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Topkapi

Topkapi

Titel: Topkapi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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Stunden.«
    »Morgen ist Dienstag. Wenn Sie gegen Mittag aufbrechen, können Sie dort übernachten. Mittwoch nacht in Edirne. Istanbul sollten Sie bis Donnerstag nachmittag schaffen.« Er überlegte einen Augenblick. »Packen Sie morgen früh Ihre Zahnbürste ein und kommen Sie mit einem Taxi hierher. Ich erwarte Sie um zehn Uhr.«
    »Wo ist der Wagen?«
    »Das werden Sie morgen früh sehen.«
    »Wie Sie meinen.«
    Er schloß die Tür auf. »Packen Sie Ihren Krimskrams ein und verschwinden Sie. Ich will noch etwas schlafen.«
    Ich steckte meine Habseligkeiten wieder in die Tasche und ging zur Tür.
    »Arthur!«
    Als ich mich umdrehte, knallte etwas gegen meine Brust und fiel mir vor die Füße. Der Nachschlüssel. Ich hob ihn auf und ging. Ich sagte weder gute Nacht noch sonst ein Wort. Er bemerkte es gar nicht. Er trank seinen Schnaps.
    Das Schlimmste in der Schule waren die Prügel gewesen. Das war ein richtiges Ritual. Der Lehrer, den man in Wut gebracht hatte, wurde plötzlich ganz ruhig und sagte: »Bring dem Direktor diesen Zettel.« Auf dem Zettel stand immer das gleiche: Erbitte Erlaubnis zur Bestrafung , darunter seine Initialen. Er faltete ihn zweimal, ehe er ihn dem Betreffenden übergab. Es war verboten, ihn zu lesen; vielleicht war es den Lehrern nicht recht, daß sie um Erlaubnis fragen mußten.
    Dann mußte man gehen und »Die Borste« suchen. Manchmal war er in seinem Büro; aber meistens unterrichtete er das sechste Semester in Trigonometrie oder Latein. Das bedeutete, daß man hinein mußte und stehenbleiben, bis er geruhte, einen zu bemerken. Manchmal wartete man fünf oder zehn Minuten; je nachdem, wie er gelaunt war. Er war ein großer, schwerer Mann mit einem dichten schwarzen Haarflaum auf den Handrücken und einem tiefroten Gesicht. Er sprach sehr schnell, und nach einer Weile sammelte sich weißer Schaum in seinen Mundwinkeln. War er gut gelaunt, fing er an, Witze zu reißen, sowie man hereinkam. »Ah, der liebe Simpson, oder vielleicht sollten wir sagen, der nicht genügend liebe Simpson, womit können wir Ihnen dienen?« Was er auch sagte, das sechste Semester brüllte stets vor Lachen, und je mehr sie lachten, desto länger machte er weiter. »Und was haben Sie angestellt, lieber Simpson, was haben Sie angestellt? Bitte informieren Sie uns.« Man mußte sagen, was man getan hatte – und man mußte bei der Wahrheit bleiben, falls er später den Lehrer fragte. Wenn er noch ein paar Witze losgeworden war, unterzeichnete er den Zettel, und man konnte gehen.
    Einige Zeit lang war ich gar nicht schlecht bei ihm angeschrieben, weil ich so tat, als könnte ich mir das Lachen nicht verkneifen bei seinen Witzen, obwohl ich Prügel vor mir hatte. Wenn er schlechte Laune hatte, nannte er uns mit Vorliebe »Sir«. »Nun, Sir, wofür haben Sie sich das eingehandelt? Kleiner Geist, Sir, kleiner Geist! Arbeitet für die Nacht, die da kommen wird! Jetzt hinaus, genug Zeit verschwendet.«
    Wenn man ins Klassenzimmer zurückkam, gab man dem Lehrer den unterzeichneten Zettel! Er nahm dann seinen Talar ab, so daß er die Arme frei hatte, und holte den Stock aus seinem Pult. Die Stöcke waren alle gleich, etwa einen dreiviertel Meter lang und ziemlich dick. Manche Lehrer gingen dazu hinaus in die Garderobe, andere machten es vor der Klasse. Man mußte sich bücken und dabei die Zehen berühren. Dann schlug er zu, so fest er konnte. Es fühlte sich an wie ein heißes Eisen, und wenn er zufällig zweimal die gleiche Stelle traf, wie ein Knüppel mit eisernen Stacheln. Wichtig war, daß man sich nicht wehrte und nicht schrie. Ich erinnere mich an einen Jungen, der hinterher die Hose naß machte und nach Hause geschickt werden mußte. Ein anderer kam ins Klassenzimmer zurück und übergab sich, und der Lehrer mußte den Pedell holen lassen, um aufzuwischen. Sie ließen immer den Pedell holen, und er sagte immer das gleiche, wenn er mit seinem Eimer und Lappen ankam. – »Ist das alles?« –, als sei er enttäuscht, daß es nicht Blut war. Die meisten aber bekamen nur ein rotes Gesicht, wenn sie geprügelt wurden, und versuchten, zu ihrem Platz zurückzugehen, als sei nichts geschehen. Das war kein Stolz; nur so konnte man etwas Mitgefühl bekommen. Wenn ein Junge weinte, tat er einem nicht leid, man war eher peinlich davon berührt, und man ärgerte sich, weil der Lehrer glauben mochte, er hätte sich durchgesetzt.
    Der Stock hat mich den Haß gelehrt, und das gehörte zum Wertvollsten, was ich in Coram’s

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