Topchter der Köingin Tess 1
Neugierige Erwartung durchfuhr mich und hinterließ ein pochendes Herz, als eine zittrige Stimme von drinnen antwortete.
Es kam mir so vor, als würde ich schon mein halbes Leben lang auf einen Ehemann warten. Und bei allem, was heilig war, es war nicht gerecht, meine Hochzeit bis in mein drittes Jahrzehnt hinauszuschieben, unsichere politische Lage hin oder her. Verträge waren unterzeichnet worden, und nun, da ich die Tage schon zählen konnte, bis ich endlich meinen Zukünftigen kennenlernen würde, war ich nervös. Zigeuner kamen viel herum. Vielleicht würde die Madam mir etwas über Prinz Garrett erzählen können, das meine Eltern nicht wussten – oder lieber verschwiegen.
Ich griff nach dem einfachen Riegel und zögerte, als Kavenlow mich am Ärmel zurückhielt. Als ich auf ihn hinabblickte, erstaunte mich weniger seine Berührung als vielmehr seine bekümmerte Miene. Der Zigeunerwagen konnte keine Gefahr darstellen; Kavenlow hätte mich nicht einmal diese Straße betreten lassen, wenn er ihn nicht vorher überprüft hätte. »Ich komme mit«, sagte er mit schmalen, von Sorgenfalten umgebenen Augen.
Vor Überraschung blieb mir leicht der Mund offen stehen. Kavenlow verabscheute Zigeuner beinahe so sehr wie den Ozean. Wann immer ich Zigeuner in den Palast einlud, damit sie uns unterhielten, wurde das Misstrauen meines Beschützers beinahe lächerlich. »Das ist doch nur ein alberner Zeitvertreib für Frauen«, sagte ich, erstaunt darüber, dass er sich solche Sorgen wegen einer harmlosen Zerstreuung machte. »Geht und trinkt etwas. Mir geschieht schon nichts. Vielleicht könntet Ihr mir auch etwas Wein holen?«
Er seufzte ergeben. »Wie Ihr wünscht, kleines Fräulein«, sagte er, und ich lächelte. So hatte er mich schon seit Jahren nicht mehr genannt. Er zögerte und blickte zu mir auf, als wollte er sich mein Bild gut einprägen. Er runzelte die dicken, grau melierten Augenbrauen, doch es war das kaum merkliche, furchtsame Glitzern in seinen ernsten Augen, bei dem es mir den Magen zusammenzog. Irgendetwas stimmte nicht.
»Was ist los?«, fragte ich leise und ließ den Blick über die lärmende Menschenmenge schweifen, während ich langsam die Stufen wieder hinunterstieg. Seine schlecht verborgene Anspannung löste bei mir eine instinktive Warnung aus.
»Es ist nichts. Geht nur. Ich warte gegenüber.«
Immer noch unsicher, sah ich ihm nach, als er mit langsamen Schritten die Straße überquerte und sich an einen Tavernentisch draußen in der Sonne setzte. Bedächtig stieg ich die Stufen wieder empor und warf einen langen, forschenden Blick die Straße hinauf und hinunter. Ich war nicht mehr so sicher, dass alles war, wie es sein sollte.
Ein leises, genervtes Schnauben entschlüpfte mir, als ich die blau-goldenen Uniformen der Soldaten meines Vaters entdeckte, die sich in den Schatten herumdrückten. Sie waren wie die Ratten – wenn man einen sah, konnte man sicher sein, dass sich ein Dutzend weitere irgendwo versteckten. Als der Gardist sah, dass ich auf ihn aufmerksam geworden war, winkte er fröhlich. Ich rümpfte verärgert die Nase und hob die Hand zu einem säuerlichen, unauffälligen Gruß. Sie wussten, wie sehr ich es verabscheute, dass sie mir nachschlichen, wenn ich den Palast verließ, aber solange sie sich verborgen hielten, konnte ich sie wenigstens ignorieren.
Kavenlow hatte es sich bequem gemacht und beobachtete alles mit nun freien Händen und schweifendem Blick. Obwohl mir das Ganze immer noch nicht geheuer war, folgte ich dem Ruf von drinnen, bitte einzutreten. Kühle schlug mir entgegen, als ich die Tür öffnete und in den düsteren Wagen trat. Sofort bewegte ich mich ein Stück von der Türöffnung weg, damit meine Augen sich schneller an das Licht zweier Kerzen gewöhnten. Es war stiller hier drin, als es sein sollte, der Lärm des Marktes draußen wirkte stark gedämpft. Ein Wildvogel flatterte gegen die Stangen seines Käfigs. Zinnoberrote Vorhänge, die an der Decke befestigt waren, hielten Hitze und Lärm vom Wageninneren ab. Ein roter Teppich, staubig, fadenscheinig und mit zerzausten Quasten, bedeckte den Boden.
»Schließ die Tür«, flüsterte die Madam, und mein Kopf fuhr zu einer Ecke herum. Sie war ganz in Rot gekleidet und verschwamm trotz der schreienden Farbe und der zahllosen Ketten mit dem blutroten Hintergrund, der halb um sie herum drapiert war. Auf ihrem Schoß lag ein Fuchs. Ihre geschwollenen Finger, die das Tier streichelten, und die Spitzen ihres
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