Tor der Daemmerung
der gerade hinter einen Pick-up huschte. Die Gestalt auf dem Autodach fauchte kurz, nahm die Verfolgung auf und verschwand in dem Labyrinth aus Fahrzeugen.
»Lass uns abhauen«, flüsterte Zeke, und wir rannten zu unserem Van zurück. Grimmig schüttete er das Benzin in den Tank, während ich die Schatten zwischen den Autos nach Verseuchten absuchte. Zu sehen war nichts, aber das leise Rascheln zwischen den Wagen verriet ihre Anwesenheit. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie uns entdeckten.
»Fertig«, murmelte Zeke und machte die Klappe zu. Er warf mir den Kanister zu und wir gingen nach vorne, im selben Moment öffnete sich die Seitentür und Caleb stolperte heraus. Er rieb sich mürrisch die Augen.
»Ich will nicht mehr da drin sitzen«, verkündete er. »Wann machen wir Pause und essen?«
»Steig wieder ein, Caleb«, befahl Zeke, aber es war zu spät. Ein schriller Schrei zerriss die Stille, ein Verseuchter katapultierte sich über den nächsten Wagen und stürmte auf ihn zu.
Ich ging dazwischen, packte Caleb um die Taille und schützte ihn mit meinem Körper. Der Verseuchte prallte gegen mich, bohrte mir von hinten seine Klauen in die Haut und biss mich in den Hals. Trotz der Schmerzen krümmte ich mich zusammen, um Caleb abzuschirmen, während der Verseuchte wie wild meinen Rücken bearbeitete.
Plötzlich stürmte eine schreiende Ruth aus dem Wagen, in den Händen einen rostigen Montierhebel. Sie erwischte den Verseuchten mit voller Wucht am Arm, sodass das Monster fauchend zu ihr herumwirbelte.
»Finger weg von meinem Bruder«, kreischte Ruth und zertrümmerte ihm mit einem satten Knirschen die Wange. Der Verseuchte geriet ins Wanken, brüllte laut und schlug blindlings zu. Die gebogenen Krallen erwischten das Mädchen am Bauch, zerfetzten Kleidung und Haut und rissen ein riesiges Loch in ihren Unterleib. Blut spritzte gegen den Van. Als sie keuchend zurückwich, hechtete Zeke über die Motorhaube, schwang seine Machete und rammte sie dem Verseuchten ins Genick.
Das Monster riss das Maul auf und brach zusammen, doch gleichzeitig ertönte überall um uns herum heulendes Geschrei. Ohne auf seine panischen Schreie zu achten, schleuderte ich Caleb in den Van, Zeke hob Ruth vom Boden auf und sprang mit ihr im Arm hinterher. Ich knallte die Seitentür zu, machte einen Satz über die Motorhaube und kletterte auf den Fahrersitz. Sobald ich die Fahrertür zugezogen hatte, knallte ein Verseuchter mit so viel Wucht gegen mein Fenster, dass die Scheibe zu zerspringen drohte.
Eine zweite Kreatur landete fauchend auf der Motorhaube. Glücklicherweise steckte der Zündschlüssel im Schloss. Als ich den Van startete, wurde der Verseuchte gegen die Windschutzscheibe und dann zu Boden geschleudert, und plötzlich hatte ich freie Bahn. Ich drückte das Gaspedal durch, der Van machte einen Satz und wir rasten mit quietschenden Reifen über den Bürgersteig. Ich mähte noch ein paar Verseuchte nieder, doch dann hatten wir die Stadt hinter uns gelassen und flohen in die Nacht hinaus.
Wir beerdigten Ruth kurz vor Sonnenaufgang, ungefähr eine Stunde von der Stadt entfernt auf einem kleinen Feld. Sie war bis zum Schluss bei Bewusstsein, umgeben von ihrer Familie, und ruhte die ganze Zeit in Zekes Armen. Ich konzentrierte mich aufs Fahren und versuchte sowohl den alles durchdringenden Blutgeruch als auch die leisen, hoffnungslosen Schluchzer zu ignorieren, die zu mir nach vorne drangen. Kurz bevor es zu Ende ging, gestand sie Zeke flüsternd ihre Liebe, dann hörte ich, wie ihr Herzschlag immer leiser und leiser wurde, bis er schließlich ganz verstummte.
»Allison«, rief Zeke wenige Minuten später, um Caleb zu übertönen, der hysterisch heulte und seine Schwester anflehte, wieder aufzuwachen. »Es wird bald dämmern. Such nach einer Stelle, an der wir anhalten können.«
Schließlich hielt ich vor einem verlassenen Bauernhof, und obwohl es bald hell werden würde, half ich Zeke dabei, in dem harten Lehmboden vor dem Haus ein Grab auszuheben. Als auch die anderen sich versammelt hatten, sprach Zeke ein paar Worte für alle, die wir verloren hatten: Ruth und Dorothy, Darren und Jeb. Ihm versagte ein paar Mal die Stimme, aber er blieb ruhig und gefasst, selbst als ihm die Tränen über das Gesicht liefen.
Ich konnte nicht bis zum Ende bleiben. Da die Sonne bereits über den Horizont stieg, warf ich Zeke über den aufgehäuften Erdhügel hinweg einen stummen Blick zu, und er nickte. Leise zog ich mich aus der nun noch
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