er. »Nur Sie können sie
ihm geben. Führen Sie unser Land zu Stabilität und
Ansehen … und dann …«
    »Und dann
was?«
    »Und dann, Herr
General, beherzigen Sie die Worte, die General de Gaulle über
Marschall Petain gesprochen hat: ,Alter ist
Schiffbruch.'«
    *
    Ein militärischer
Aufstand Ende der fünfziger Jahre brachte Pierre La Croix an
die Macht zurück. Einer der geschicktesten Drahtzieher der
Verschwörer war Jacques Granville. Zur Belohnung wurde dieser
zum soundsovielten Male verheiratete Lebemann Stellvertretender
Generalsekretär. Dieses wichtige Amt der
Präsidialbehörde übertrug ihm weitgehende
Verantwortung für La Croix' politische Herrschaft innerhalb
der Regierung.
    Von den drei einstigen
Freunden hatte Robert Proust es am schlechtesten getroffen. Er
besaß weder die Fähigkeiten noch den Ehrgeiz, sich an
der Spitze zu halten. Obgleich auch er am Wiederaufbau des SDECE
beteiligt gewesen war, landete er doch als Chef beim FFF, der das
abscheuliche Geschäft von Entführungen und gewissen
hinterhältigen Unternehmungen betrieb. Sein Stellvertreter,
der widerliche Ferdinand Fauchet, übte als Verbindungsmann zur
Unterwelt eine ungeheure Macht aus. Robert Proust haßte
seinen Beruf, aber er war und blieb ein unverbesserliches
Arbeitstier.
    Von Anfang an gewann
Devereaux die Achtung der Amerikaner. Zuerst hielt er sich
zurück, doch als er dann beim Aufbau des ININ enger mit ihnen
zusammenarbeitete, schloß er mit ihnen Freundschaft. Er wurde
ein treuer Diener der NATO, selbst angesichts der von Pierre La
Croix entfalteten Politik.
    *
    Als sich die
Kuriermaschine dem europäischen Festland näherte, nickte
Marshal McKittrick Andre einen Gutenmorgengruß zu und
torkelte, noch halb schlafend, in den Waschraum, um sich frisch zu
machen.
    In wenigen Stunden
würde Andre Präsident La Croix mit der Nachricht
über die sowjetischen Raketen auf Kuba gegenübertreten
und, was noch wichtiger war, McKittrick würde den Brief des
amerikanischen Präsidenten über den Topas-Spionagering
überreichen.
    Topas

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