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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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Ich hätte sicher längst schon verheiratet sein können, wenn dieser Schwachkopf sich nicht im vergangenen Jahr innerhalb eines Tagesritts unserer Grenzen hätte ermorden lassen. Umso besser. Der Mann hatte eine Nase gehabt wie eine Kartoffel. »Ich fürchte, das werden wir uns noch lange anhören müssen«, fügte ich hinzu und blieb abrupt stehen, um einen Karren vorbeizulassen, dessen Fahrer mich nicht rechtzeitig erkannt hatte.
    Kavenlow nahm mich mit gequälter Miene beim Ellbogen. »Ich meine damit, dass es ein Fehler wäre, eine verfrühte Begegnung auf der Straße zu riskieren.«
    »Aber natürlich will ich ihm verfrüht begegnen«, erwiderte ich. »Wenn es nach meinen Eltern ginge, würde ich ihn erst in drei Wochen sehen.« Mit frech hochgezogener Braue löste ich mich aus seinem Griff und ging gemessenen Schrittes auf den Zigeunerwagen zu. »Es dauert nicht lange«, sagte ich über die Schulter zu ihm. »Ihr könnt Euch währenddessen in der Taverne gegenüber etwas zu trinken holen. Ich muss mich wirklich ein wenig hinsetzen«, log ich. »Mein Haar macht mich bei dieser Hitze noch wahnsinnig.«
    Ich stocherte an dem dicken Knoten herum, zu dem ich meine hüftlangen Locken hochgesteckt hatte. Abgesehen von ein paar Strähnen, die um der reizenden Wirkung willen lose herabhingen, wurde mein säuberlich aufgetürmtes Haar nicht nur von Haarnadeln, sondern auch von nadelspitzen Pfeilen zusammengehalten. Sie bestanden aus einem bestimmten Vogelknochen, und die dünne, hohle Röhre enthielt einen Tropfen Gift. Das kurze Blasrohr, aus dem sie abgeschossen wurden, steckte mitten in dem Arrangement auf meinem Kopf wie ein Stück Dekoration. Kavenlow bestand darauf, dass ich die Pfeile stets dabeihatte, wenn ich den Palast verließ, obgleich ich sie noch nie gebraucht hatte.
    Kavenlow sah zu, wie ich den Sitz meiner Pfeile überprüfte, einen sorgsam neutralen Ausdruck auf dem markanten Gesicht. Ich trug sie nun schon seit sieben Jahren. Meuchler suchten das Haus meiner Mutter heim. Zahlreiche Mordanschläge auf mich hatten meine ersten Lebensjahre geprägt, so dass meine Eltern schließlich Kavenlows Drängen nachgegeben hatten. Seitdem lehrte er mich, wie ich mich selbst verteidigen konnte, für den Fall, dass ich je von meinen Wachen getrennt werden sollte. Daher die Bullenpeitsche, die ich wie einen Gürtel unter der Seidenschärpe trug, und das Wurfmesser in einem Futteral an meinem Oberschenkel. Möge der Himmel mir beistehen, falls ich das je brauchen sollte – um es zu erreichen, musste ich die Röcke sehr hoch lüpfen. Die Pfeile jedoch waren ein Geheimnis zwischen Kavenlow und mir. Einer ließ einen Menschen entweder in Ohnmacht oder in Krämpfe fallen; zwei brachten den Tod. Dieses Arsenal war alles andere als prinzessinnenhaft, aber immerhin war es mir ja auch bestimmt, die Welt in Stücke zu sprengen, wenn man der Prophezeiung glauben konnte.
    Die Mordversuche hatten nach meinem zehnten Geburtstag nachgelassen, als meine Eltern mit der Suche nach passenden zukünftigen Ehemännern begonnen hatten. Aber nun, da die Gefahr bestand, dass ich tatsächlich jemanden heiraten würde, waren sie wieder aufgeflammt. Diesmal jedoch galten die Anschläge nicht mir, sondern jedem, an dem ich Gefallen zu finden schien. Das machte die heiratswilligen Kandidaten sehr nervös. Ich konnte es Prinz Garrett nicht verdenken, dass er so viele Männer mitgebracht hatte.
    Ich trat auf die unterste Stufe vor der Wagentür, hob den Blick und suchte nach den fremden schwarz-grünen Uniformen der Misdever. Ich fragte mich, ob Garrett wirklich so jung und attraktiv war, wie seine Porträts ihn darstellten. Wenn sie auch nur halbwegs wirklichkeitsgetreu waren, würde ich mich nicht über meinen Zukünftigen beklagen. »Außerdem«, fügte ich mit einem Schauer der Vorfreude hinzu und sah wieder Kavenlow an, »will ich wissen, wie Prinz Garrett so ist.«
    »Dann sollten wir in den Palast zurückkehren, wo Ihr die Dienstmägde befragen könnt.« In Kavenlows meergrauen Augen standen Müdigkeit und unterdrückte Gereiztheit. Aber die winzige Narbe oberhalb seiner Augenbraue hatte sich noch nicht rot gefärbt, daher wusste ich, dass mir noch ein bisschen Spielraum blieb.
    »Die Mägde! Die wissen höchstens, welche Farbe seine Socken haben.« Mit einem schelmischen Grinsen forderte ich ihn dazu heraus, mich aufzuhalten, erklomm die beiden letzten Stufen und klopfte mitten in dem roten Kreis, der auf das Holz gemalt war, an die Tür.

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