Topas
nie etwas von ihm
gehalten.«
Gorin holte den ersten
von zwei Umschlägen, die er mitgebracht hatte, aus der Tasche
und gab ihn Columbine. »Es handelt sich um drei
NATO-Unterlagen aus der Fünfzehnhunderterserie. Setzen Sie
sich mit Jarre in Verbindung und fordern Sie Kopien an. Der KGB ist
durch andere Quellen im Besitz authentischer Reproduktionen. Wenn
Jarre uns etwas anderes liefert, müssen wir
eingreifen.«
Der Weg vor ihnen
gabelte sich, die beiden Männer blieben stehen und
ließen ein älteres Ehepaar vorbei.
»Die Amerikaner
haben ihre U-2-Flüge auf die Gegenden konzentriert, in denen
wir unsere Raketenbasen angelegt haben«, sagte Gorin.
»Wahrscheinlich wissen sie Bescheid.«
»Und was werden
sie Ihrer Meinung nach tun?«
»Vermutlich
nichts.« Gorin händigte Columbine den zweiten Umschlag
aus. »Sollten die Amerikaner wider Erwarten doch
störrisch werden und es zu einer Krise kommen lassen, so
finden Sie in diesem Umschlag Ihre Anweisungen. La Croix muß
über den Vorfall so unterrichtet werden, daß er den
amerikanischen Motiven mißtraut. Das Ziel ist, Frankreich
neutral zu halten. La Croix darf nicht auf die Seite der Amerikaner
treten.«
Columbine nahm seine
Weisungen entgegen und nickte. In solchen Angelegenheiten war er
ein erfahrener Meister.
»Zum
Schluß noch etwas anderes«, sagte Gorin. »Es ist
möglich, daß der übergelaufene KGB-Agent den
Amerikanern die Existenz von Topas verraten hat.«
»Darüber
habe ich mir auch schon Gedanken gemacht«, erwiderte
Columbine. »Kurz bevor ich hierherkam, erfuhr ich, daß
Devereaux auf dem Weg nach Paris ist … an Bord eines
Düsenflugzeuges der amerikanischen
Luftwaffe.«
»Das kann Topas
bedeuten oder die Raketengeschichte oder beides. Wo hat sich
Devereaux in der letzten Zeit aufgehalten?« fragte
Gorin.
»Ich habe
festgestellt«, erwiderte Columbine, »daß er vor
ein paar Monaten Washington des öfteren über Nacht oder
übers Wochenende verlassen hat. Anscheinend ist er nicht weit
gefahren. Er benutzte den Wagen und war mehrmals in Begleitung
Nordstroms. In einem Gespräch zwischen ihnen fielen die Worte
›Maryland countryside‹. In letzter Zeit fuhr er nicht
mehr so weit, die Reisen waren kürzer, aber wiederum wurde er
häufig von Nordstrom begleitet. Die einzige Möglichkeit
wäre das Bethesda Naval Hospital.«
Gorin blieb stehen und
dachte über etwas nach… »Bethesda Naval
Hospital?« murmelte er.
»Es liegt nicht
weit von Washington und wird von vielen Kongreßmitgliedern
und hohen Offizieren in Anspruch genommen. Zuweilen haben auch
amerikanische Präsidenten dort gelegen. Daher ist das
Krankenhaus mit ausgeklügelten Sicherheitsvorkehrungen
abgeschirmt.«
»Das würde
sich gut mit der Tatsache zusammenreimen, daß der
Überläufer herzkrank war«, meinte Gorin. »Er
könnte durchaus in diesem Krankenhaus sein. Jedenfalls besteht
Ihre Hauptaufgabe darin - und das ist von höchster Wichtigkeit
-, Devereaux in Mißkredit zu bringen.«
»Sie wissen,
daß das nicht leicht ist«, erwiderte Columbine.
»Er hat einen makellosen Ruf und viele Freunde,
außerdem ist er ein schlauer Fuchs. Wir haben immer wieder
versucht, ihm eins auszuwischen, aber La Croix läßt sich
nicht so schnell gegen ihn einnehmen. Obgleich seine und Devereaux'
politische Ansichten weit auseinandergehen, hat sr doch große
Achtung vor ihm.«
»Wir werden
einen Handel mit ihm abschließen«, sagte
Gorin.
»Devereaux
muß zu uns kommen.«
»Er
läßt sich niemals kaufen, dazu ist er viel zu
ehrlich.«
»Große
Männer haben große Schwächen«, meinte Gorin.
»Auch Devereaux hat seinen schwachen Punkt, und wir kennen
ihn. Er wird sich auf einen Handel einlassen.«
Columbine blieb
stehen, trat seinen Zigarettenstummel aus und nahm sich eine neue
Zigarette, die er hinter vorgehaltener Hand mit dem Feuerzeug in
Brand setzte. Dann blickte er auf, seine grauen Augen sahen den
Russen neugierig an.
»Devereaux hat
in Kuba eine Geliebte«, sagte Gorin. »Juanita de
Cordoba. Wahrscheinlich hat sie für ihn
gearbeitet.«
»Sie sind ein
Narr, Gorin. Devereaux ist viel zu schlau, um sich in etwas
einzulassen, das mehr als eine Liebelei ist.«
»Große
Männer haben große Schwächen«, wiederholte
der Russe. »Er ist wahnsinnig in sie verliebt. Würde ein
Geheimdienstchef sonst wohl versuchen, ein Boot zu mieten, um seine
Geliebte aus Kuba herauszuholen?«
Columbine zog
schweigend an seiner Zigarette.
»Wenn die Zeit
reif ist, wird er mit uns verhandeln,
Weitere Kostenlose Bücher