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Topkapi

Topkapi

Titel: Topkapi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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lernte. Ich habe niemals Prügel vergessen oder vergeben. Nicht, ehe ich sie dem betreffenden Lehrer heimgezahlt hatte. War er verheiratet, schrieb ich an seine Frau einen anonymen Brief, in dem ich behauptete, er hätte versucht, sich an kleine Jungen heranzumachen. War er Junggeselle, schickte ich den Brief als Warnung an die Eltern eines anderen Jungen. In den meisten Fällen erfuhr ich natürlich nichts über die Wirkung. Aber in zwei Fällen erfuhr ich immerhin, daß die Eltern ihre Jungen verhört und meine Briefe an »Die Borste« weitergeleitet hatten. Ich habe nie jemandem davon erzählt. Ich wollte keine Nachahmer; und da ich meine Schrift sehr gut verstellen konnte, wußten die Lehrer nie mit Sicherheit, wer es gewesen war. Solange sie Verdacht hegten, ohne ihn beweisen zu können, war ich zufrieden. Sie wußten, daß ich zurückschlagen konnte, daß ich ein guter Freund, aber auch ein gefährlicher Feind sein konnte.
    Meine Haltung Harper gegenüber war die gleiche. Er hatte mir »Prügel« gegeben; aber anstatt in Selbstmitleid zu schwelgen, begann ich zu überlegen, wie ich zurückschlagen konnte.
    Solange er dieses »Geständnis« hatte, konnte ich nicht viel unternehmen. Aber eines wußte ich nun – er war ein Gauner. Ich wußte nicht, was für ein Gauner – aber das würde ich früher oder später erfahren. Dann, wenn es für mich ungefährlich war, würde ich die Polizei auf ihn hetzen.
    Ich hatte gehofft, Nicki würde bereits schlafen. Die eine Seite meines Gesichts, wo er mich geschlagen hatte, war gerötet, und ich hatte keine Lust, viel zu erklären; aber sie hatte Licht an und blätterte in einem französischen Modejournal.
    »Hallo, Papa«, sagte sie.
    Ich sagte auch hallo und ging ins Badezimmer, um das blutige Taschentuch loszuwerden. Dann ging ich hinein und fing an, mich auszuziehen.
    »Ihr seid nicht lange im Club gewesen.«
    »Er wollte weiter zu Irma.«
    Das hörte sie natürlich nicht gern. »Hast du noch etwas über ihn herausgekriegt?«
    »Er ist Geschäftsmann – Rechenmaschinen, glaube ich. Ein Freund von ihm hat einen Lincoln. Er will, daß ich den Wagen für ihn nach Istanbul bringe. Morgen früh fahre ich los. Er zahlt ganz gut – hundert amerikanische Dollar.«
    Sie richtete sich auf. »Das ist sehr viel, nicht wahr?« Und dann endlich sah sie mein Gesicht. »Was hast du denn angestellt?«
    »So ein Idiot mit einem Simca. Ich mußte hart bremsen.«
    »Kam die Polizei dazu?«
    Es war eine Manie von ihr, bei jedem kleinen Verkehrsunfall, in den ich verwickelt war, zu glauben, die Polizei würde zur Strafverfolgung ansetzen, nur weil ich einmal – zu Unrecht – angeklagt worden war, in betrunkenem Zustand einen Unfall verursacht zu haben.
    »Es war nicht wichtig«, sagte ich. Ich drehte mich um, um meinen Anzug aufzuhängen.
    »Wirst du lange weg sein?« Es klang, als hätte sie den Unfall geschluckt.
    »Zwei oder drei Tage. Ich werde ganz unvermutet per Flugzeug zurückkommen und dich mit einem Liebhaber überraschen.«
    Ich dachte, das würde sie amüsieren, aber sie lächelte nicht einmal. Ich legte mich neben sie ins Bett, und sie löschte das Licht aus. Dann sagte sie: »Warum geht ein Mann wie Mr. Harper ins Bordell?«
    »Wahrscheinlich, weil er anderswo impotent ist.«
    Sie sagte nichts. Dann berührte sie mit der Hand mein Gesicht.
    »Was ist wirklich passiert, Papa?«
    Ich erwog, ob ich es ihr erzählen sollte. Aber dann hätte ich zugeben müssen, daß der Unfall eine Lüge war, also antwortete ich gar nichts. Nach einer Weile drehte sie sich ab von mir und schlief ein.
    Sie schlief noch oder tat wenigstens so, als ich am Morgen aufbrach.
    Harper ließ mich zehn Minuten warten; gerade lange genug, damit mir noch einfiel, daß ich vergessen hatte, in meinem Wagen den Batterieanschluß zu lösen. Die Batterie taugte nicht mehr viel, und bis ich zurückkam, würde sie leer sein, denn die elektrische Uhr war in Betrieb. Ich überlegte, ob ich noch Zeit hätte, Nicki anzurufen, als Harper herunterkam. »Fertig?« sagte er.
    »Ja.«
    »Wir nehmen ein Taxi.«
    Während der Fahrt nach Piräus öffnete er die Aktentasche und nahm einen großen Umschlag heraus. Gestern nacht war er noch nicht in der Tasche gewesen; dessen war ich sicher. Er gab ihn mir.
    »Hier ist alles, was Sie brauchen, das Carnet für den Wagen, die Grüne Versicherungskarte, eintausend griechische Drachmen, einhundert türkische Pfund und fünfzig amerikanische Dollar für Notfälle. Das Carnet ist

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