Topas
Ultimatums an Nasser und Ben Gurion
mitgeteilt.
Nasser wies das
Ultimatum zurück, London und Paris waren im Kriegsfieber,
britische und französische Flugzeuge griffen zur Vorbereitung
der Invasion ägyptische Flugplätze an, die gemeinsame
Expeditionsflotte lief von Zypern aus.
So weit reichte Andres
persönlicher Einblick in die Vorgänge um die
Suezkrise.
Zu jener Zeit war La
Croix erst auf dem Weg zur Macht. Doch wenn auch die offizielle
Macht in den Amtszimmern des Premierministers ausgeübt wurde,
La Croix handelte als der eigentliche Drahtzieher hinter dem Thron.
In seiner nicht fest umrissenen Stellung umgab ihn ein Heer von
militärischen Führern, Geheimdienstleuten und
Speichelleckern, die einen Regierungswechsel kommen sahen und
rechtzeitig auf den neuen Kurs umschwenkten.
Sein Beraterstab war
vor allem ihm und erst in zweiter Linie der Regierung
gegenüber loyal, und oft genug war La Croix' Meinung wichtiger
als die des Premierministers.
Als sich die
anglo-französischen Streitkräfte dem Kanal näherten,
ersuchte Oberst Gabriel Brune dringend um eine Rücksprache mit
La Croix. Brune, ein Mitglied der Generalsclique, war für La
Croix die größte Macht- und Informationsquelle innerhalb
des SDECE.
Jacques Granville,
Pierre La Croix' persönlicher Adjutant, führte Brune in
das Zimmer des Generals; es war der Augenblick, in dem die Invasion
begann.
»Seit Stunden
verfolgen wir eine verhängnisvolle Entwicklung«,
eröffnete Brune dem General. »Ich habe noch auf eine
Bestätigung gewartet, sie liegt jetzt vor. Kurz nach
Mitternacht liefen beim SDECE Nachrichten von unseren
Verbindungsleuten bei Heer und Marine ein. die besagten, daß
amerikanische Kriegsschiffe der Siebten Flotte unsere
Expeditionstruppe gestellt haben. Die ganze Nacht hindurch
haben Zerstörer und Flugzeuge
unsere Verbände verfolgt und überwacht. Als wir heute
morgen in ägyptische Hoheitsgewässer kamen, setzten uns
die Amerikaner Warnschüsse vor den Bug.«
Ohne sichtbare
Reaktion nahm Pierre La Croix die Depeschen entgegen - scheinbar
lauter echte SDECE-Dokumente - und blätterte sie
durch.
»Ist der
Premierminister schon verständigt worden?« fragte
er.
»Nein.«
La Croix nickte.
»Der Premierminister ist so israelfreundlich eingestellt,
daß wir in dieser Sache ohne sein Wissen handeln
müssen.«
»Ich kann es
nicht glauben. Die Amerikaner haben uns ihr Wort gegeben«,
wandte Granville ein.
»Offensichtlich
ein Betrug«, meinte Oberst Brune.
»Ich kann es
einfach nicht glauben«, wiederholte Granville.
Der amerikanische
Botschafter Rawlins wurde gebeten, den zuletzt doch noch
informierten Premierminister aufzusuchen. Der französische
Staatschef überfiel den Botschafter mit der Nachricht
über den amerikanischen Verrat, wobei er einen ganz
undiplomatischen gallischen Wutanfall bekam.
Rawlins war zutiefst
bestürzt. Da man in der Suezfrage den üblichen
Nachrichtenweg vermeiden wollte, wurde Marshal McKittrick zur
Klärung der Angelegenheit nach Washington geschickt. Man
brauchte mehrere Tage, um festzustellen, daß die Amerikaner
keineswegs eingegriffen hatten und daß die vom
französischen SDECE empfangenen Berichte falsch sein
mußten.
Das Ganze war ein Werk
des Topas-Rings gewesen, und die Meldung, die man General Pierre La
Croix zugespielt und die dieser wiederum dem französischen
Kabinett übermittelt hatte, entstammte sowjetischer
Nachrichtenfälschung.
Moskau schlug sehr
rasch Kapital aus der verfahrenen Situation und bluffte mit der
säbelrasselnden Drohung, man werde Raketen auf Paris
loslassen, wenn die Franzosen sich nicht
zurückzögen.
So kam die Eroberung
des Suezkanals nicht zustande, und nur die Israelis erreichten ihre
Ziele.
Um ihrem falschen
Spiel die Krone aufzusetzen, redeten die Sowjets Nasser ein, in
Wahrheit hätten die Vereinigten Staaten hinter dem Komplott
der Kanalbesetzung gestanden, wohingegen in Frankreich ein
abschließendes Propagandasperrfeuer den Amerikanern ein
für allemal die Schuld am Mißlingen der Aktion
zuschob.
Langsam wurde es
dunkel. McKittrick schlief jetzt fest.
Doch Andre fand keinen
Schlaf. Wer hatte in der Suezkrise die sowjetische Falschmeldung La
Croix und über ihn dem französischen Premierminister
zugespielt?
Die falschen Depeschen
stammten vom SDECE. Welcher SDECE-Beamte stand in ständiger
Verbindung mit La Croix und Matignon? Wer vom Geheimdienst
erstattete ihnen Bericht?
Die Chefs des SDECE
bekleideten im allgemeinen politische Ämter. Viele
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