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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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für das Landleben, und nach einer
gewissen Zeit sprach sie es offen aus, wie unzufrieden sie war. Ihr
Unbehagen wuchs, als sie zum zweitenmal schwanger wurde. Im Gefolge
der morgendlichen Übelkeit kam es zu kleinen Sticheleien und
bald zu ausgewachsenen Streitereien.
    Wie vom Himmel
geschickt, besuchte sie an einem Wochenende Jacques Granville mit
seiner frisch angetrauten zweiten Frau, der Erbin eines
Bankvermögens; sie wurden herzlich willkommen geheißen.
Jacques war während des Krieges in Algerien verheiratet
gewesen - eine Ehe, die eigentlich nicht zählte, meinte er.
Zwischen den vielen Aufträgen als Verbindungsoffizier La
Croix' habe sie gar nicht richtig vollzogen werden können und
sei, gleich anderen Friedensverträgen jener Jahre, wieder
gelöst worden.
    »Menschenskind,
du verkommst ja hier«, sagte Jacques, als die beiden Freunde
allein waren.
    »Du hast
recht«, erwiderte Andre. »Komisch, den ganzen Krieg
über habe ich von nichts anderem geträumt, als nach
Montrichard und zu dem ruhigen Leben hier zurückzukehren. Aber
wozu soll ich mir etwas vormachen? Alles ist mir hier zu klein
geworden, und was wichtiger ist: Nicole haßt
Montrichard.«
    »Ja, wir alle
vergrößern die Heimat in der Erinnerung, und wenn wir
dann zurückkehren, ist alles so klein.«
    »Jedenfalls sind
die Dinge hier wieder ins Gleichgewicht gekommen. Wenn das mit dem
amerikanischen Marshallplan klappt, läßt sich Frankreich
vielleicht aus seiner Ängstlichkeit aufscheuchen. Ich
möchte bauen.«
    »Für
wen?«
    »Generationen
von Devereaux haben in Montrichard gebaut… für kommende
Devereaux-Generationen, nehme ich an.«
    »Ich weiß,
die Tradition ist uns Franzosen heilig. Aber hat denn noch nie ein
Devereaux Haus und Hof verlassen?«
    »Das tut man
einfach nicht«, erwiderte Andre.
    »Andre, die
Gelegenheit ist günstig. Sehr günstig sogar. Pierre La
Croix hat sich aus der Parteipolitik zurückgezogen und wartet
in den Kulissen ab, bis das Volk ihn ruft. Glaub mir, wenn
Frankreich weiter so dahintaumelt, wird dieser Ruf eines Tages
erschallen. La Croix wird Frankreich wachrütteln. Wer jetzt
schlau genug ist und sich auf seine Seite schlägt, ist
später ein gemachter Mann.«
    »Du weißt
doch, Jacques, daß mir der persönliche Ehrgeiz des
Generals stets verdächtig war.«
    »Nüchtern
denken, Andre, nüchtern! Keiner außer La Croix kann
Frankreich wieder hochbringen.«
    »Da hast du
leider recht«, brummte Andre.
    »Dann stell
deine Weichen jetzt schon. Du bist ein erfahrener Nachrichtenmann.
Der Geheimdienst liegt darnieder und muß von Grund auf neu
organisiert werden. Wenn du dich heute auf die richtige Seite
stellst, kannst du später, sobald La Croix an die Macht kommt,
ganz oben sein. Und vor allem würde es Nicole glücklich
machen. Du hast jetzt eine Familie, und diesmal hat Nicole recht:
Sie gehört nach Paris, und du auch.«
    »Wenn ich es
tue, Jacques, dann nur, weil ich in den Geheimdienst zurück
möchte. Ich werde mich nicht für La Croix
einsetzen.«
    »Dann komm jetzt
zu uns und entscheide über das andere
später.«
    Der alte Devereaux
nahm den Abschied seines Sohnes mit Fassung hin.
    *
    Mit dem Nimbus
behaftet, einer der fähigsten jungen Führer des
Geheimdienstes zu sein, kehrte Andre zu seiner ehemaligen
Tätigkeit zurück. Innerhalb weniger Monate baute er die
Organisation neu auf und trug dazu bei, daß jede ihrer
Abteilungen wieder den nötigen fachlichen Schliff
bekam.
    Doch getreu der
Tradition des französischen Staatsbeamtentums drängten
sich schon bald die Mittelmäßigen, die Bürokraten
und Opportunisten vor.
    Andre verabscheute das
ewige Tauziehen zwischen internen politischen Gruppen, das die
Leistungsfähigkeit der gesamten Organisation schwächte.
Er hielt sich den Cliquen fern. Selbst Jacques brachte ihn nicht
dazu, sich dem mächtigsten Kreis, den Pierre La Croix treu
ergebenen Offizieren innerhalb des SDECE, anzuschließen.
Statt dessen kämpfte er selbstlos um die Sache, nahm niemals
ein Blatt vor den Mund, gleichgültig, wen er verletzte, und
wurde vielen ein Dorn im Auge. Da er zu geschickt und zu wertvoll
war, als daß man ihn entlassen konnte, wurde er mit
Verbannung bestraft und nach dem Fernen Osten geschickt - ein
Versuch, Frankreichs glückloses Schicksal in Vietnam zu
wenden.
    Wieder einmal galt es,
Nicole Lebewohl zu sagen. Sie kehrte im siebten Monat ihrer
Schwangerschaft nach Montrichard zurück, um dort ihr Kind zur
Welt zu bringen.
    Andre hatte seinen
Standort in

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