Topas
werde ich diese Frage nicht beantworten,
bevor Mr. Devereaux hier ist.«
Sowohl W. Smith als
auch Kramer bewiesen gründliche Rußlandkenntnisse,
während sie seine höhere Schulbildung mit ihm
durchgingen. Am Ende der vierten Stunde sah er Michael Nordstrom
erwartungsvoll an. Seine Krankenschwester nahm das Signal sofort
wahr und erklärte, daß es für diesmal genug
sei.
34
Einige Monate vor dem
Unternehmen in der Schweinebucht kam jener Abend in Juanita de
Cordobas Villa, an dem sich ganz neue Beziehungen zwischen ihr und
Andre ergaben.
Juanita war traurig
und deprimiert, weil ihre Söhne zur Ausbildung in die Schweiz
abgereist waren.
Auch Andre war in
schlechter Verfassung. Auf den ersten Anfall von Narkolepsie waren
harte Auseinandersetzungen mit Nicole gefolgt. Er war sehr
niedergeschlagen, als er in Havanna
ankam.
Juanita de Cordoba war
eine hinreißende Frau. Sie konnte strenge Frisuren, exotische
Farben und kostbare Juwelen tragen - ein Beispiel vollkommener
lateinamerikanischer
Weiblichkeit.
An jenem Abend
saßen sie lange still auf der Terrasse und sahen zu, wie die
Sonne im Meer versank. Es war ein vertrauter Ort für sie. Sie
hatten hier oft gesessen, als Hector noch lebte, und später,
als Andre den Spionagering aufbaute und ausbildete. Die Schatten
der Nacht sanken herab, und plötzlich fing Juanita an zu
weinen.
Andre legte seinen Arm
um sie, um sie zu trösten. Obwohl er Mitleid mit ihr hatte,
erregten ihn die Brührung, die Seide, der Duft und die
Weichheit der Frau. Er hielt sie von sich und sah sie an. Er war
verwirrt. »Juanita?« Sie nickte. Sie fühlte wie
er. Es war alles so einfach und natürlich.
Andre, der ein
anspruchsvoller, vielgereister und erfahrener Mann war, hatte den
Zauber Europas, Lateinamerikas und Nordafrikas kennengelernt. Es
schien ihm unwahrscheinlich, daß ihn eine weitere
Liebesaffäre tief bewegen würde. Doch er liebte Juanita
de Cordoba auf eine Weise, die es ihm unmöglich machte, sie
leicht abzutun. Er wünschte es auch nicht. Mit Juanita hatte
er gegen sein eigenes Gesetz verstoßen, sich nie eine
emotionale Bindung an eine Frau zu gestatten. Aber sogar nach dem
ersten Trennungsschmerz gelang es ihm nicht, der Sache ein Ende zu
setzen.
Kubaner sind
lebensfrohe Menschen. Als die Trauerzeit für Juanita zu Ende
ging, erlaubte man ihr ohne weiteres, daß sie sich in
diskreter Weise einen Liebhaber nahm.
Zu Andre Devereaux'
Aufgeschlossenheit gegenüber weltlichen Genüssen kam auch
ein kräftiger Schuß männlicher Eitelkeit. Juanita
hielt sich an die Grundregeln, daß sie nie Forderungen
stellen durfte, für kubanische Verhältnisse ausreichende
Verschwiegenheit wahren, immer mit dem Ende der Affäre
rechnend und es dann mit Haltung hinnehmen mußte. Zwischen
ihnen entwickelte sich ein Verhältnis stummen
Einverständnisses ohne Schwüre und
Versprechungen.
So bequem dieser
Zustand für Andre auch war, er fand ihn irgendwie unannehmbar.
Im geheimen gestand er sich, daß er ihre Liebe gewinnen
wollte. Er wünschte sich, ihr ein so tiefes Gefühl
abzuringen, daß sie einsam sei und sich nach ihm sehnen
mußte, wenn er nicht bei ihr war. Es gab ein jähes
Erwachen für ihn, als sie sich mit dem venezolanischen
Magnaten Fernando Iglasias einließ und verschiedentlich als
Gastgeberin auf seiner berühmten Jacht fungierte - bei seinen
legendären Bordpartys auf Kreuzfahrten im Karibischen
Meer.
Es gab noch einen
anderen Mann, der oft in Verbindung mit Juanita genannt wurde.
Manganaro, ein italienischer Industrieller, der häufig nach
Kuba kam. Als sein Werk dort enteignet und verstaatlicht wurde,
eröffnete er ein neues auf Jamaika, wo Juanita ihn
besuchte.
Andre Devereaux redete
sich ein, daß er der einzige Mann in ihrem Leben sei, der
zählte. Doch konnte er seinen Schmerz nicht verhehlen, als er
von den beiden anderen erfuhr.
Er versuchte
vernünftig zu sein. Juanita war eine Frau voller Sehnsucht und
Verlangen. Vielleicht würde sie ihm treu sein, wenn er ihr
seine Liebe gestand. Da er aber die meiste Zeit von Kuba abwesend
war, konnte er nicht erwarten, daß sie dasitzen und auf ihn
warten würde. Und solange sie für ihn allein da war, wenn
er sich in Kuba aufhielt, und ihm weiter ihre Zärtlichkeiten
schenkte, konnte er nicht mehr verlangen.
Es war ein schwerer
Schlag für ihn, als er unerwartet aus Südamerika kam und
erfuhr, daß sie mit Iglasias unterwegs war. Andre war viel
tiefer verwundet, als eine vorübergehende
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