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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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sich
wieder auf.
    »Kuznetow wurde
von den Sowjets hinsichtlich seiner Vergangenheit und
Tätigkeit als Sicherheitsbeamter aufs beste vorbereitet und
dann nach Skandinavien, genauer gesagt nach Kopenhagen geschickt.
Dort hatte er offensichtlich unzählige
Geheimzusammenkünfte mit den amerikanischen ININ-Leuten, die
ihn weiter für seine Aufgabe drillten. Wir sind davon
überzeugt, daß dieselben Leute, die behaupten, ihn
später verhört zu haben, ursprünglich seine
Lehrmeister waren, und zwar die Herren Dr. Billings, W. Smith,
Jaffe und Kramer. Als sich die beiden Seiten später in
Washington wiedertrafen, konnte das sorgfältig geprobte
Frage-und-Antwort-Spiel wie vorgesehen ablaufen.
    Unter anderem wurde
Kuznetow in gewisse NATO-Vorgänge eingeweiht und mit
entsprechenden Unterlagen versehen, die er auswendig lernen
mußte. Man unterrichtete ihn über Arbeitsweise,
Gliederung und Führungskräfte des französischen
Geheimdienstes. Nachdem dieses intensive Training über einen
Zeitraum von schätzungsweise sechs bis acht Monaten
durchgeführt worden war, inszenierten die Vereinigten Staaten
und die Sowjetunion den Frontwechsel des
Überläufers.
    Es ist doch absolut
unglaubwürdig, nicht wahr, daß man einen KGB-Beamten mit
Frau und Tochter von einem westlichen Land aus überlaufen
läßt, wenn nicht beide Seiten dabei ihre Hand im Spiel
haben.
    In Amerika nun beweist
Kuznetow, daß er ein ebenso fähiger Schauspieler wie
Gedächtniskünstler ist. Er spielt seine Rolle nach einem
vorher vereinbarten Zeitplan. Erst redet er gar nicht, dann redet
er ein bißchen, und dann folgen die großen Szenen der
Angstzustände. Mit Frau und Tochter kommt es unterdessen zu
schrecklichen Zwistigkeiten.
    Zu irgendeinem
Zeitpunkt bittet er dann um eine Unterredung mit einem Diplomaten.
Aber mit einem ganz bestimmten Diplomaten, dem französischen
Diplomaten Devereaux. Der schluckt den Köder. Wochen vergehen,
in denen Devereaux eingefangen wird, bis er schließlich von
Kuznetows Echtheit überzeugt ist. Es gelingt Kuznetow
außerdem, Devereaux dazu zu bewegen, die ganze Geschichte
nicht nach Paris weiterzumelden - natürlich nur so lange
nicht, bis sie die Falle zuschnappen lassen können.
    Nichts wird dem Zufall
überlassen, sogar ein Herzanfall ist eingeplant. Mit Wissen
und Zustimmung Kuznetows verabreicht man dem Russen Medikamente,
die ihn scheinbar an den Rand des Todes bringen. Frau und Tochter,
die man von diesem Schritt nicht unterrichtet hat, machen sich
aufrichtige Sorgen - was natürlich den Anschein der Echtheit
nur verstärkt und Devereaux immer tiefer in die Sache
hineinzieht.
    Als Devereaux aus Kuba
zurückkehrt, erfüllt er den ersten Teil des Plans, indem er
Nachrichten über den Schwindel der Raketenkrise mitbringt, mit
deren Hilfe die Amerikaner Frankreich ihrem politischen
Einfluß unterwerfen wollen. Anschließend folgt
Abschnitt zwei des Komplotts: das sogenannte Geständnis Boris
Kuznetows.
    Topas,
Nachrichtenfälschung, eine nichtexistierende Anti-NATO-Gruppe
des KGB, das alles sind Märchen, die Russen und Amerikaner
sich ausgedacht haben. Ist es nicht eigenartig, ja wirklich
eigenartig, daß der Chef der Anti-NATO-Gruppe nicht einen
einzigen Agenten in diesem sogenannten Spionagering Topas mit Namen
nennen kann? Und den Zuckerguß zum Kuchen liefert der
Präsident der Vereinigten Staaten, indem er sich
persönlich an der Durchführung des Plans beteiligt und
die Ehre des französischen Geheimdienstes in Frage
stellt.
    Gibt es eine bequemere
Methode für die Amerikaner, ihren Einfluß in Europa zu
vergrößern, als durch einen Skandal, der die
gegenwärtige Organisation des SDECE zerstört…
worauf sie ihn dann möglicherweise mit neuen Leuten
durchsetzen … die Devereaux' amerikafreundliche Gefühle
teilen - wer weiß? Und was könnten sie zu diesem Zweck
Klügeres tun, als einen hohen französischen
Sicherheitsbeamten auszuwählen - eben Andre Devereaux -, der
die Nachricht dem französischen Staatspräsidenten
überbringt und sich für ihre Echtheit
verbürgt?
    Ich stelle
abschließend fest, daß der Bericht, den wir
Präsident La Croix vorlegen, dahingehend lautet, daß es
keinen Spionagering Topas gibt und daß Boris Kuznetow nichts
weiter als ein glänzend gemachter Schwindel
ist.«
    Dubay schlug sein Heft
zu, wischte sich über die feuchte Stirn und setzte
sich.
    Die grauen Augen
Oberst Gabriel Brunes blickten unverwandt auf Andre Devereaux.
»Haben Sie dazu etwas zu sagen,

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