Topas
verließ das La Torre mit seinem verdutzten
Gefolge.
Andre setzte sich
wieder hin, lächelte Juanita beruhigend an, nahm ihre Hand und
küßte sie.
»Hallo, haben
Sie etwas dagegen, wenn wir uns auf einen Drink zu Ihnen
setzen?«
Der französische
Botschafter und seine Frau Blanche waren ihnen im Augenblick sehr
willkommen.
»Ich habe einen
neuen Film von den Festspielen in Cannes«, sagte Adam.
»Wollen wir nicht in die Botschaft gehen und ihn uns
vorführen lassen?«
»Nicht heute
abend, Alain«, sagte Juanita.
»Seien Sie keine
Spaßverderberin! Der Kognak in meinem Haus ist immer noch
echter französischer.«
Juanita gab
nach.
Ȇbrigens,
Juanita«, sagte Blanche, »die Chinesen haben einen
neuen Ersten Sekretär. Schrecklich kluger Mann. Wir geben
nächsten Freitag eine Cocktailparty für ihn. Vielleicht
möchten Sie ihn kennenlernen. Nun, da Frankreich und China
sich vielleicht gegenseitig anerkennen werden, sollten wir mit
ihnen bekannt werden.«
»Ja, ich werde
gern kommen«, erwiderte Juanita.
»Wenn Sie mich
fragen, ich halte es für dumm von den Amerikanern, den
Chinesen die Anerkennung zu versagen. Sie werden sie nicht auf ewig
von der UNO ausschließen können.«
So ging die
Konversation weiter, allein der Abhöranlage der G-2 zu
Gefallen. Und dann verließen die vier gemeinsam das
Restaurant.
Im Wagen, auf dem Weg
zur Botschaft, empörte sich Juanita nachträglich
über den Auftritt mit Rico Parra.
»Es würde
mir größtes Vergnügen bereiten«, sagte Andre,
»ihm den Bart auszureißen, Haar um Haar, aber leider
muß ich meinen Heldenmut in diesem Land
unterdrücken.«
»Er ist der
Schlimmste von der ganzen Bande«, sagte Juanita unter
Tränen. »Er ist ein gemeiner Schuft, er ist
gefährlich.«
Im Schutz der
französischen Botschaft konnten sie das Versteckspiel
aufgeben. Nachdem Blanche ihnen Kognak eingeschenkt hatte,
entschuldigte sie sich und zog sich aus dem Amtszimmer ihres Mannes
zurück.
»Was ist los,
Andre?« fragte Alain. »Irgend etwas riecht hier schon
seit Wochen brenzlig.«
»Gestern wurde
der Hafen von Viriel für alle auswärtigen Schiffe
gesperrt. Auf der Finca San Jose in Pinar del Rio werden
Wälder ausgelichtet, eine heftige Bautätigkeit hat
eingesetzt.«
»Was hat das
alles zu bedeuten?«
»Die Vereinigten
Staaten vermuten, daß die Russen Offensivwaffen nach Kuba
bringen, und ich bin hier, um es
auszukundschaften.«
»Guter
Gott!« stieß Alain hervor.
»Das könnte
Krieg bedeuten«, sagte Juanita.
»Ja, das
könnte es«, bestätigte Andre. »Die beste
Möglichkeit, einen Krieg zu vermeiden, wäre, die Raketen
zu finden und ihr Vorhandensein zu veröffentlichen, bevor sie
einsatzbereit sind. Juanita, alles, was wir in den vergangenen zwei
Jahren aufgebaut haben, muß sich jetzt bezahlt
machen.«
»Da hat man uns
was aufgepackt, mein Lieber«, antwortete sie.
»Ich habe
Vertrauen zu unseren Leuten, Andre.«
Andre nickte.
»Alain, Blanche sollte Juanita und mir so oft wie
möglich Gelegenheit geben, uns hier zu treffen, damit ich ihr
Anweisungen erteilen kann. In ihrem Haus ist das nicht mehr
möglich.«
Der Botschafter
nickte.
»Nachrichten
werden in der üblichen Weise übermittelt. Alle weiteren
Besprechungen werden in diesem Zimmer stattfinden. Das Wichtigste
ist jetzt zunächst die Überwachung des Hafens«,
sagte Andre.
»Ich werde
morgen einen Ausflug machen und unsere Freunde aufsuchen«,
erklärte Juanita. »Es sind tüchtige Burschen,
absolut zuverlässig. Du kannst mir glauben, daß nichts
von See her in den Hafen kommen und nichts hinausgehen wird, ohne
daß sie es merken.«
Als die beiden
Männer allein waren und all die anderen Geschäfte
erledigt hatten, schob Alain Adam die Papiere auf seinem
Schreibtisch beiseite und füllte noch einmal die
Kognakgläser.
»Sie ist eine
bemerkenswerte Frau, Andre - eine prächtige Seele …
Andre, Sie und ich sind nun schon sehr lange Kampfgenossen. Ich
spüre etwas ganz anderes dahinter. Lieben Sie sie
sehr?«
Andres Gesicht wurde
ernst. »Ja«, sagte er leise, »ich liebe sie sehr
- und ich habe es ihr noch nie gesagt und werde es vielleicht auch
niemals tun. Wie schade. Wie verdammt schade. Unsere Zeit - ist
wohl abgelaufen.«
*
Der aufregende Tag war
vorbei. Die Erwartung lag hinter ihnen. Jetzt, da sie allein, nur
als Mann und Frau zusammen waren, war weder Wildheit noch Raserei
in ihnen. Eine wundervolle Ruhe legte sich über Andre und
Juanita, und sie genossen den
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