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Topas

Topas

Titel: Topas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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von ihnen
waren proamerikanisch und als Beamte völlig von ihren Parteien
abhängig. Die eigentliche Macht lag bei den Verwaltungsspitzen
im zweiten Glied, den Berufsagenten, wie Oberst Gabriel Brune einer
war.
    Das alles stimmte mit
einer bekannten kommunistischen Taktik überein, nach der die
Macht einem Stellvertreter zugeschoben werden muß, der unter
einem harmlosen Chef arbeitet.
    Und wie stand es mit
Brunes Charakter und seiner Vergangenheit? Er war ein
undurchsichtiger Typ, der sich stets aus dem Rampenlicht
herausgehalten hatte. Im Nachrichtennetz der NATO-Staaten nahm er
eine Schlüsselstellung ein und war obendrein mit Henri Jarre
befreundet. Bei näherem Hinsehen entdeckte man in ihm einen
erbitterten Antiamerikaner, der Berichte und Urteile bewußt
verfälschte.
    Als sich die
Amerikaner wegen der undichten Stellen innerhalb der NATO
plötzlich scheuten, ihre Geheimberichte mit den Franzosen
auszutauschen, wurde Brune unauffällig aus dem ININ in die
französische Regierung berufen - als Stellvertretender
Verwaltungschef des SDECE -, wo er in die Anonymität
untertauchte.             
    Mit Zugang zu
höchsten Staatsgeheimnissen und in einer Stellung, die es ihm
erlaubte, Regierungsmitglieder zu beeinflussen, konnte Brune, wenn
er tatsächlich ein Sowjetagent war, unglaublichen Schaden
anrichten.
    Als Pierre La Croix an
die Macht kam, nahm Brunes Einfluß noch zu. Man sah in
dauernd an La Croix' Seite, und es bestand kein Zweifel, daß
er das Vertrauen des Staatspräsidenten besaß.
    Die Maschine flog
Paris an. Andre wußte: Wenn er sich auf diesen Kampf
einließ, konnte es ihn das Leben kosten. Seine Gegner waren
böse und mächtig, und sein Regierungschef war ein
besessener, hochmütiger, alternder Diktator.
    Er wußte aber
auch, daß er diesen Kampf durchstehen mußte, mochte
kommen, was wollte.
    Als Andre die Erde
unter sich erblickte, überfiel ihn für einen Augenblick
ein Gefühl der Furcht. War denn nicht alles schon zu spät
und sinnlos?

 
    66
    Gorin fand für
seinen Peugeot einen Parkplatz auf der Place d'Arrnes
gegenüber dem Versailler Schloß und ging zu Fuß in
den Park. Die breiten Wege durch die Gartenanlagen führten ihn
an vielen Springbrunnen vorbei bis zu dem großen Kanal, der
inmitten dieses einmaligen Zeugnisses einer hochgezüchteten
Gartenbaukunst liegt. Als sowjetischer Resident und Leiter des
russischen Geheimdienstes in Frankreich steuerte er die
Unternehmungen von Topas. Seine wahre Tätigkeit wurde mit dem
offiziellen Titel eines Zweiten Kulturattaches
verschleiert.
    Als er den
kilometerlangen, künstlich angelegten kreuzförmigen
Wasserweg erreichte, blieb er stehen und blickte sich um; er
stellte fest, daß er nur ein harmloser Spaziergänger
unter anderen war, und wandte sich befriedigt dem vereinbarten
Treffpunkt zu.
    Vorbei am Petit
Trianon ging er zwischen gestutzten Hecken bis zu den englischen
Gärten mit ihrem Labyrinth von Pfaden, auf denen man sich
ungestört unterhalten konnte. Es war ein Weg von fünf
Minuten. Mit seinen plumpen Händen schob Gorin die
Hemdmanschetten zurück. Die Luft war kühl, die Bäume
trugen schon fast keine Blätter mehr. Ein Windstoß
wirbelte ihm eine Laubwolke um die Füße. In der Ferne
hörte er spielende Kinder rennen und rufen. Gorin hatte ein
fleischiges Gesicht mit funkelnden Augen und war im Gegensatz zu
seinen verschlossenen Kollegen ein geselliger und mitteilsamer
Mensch. Er schlug die kalten Hände gegeneinander, schob sie
dann in die Taschen und sah den Weg entlang.
    Vor ihm auf dem von
Bäumen gesäumten Parkweg tauchte eine dunkle Gestalt auf;
es war der wohlvertraute Umriß Columbines. Er war
größer als die meisten Franzosen, hatte den Mantelkragen
hochgeschlagen und vor dem Kinn zugeknöpft, um sich vor dem
kühlen Herbstwind zu schützen. Den dunklen Hut hatte er
tief in die Stirn gezogen, und in einer Hand hielt er die nie
fehlende Zigarette. Columbine blieb vor Gorin stehen und nickte ihm
zu, dann setzten die beiden Männer ihren Weg gemeinsam fort
und unterhielten sich in oft geübter
Unauffälligkeit.
    »Irgend etwas
hat mit den letzten vier NATO-Dokumenten nicht gestimmt«,
sagte der Russe, »sie haben Moskau viel Kopfzerbrechen
bereitet.»
    «Was soll mit
ihnen los sein?«
    »Der KGB
hält sie möglicherweise für gefälscht. Es
könnte sein, daß die NATO-Agenten Jarre
auf der Spur sind, und wenn das der Fall ist, verliert er für
uns jeglichen Nutzen.«
    »Jarre ist ein
elender Trottel. Ich habe

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