Topchter der Köingin Tess 1
Lehrer anzunehmen«, sagte er, richtete sich keuchend auf und stülpte sich den Hut wieder auf den Kopf.
Kavenlow packte in plötzlicher Furcht meinen Arm. »Tess!«
Mit flammenden Wangen warf ich Hauptmann Jeck einen finsteren Blick zu. »Ich habe nichts dergleichen gesagt«, erwiderte ich hitzig und ging beinahe seitwärts nebenher, als Jeck Prinz Garrett den Flur entlangtrug. »Ich habe zugestimmt, mir von ihm zeigen zu lassen, wie man mit den Händen heilt, solange ich als Botschafterin in Misdev diene. Ich benutze Hauptmann Jeck nur, und das weiß er auch.«
Jeck lachte leise, und Kavenlow erbleichte. »Tess, nein«, sagte er eindringlich und eilte neben mir her. »Damit ist die Sache endgültig klar. Du gehst nicht nach Misdev. Er wird so viel wie möglich aus dir herauskitzeln und dieses Wissen dann benutzen, um Costenopolis einzunehmen. Sofern er dich nicht gleich ermordet.«
»Er wird mich nicht ermorden. Er will, dass ich sein Lehrling werde«, sagte ich, ohne mich darum zu scheren, dass Jeck uns zuhörte. »Und er kann mich nicht ständig im Auge behalten. Wann wird sich mir wieder eine Gelegenheit bieten, nach Belieben in König Edmunds Palast herumzuspazieren? Lass mich nach Misdev gehen, Kavenlow. Mir geschieht schon nichts.«
»Nein«, sagte Kavenlow scharf.
»Ich will aber gehen«, beharrte ich. »Kavenlow, du musst es mir erlauben!«
Jeck lachte unter Garretts schwerer Last keuchend auf.
»Was zum Teufel gibt es da zu lachen?«, fragte Kavenlow mit zornig funkelnden Augen.
Jeck rückte Garrett bequemer zurecht und ging weiter den Flur entlang. »Lass mich los. Lass mich gehen«, bettelte er mit Fistelstimme. »Das sagt sie ständig, seit ich ihr begegnet bin.« Er beäugte Kavenlow unter seinem Hut hervor. »Lasst sie doch gehen. Oder traut Ihr Eurem eigenen Werk nicht?«
Gebeugt und leise fluchend marschierte Kavenlow zwischen uns den Flur entlang. Die Wachen folgten uns in angemessenem Abstand. »Mir bleibt noch eine Woche, ehe Garrett nach Hause gebracht wird«, sagte Kavenlow. »Du reist nicht mit Hauptmann Jeck ab, Tess.«
Ich sagte nichts darauf, denn ich war mir sicher, dass Contessa eher auf mich hören würde als auf ihn. Ich würde mitreisen. Ich würde wenigstens lernen, wie ich mit den Händen heilen konnte. Was die andere Sache anging – das Töten – war ich mir nicht so sicher.
Duncans schäbige Gestalt erschien am anderen Ende des Flurs. Er gestikulierte lebhaft, während er offenbar auf einen Gardisten einredete, bis dieser auf uns zeigte. Duncan folgte seinem Blick und wandte sich uns begierig zu. »Tess?«, rief er den halben Flur entlang. »Wollen wir deine Pferde holen? Uns bleiben noch ein paar Stunden bis zur Krönung deiner Schwester.«
Ich blickte zwischen Kavenlow und Jeck hin und her und spürte plötzlich wieder das Gewicht eines Apfels in meiner Tasche. Ich war nicht die Prinzessin von Costenopolis – ich war Kavenlows Lehrling, und es galt, sein Geschenk abzuholen. »Ja«, rief ich, löste mich von den beiden und eilte Duncan entgegen, um mit ihm wohl zum ersten Mal in meinem Leben frei durch die Stadt zu streifen. »Ich komme.«
Ich danke meiner Lektorin bei Ace Fantasy, Anne Sowards, die mir geholfen hat, diese Geschichte noch besser zu machen, und meinem Agenten Richard Curtis, denn ohne seine Bemühungen gäbe es diese Geschichte gar nicht.
Weitere Kostenlose Bücher