Topas
Sie können mit Kuba machen,
was Sie wollen, weil wir ein kleines Land sind - und weil Sie zu
feige sind, den Yankees auf die Finger zu
klopfen!«
Gorgoni wurde
aschfahl, als Munoz aufsprang, nach der Morgenzeitung griff und sie
dem Russen unter die Nase hielt. »Die Amerikaner
erklären euch, ihr sollt machen, daß ihr aus Kuba
verschwindet, und was tut ihr? Euer großer und mutiger
Häuptling weiß nichts Besseres zu tun, als einem
tatterigen, albernen englischen Philosophen Liebesbriefe zu
schreiben, und er weint und jammert und stöhnt über die
Yankeepiraten und erklärt uns allen … wir wollen uns
zusammensetzen und miteinander reden …
Brüderlichkeit… Frieden für die Menschheit.«
Er schleuderte die Zeitung fort. »Wo sind denn eure
Scheißraketen, mit denen ihr den Yankees gedroht habt? Ihr
seid Feiglinge … und Lügner!«
»Jetzt reicht's
mir aber.«
»Feiglinge!«
»Ich verlange,
daß Sie uns Juanita de Cordoba ausliefern!«
»Einen
Scheißdreck können Sie verlangen. Nehmen Sie zur
Kenntnis, mein verehrter Genosse Resident, daß in Kuba immer
noch wir regieren, und lassen Sie sich
gesagt sein, daß es höchste Zeit für Sie wird, mal
ein wenig Mut zu beweisen!«
91
London … Der
Präsident der Vereinigten Staaten hat das Telegramm des
betagten britischen Philosophen mit einer knappen Mitteilung
beantwortetSie sollten lieber den Einbrechern Ihre Beachtung
schenken, als denen, die die Einbrecher gefangen
haben.«
Key West…
Niedrig fliegende Marine-Aufklärer haben vierundzwanzig
Schiffe aus Ostblockstaaten mit Kurs auf Kuba eindeutig ausgemacht
und beobachten sie ständig weiter. Innerhalb weniger Tage wird
eine Konfrontation mit den amerikanischen Marine-Einheiten
erwartet…
Washington …
Der amerikanische Präsident hat Walter Lippmans Leitartikel,
der für Verhandlungen plädiert, außer acht gelassen
und den Appell des UN-Generalsekretärs U Thant, beide Seiten
sollten auf ihrem gefährlichen Kurs einhalten, vom Tisch
gefegt. Angesichts der zunehmend kritischen Weltmeinung über
Amerikas standhafte Haltung hat der Präsident jedem Mitglied
der Organisation Amerikanischer Staaten, mit Ausnahme Uruguays, ein
Telegramm geschickt, in dem es unter anderem heißt:
»Durch Ihre rasche und entschlossene Aktion haben wir der
Welt und insbesondere der Sowjetunion gezeigt, daß wir in
unserem Willen, die Unverletzbarkeit der westlichen Hemisphäre
zu verteidigen, fest zusammenstehen …«
In Moskau unternahm
der sowjetische Ministerpräsident einen erneuten Versuch, aus
schwarz weiß zu machen, und ließ einen amerikanischen
Rußlandbesucher, den Industriellen Pomeroy Bidwell, in den
Kreml bitten. Bidwell sah sich einem Mann gegenüber, der am
Rande des Zusammenbruchs zu stehen schien. Dem Sowjetpremier war
durchaus bewußt, daß der Anfang vom Ende seiner
Herrschaft gekommen sein konnte und daß Amerika sich von
seiner rüden Taktik nie mehr einschüchtern lassen
würde.
Der Russe unterhielt
sich mit dem Industriellen, als sei Bidwell ein offizieller
Vertreter der Vereinigten Staaten, und versuchte, ihn davon zu
überzeugen, daß die Waffen auf Kuba tatsächlich nur
Verteidigungswaffen seien. Aber trotz aller Wort- und
Verdrehungskünste ließ sich Pomeroy Bidwell nicht
hinters Licht führen und wies zum Gegenbeweis auf die
Kampfmittel des nahe gelegenen Schweden hin.
Darauf versuchte
Chruschtschow, seinen Fall so darzustellen, wie er ihn auch dem
englischen Philosophen und Pazifisten dargestellt hatte. Als er
auch damit keinen Erfolg hatte, stieß er eine Reihe von
Drohungen aus und schwor, wenn die Amerikaner es wagen sollten, an
Bord auch nur eines einzigen russischen Schiffes zu kommen,
würden seine U-Boote die amerikanische Flotte
versenken.
Plötzlich
beklagte sich der Sowjetführer fast weinerlich: »Wie
kann ich denn mit einem Mann verhandeln, der jünger ist als
mein Sohn?«
Nach dem Gespräch
eilte Pomeroy Bidwell zur amerikanischen Botschaft, um Washington
zu verständigen, und hatte zunächst ein vertrauliches
Gespräch mit dem Botschafter.
»Nun, wie war's,
Pomeroy?«
»Herr
Botschafter, wir haben uns Auge in Auge gegenübergesessen, und
ich könnte schwören, daß ich ihn blinzeln
sah.«
92
Als Andre beim
Frühstück saß, läutete es an der
Wohnungstür. Es war ein ININ-Kollege von der amerikanischen
Botschaft.
»Ich habe ein
Telegramm für Sie. Es ist eben dechiffriert
worden.«
»Vielen Dank,
Ted.«
BIN AUF DEM WEG NACH
PARIS IN NATO-ANGELEGENHEIT. BLEIBE
Weitere Kostenlose Bücher