Topas
um ihr Leben zu retten. -
Nächsten Freitag treffe ich Sie hier wieder.«
Columbine sah dem
Russen nach, der sich in dem rasch abnehmenden Licht entfernte. Er
fragte sich, ob endlich die lang ersehnte Gelegenheit gekommen sei,
seinen Erzfeind Devereaux zu vernichten.
VIERTER
TEIL
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LE GRAND
PIERRE
67
Im Jahr
1940
Frankreich war
besiegt!
Andre Devereaux' Weg
begann in Montrichard, einer Stadt im Loiretal, jener
berühmten Landschaft, die der Garten Frankreichs
ist.
Das Loiretal mit der
Pracht seiner hundert großen Schlösser - seinen Seen,
Gärten und Wäldern - war einst der Spielplatz der
Könige und über tausend Jahre lang die Herrin der
Geschichte gewesen.
Jeanne d'Arc und ihr
Orleans, Karl der Große und sein Kloster Pont-Levoy, die
älteste Schule von ganz Europa, St. Florentin in Amboise, die
letzte Ruhestätte Leonardo da Vincis, und Schloß
Chambord mit den Werken seiner genialen Hand. Und die
Schlösser von Loir-et-Cher! Chaumont, Montresor, Amboise, wo
da Vinci gestorben ist, und Schloß Chenonceaux mit seinen
fünf über den Cher gebauten Bögen! Der schwankende
Felsen in Le Puy, gekrönt von der Statue der Schwarzen
Jungfrau; und die Jagd, die Hatz auf Bär und Fuchs hinter den
herrlichen Cheverny-Hunden; und die Reben von Tours, die funkelnden
Perlweine von Vouvray, die armseligen Bauernhöfe, der
Ziegenkäse von Sancerre.
Montrichard, Andre
Devereaux' Heimat, lag im Herzen Frankreichs. Straßen mit
Kopfsteinpflaster führten durch zerklüftete Felsen zu den
weißen Sandufern des Cher. Die Weinkellerei Montmousseau am
Stadtrand hatte ihre Fässer tief in Felskammern gelagert, die
noch aus römischer Zeit stammten. Ringsum erstreckten sich
Himbeer- und Erdbeerfelder. Die uralten primitiven
Höhlenwohnungen in den Felsen wurden während der Weinlese
noch immer von den Bauern benutzt.
Montrichard! Der Berg
des Richard Löwenherz, benannt nach dem König von
England, der auf der Rückkehr von seinen Kreuzzügen hier
haltmachte.
In den frühen
Sommertagen des Jahres 1940 lag Trauer über dem Land, denn
Frankreich war besiegt.
Die Nation war
geteilt. Wenige Kilometer südlich von Montrichard, wo der Cher
behäbig nach Chenonceaux fließt, verlief jetzt eine
Grenze. Montrichard lag im besetzten Frankreich. Jenseits der
Grenze - in Vichy - hatte eine Schwindelregierung von
Kollaborateuren ihren Sitz bezogen, geführt von dem
einst verehrungswürdigen Maxschall
Petain.
Als Frankreich
kapitulierte, war Andre Devereaux zwanzig Jahre alt und arbeitete
als Volontär im Anwaltsbüro seines Vaters. Der alte
Devereaux, ein vermögender Grundbesitzer, war Witwer. Seine
Frau war bei einem Autounfall ums Leben gekommen und hatte Andre im
Säuglingsalter als Halbwaise zurückgelassen. Der Vater
hatte sich an dem Unfall schuldig gefühlt und sich mit
Selbstvorwürfen zerfleischt. Die Sehnsucht nach der Mutter und
die Selbstanklage des Vaters hatten Andre damals in einen heftigen
Gefühlskonflikt gestürzt.
Schloß Devereaux
lag am Westrand der Stadt an der Straße nach Schloß
Chenonceaux und besaß achtundvierzig Zimmer - wenig im
Vergleich mit anderen Schlössern dieser Gegend.
Das Leben verlief
jetzt in geordneten Bahnen. Andre bereitete sich darauf vor, in
einem Landstrich, in dem nichts Umwälzendes mehr geschah, die
Verantwortung für die Familie zu übernehmen.
Ein, zwei Monate nach
der Eroberung Frankreichs saß Andre eines Morgens am
Schreibtisch, als ihn sein bester Freund Robert Proust
besuchte.
»Was
gibt's?« fragte Andre.
»Könntest
du zum Mittagessen ins La Tete Noire kommen?«
»Freilich.«
»Ich möchte
dich dort mit jemandem bekannt machen.«
»Warum tust du
so geheimnisvoll?»
«Warte nur
ab.«
Als Andre später
das Restaurant betrat, führte ihn Robert an einen separaten
Tisch, an dem ein schlanker, hübscher junger Mann Anfang
Zwanzig saß. Er wurde ihm als Jacques Granville aus der
Nachbarstadt Blois vorgestellt. Jacques war im Krieg Offizier
gewesen und aus der Gefangenschaft entflohen.
»Robert hat mir
erzählt, daß Sie alte Freunde sind«, sagte
Jacques, als er die Weinflasche entkorkte.
»Ja«,
erwiderte Andre. »Wir sind zusammen in die Klosterschule
Pont-Levoy gegangen.«
Jacques schenkte ein.
»Dann sind wir ja Schulkameraden. Ich bin nämlich auch
dort zur Schule gegangen.«
Robert Proust, ein
einfacher Bursche, klein und schüchtern, nippte nervös an
seinem Wein. »Jacques … Monsieur Granville hat
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