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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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Affäre
rechtfertigte. Außerdem machte er einen grundlegenden Fehler.
Ein Geheimagent durfte sich nie verlieben! Das war die Grundregel.
Aber er liebte sie wirklich, damals erkannte er es. Und er
mußte weiter schweigen. Er hatte keine Rechte und konnte
keine Forderungen stellen.
    Und in aller Augen
blieb er einfach ein charmanter französischer Diplomat, der in
ihrem Leben auftauchte und wieder verschwand - wie andere
auch.
    *
    Nachdem Andre seine
Inspektionsfahrt durch Havanna beendet und mit Alain Adam und dem
französischen Stab konferiert hatte, wußte er, daß
ihn diesmal Schwierigkeiten erwarteten.
    Die Notwendigkeit, die
Raketen unbedingt geheimzuhalten, würde die Kubaner zwingen,
ihn streng zu überwachen. Sollten sie ihm hinter die Schliche
kommen, könnten sie versuchen, ihn beiseite zu schaffen. Er
verließ die Botschaft, um zu Juanita zu gehen. Besonders um
sie hatte er Angst. Aber wie seine unerklärte Liebe, so blieb
auch die Gefahr in ihren Gesprächen unerwähnt. Sie kannte
die Risiken von Anfang an, und es sollte nie darüber
gesprochen werden.
    Und wie stand es mit
Rico Parras gefährlichem Verlangen nach ihr? Das konnte
jederzeit zu einer Explosion führen. Als er westlich der Stadt
in die Berge fuhr, erfaßte ihn das schreckliche Gefühl,
daß seine Affäre mit Juanita de Cordoba zu Ende ging,
nun da auch ihr gemeinsamer Kampf gegen Castro sich dem Ende
näherte.
    Sie stand an der
Tür, als er die Villa erreichte. Die freudige Erregung war
stärker als je zuvor. Sie umarmten und umklammerten sich
ungestüm. Ihre Finger krallten sich nervös in seinen
Rücken, seine Finger fuhren durch ihr schwarzes Haar und
über ihre Wangen, und ihre Lippen fanden sich immer wieder.
Endlich verebbte die Leidenschaft in zufriedenen Seufzern. Sie
hatten sich überzeugt, daß ihr Zusammensein Wirklichkeit
war. Juanita schob ihm einen Zettel zu, bevor er sprechen konnte.
Darauf stand, er solle äußerst vorsichtig sein, da sie
vermute, das Haus werde überwacht und möglicherweise auch
abgehört. Er steckte das Papier in die Tasche, legte seinen
Arm um ihre Hüfte, und sie schlenderten zur Veranda und
sprachen über belanglose Dinge. Ihre Glut mußte
eingedämmt werden bis später.
    Am Abend gingen sie
wie gewöhnlich in aller Öffentlichkeit zum Essen. Das
einzige anständige Restaurant in einer Stadt, die einst so
viele gute Speiselokale beherbergt hatte, war das La Torre im obersten
Geschoß eines Mietshauses. Die kubanische Regierung hatte es
eingerichtet, nachdem vom diplomatischen Corps zahlreiche
Beschwerden über die armselige Versorgung eingegangen
waren.
    Da viele Diplomaten
das La
Torre besuchten, war der Raum reichlich
mit Abhörgeräten ausgestattet. Diese Kriegslist Munoz'
und der G-2 war plump, aber Andre benutzte gern die Gelegenheit, um
falsche Informationen auszustreuen. Vieles von dem, was er sagte,
nahmen ihm die Kubaner und die Russen nicht ab, aber es konnte
immerhin Verwirrung stiften.
    Während des
Essens setzten sie die belanglose Konversation fort. Juanita sprach
von den Briefen, die sie von ihren Söhnen aus der Schweiz
bekommen hatte. In der Schule ging es ihnen gut, sie freuten sich
auf die Skisaison und auf den bevorstehenden Besuch ihrer Mutter.
Ob Andre in Europa sein könne, wenn sie hinfahre?
    Er gab keine solchen
Versprechen mehr, denn er hatte sie schon zu oft brechen
müssen.
    Sie unterhielten sich
über die letzten Veränderungen in Washington und New York
und über den oberflächlichen gesellschaftlichen Betrieb
in Havanna. Ein durchdringender Pfiff ließ plötzlich
jede Bewegung im Restaurant erstarren. Am Eingang stand Rico Parra,
flankiert von einem halben Dutzend Castro-Soldaten.
    Als wollte er
sichergehen, daß sein Erscheinen nicht unbemerkt blieb,
schrie er den verstörten Ober an. Er ging mit seinen Leuten
quer durch das Restaurant, und sie verqualmten die Luft mit ihren
Zigarren. Parra blieb vor dem Tisch stehen, an dem Andre und
Juanita saßen.
    Andre stand auf und
streckte ihm die Hand entgegen. Sie wurde übersehen. Parra sah
finster von Juanita zu dem Franzosen. Er biß die Zähne
zusammen, so daß die Muskeln an seinem Kinn
hervortraten.
    »Ich möchte
Sie sprechen - sofort«, fauchte er Juanita an.
    Andre ging langsam um
den Tisch herum, so daß er zwischen Rico und Juanita stand.
»Nicht heute abend, Senor Parra«, sagte er
leise.
    Der Kubaner blickte
ihn drohend an. Andre rührte sich nicht. Parra lachte kurz und
hart auf, machte auf dem Absatz kehrt und

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